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Kahls Kampf gegen das „Opel-Imperium“

Der unabhängige Betriebsrat Eugen Kahl streitet vor dem Darmstädter Arbeitsgericht auf Zutritt zum Rüsselsheimer Opelwerk. Das hatte ihn rausgeschmissen. Kahl fühlt sich von der IG Metall in eine Falle gelockt – weil diese Konkurrenz fürchtet

AUS RÜSSELSHEIM KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

Vor dem Arbeitsgericht in Darmstadt kämpft der unabhängige Betriebsrat Eugen Kahl heute um seine Reputation – und gegen das „Imperium Opel“ (Kahl). Die Bosse der Autofabrik hatten den Russlanddeutschen der oppositionellen Betriebsratsliste „Die Unabhängigen“ (AUB) Ende Januar fristlos gefeuert und ein Hausverbot gegen ihn ausgesprochen. Weil es ihm damit unmöglich sei, Wahlkampf für die Betriebsratswahlen bei Opel am 9. März zu machen, klagt Kahl jetzt auf „Zutritt zum Werk“.

Vorgeworfen wird ihm ein tätlicher Angriff auf einen Bereichsbetriebsrat der IG Metall. Der 55 Jahre alte Kahl bestreitet das. Er sei „in eine Falle gelockt“ worden, sagte er gestern der taz. Diese habe ihm „wenigstens ein Betriebsrat von der IG Metall“ gestellt.

Aus dem Betriebsrat von Opel haben sie den „Rebellen von Rüsselsheim“, wie ihn seine Leute nennen, schon fast gedrängt. Kahl hatte einem Kollegen von dessen bevorstehenden Kündigung berichtet und damit seine Kompetenzen als Betriebsrat überschritten. Und er hatte dem Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Klaus Franz (IG Metall) vorgeworfen, ihn von der Betriebsratsarbeit auszugrenzen und als Person zu diskreditieren.

Das Landesarbeitsgericht folgte im Sommer 2005 seiner Darstellung nicht und erklärte seinen Ausschluss aus dem Betriebsrat für rechtsgültig; das Urteil ist aber noch nicht rechtskräftig.

Jetzt kurz vor den Betriebsratswahlen liegen bei den Betriebsräten der IG Metall die Nerven blank. Sie fürchten die Konkurrenz – und den emsigen Kahl. Noch nie zuvor nämlich kandidierten so viele Arbeiter und Angestellte auf der Liste der „Unabhängigen“ (AUB), rund dreißig sind es bei dieser Wahl. Erstmals gibt es auch weitere Listen bei Opel: die „Alternative Gewerkschaft“ etwa und die Liste „Soziale Kompetenz“. Vergeblich hatte Gesamtbetriebsratsboss Franz zuvor erklärt, dass man keine oppositionellen Listen brauche. Opposition sei man nämlich selbst – in Frontstellung zur Unternehmensführung.

Das aber bezweifeln inzwischen immer mehr Beschäftigte. Zu sehr nämlich sei Franz in den Verhandlungen über das mit einem massiven Arbeitsplatzabbau verbundene Restrukturierungsprogramm auf die Forderungen der Arbeitgeber eingegangen, so die immer lauter werdende Kritik. Inzwischen musste sich gut die Hälfte der rund 2.500 Beschäftigten in Rüsselsheim, die sich Anfang 2005 für eine Abfindung und den Wechsel in eine Beschäftigungsgesellschaft entschieden haben, arbeitslos melden. Und Opel will weiter Arbeitsplätze abbauen respektive „outsourcen“. Von einer „Erfolgsstory“ jedenfalls, wie noch vor Jahresfrist nach der Vertragsunterzeichnung, spricht selbst beim DGB in der Region kein Mensch mehr.

Er kenne keinen Betriebsrat eines anderen Autowerks, der „derart abgeschottet und monolithisch“ agiere wie der von der IG Metall dominierte Betriebsrat in Rüsselsheim, so ein Vorstandsmitglied des DGB vor Ort. Deshalb sei es „erst einmal gut, dass bei Opel auch andere Listen kandidieren“.

Der ehemalige Betriebsratsvorsitzende von Opel in Bochum, Peter Jaszczyk (63), gründete inzwischen ein „Solidaritätskomitee Eugen Kahl“ und erinnert an die „Tradition fristloser Entlassungen bei Opel“. 1971 seien Joschka Fischer, Daniel Cohn-Bendit und Matthias Belz bei Opel rausgeschmissen worden, „weil sie wie Kahl heute gegen den Strom schwammen“. Der taz sagte Jaszczyk, dass im Vorfeld der Betriebsratswahlen auch bei VW in Emden oder bei BMW Konkurrenzlisten zur IG Metall eingereicht worden seien.

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