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51 Tote, keine Schuld

ÄGYPTEN Viele Tote bei Konfrontation zwischen Armee und Mursi-Fans. Armee: Terrorangriff. Muslimbrüder: Haben nur gebetet

KAIRO/BERLIN afp/taz | Was genau am frühen Montagmorgen vor dem Sitz der Präsidialgarde in Kairo bei der Gewalt zwischen der Armee und Islamisten geschah, darüber gibt es widersprüchliche Angaben. Ärzte sprachen von 51 Toten, die Muslimbrüder von 53. Die Zahl der Verletzten soll bei über 300 liegen.

Den Angaben der Muslimbrüder zufolge hätten die versammelten Anhänger des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi vor dem Gebäude gebetet, als Soldaten und Polizisten das Feuer eröffneten. Mursis Gefolgsleute seien „massakriert“ worden, hieß es.

Die ägyptische Armee machte hingegen „bewaffnete Terroristen“ für die Gewalt verantwortlich. Diese hätten versucht, den Sitz der Präsidialgarde zu stürmen, zitierte die Staatszeitung Al-Ahram aus einer Erklärung der Streitkräfte. Dabei seien Soldaten und Polizisten angegriffen sowie ein Beamter getötet worden. 200 Angreifer seien festgenommen worden.

Nach Angaben von Ermittlern seien vor Ort Gegenstände gefunden worden, die darauf hindeuteten, dass Mursi-Anhänger hinter der Gewalt steckten. Dazu gehörten Partei- und Personalausweise, Listen von Namen mit nebenstehenden Geldbeträgen sowie Waffen und Munition, wie die Zeitung Al Masry al Youm berichtete.

Augenzeugen gaben hingegen an, die Armee habe lediglich Tränengas eingesetzt und Warnschüsse abgegeben. „Schläger“ in Zivil seien für die Gewalt verantwortlich. Unter den Augenzeugen waren auch Unterstützer der Muslimbruderschaft. Der britischen BBC sagte ein Zeuge, die Demonstranten seien überrascht worden, und die Soldaten hätten scharfe Munition, Schrotkugeln und Tränengas eingesetzt.

Übergangspräsident Adli Mansur setzte eine Kommission ein, die die „Zwischenfälle“ vor dem Sitz der Präsidentengarde untersuchen soll. Die Justiz ordnete die Schließung der Zentrale der Muslimbrüder-nahen Freiheits- und Gerechtigkeitspartei an. In dem Gebäude seien Messer, brennbare Flüssigkeiten und andere Waffen gefunden worden, die gegen Demonstranten eingesetzt werden sollten, erklärte ein Vertreter der Sicherheitskräfte. Die Muslimbrüder wiesen darauf hin, dass die Zentrale seit 27. Juni geschlossen sei.

Aus Protest gegen das „Massaker“ zog sich die salafistische Nur-Partei „mit sofortiger Wirkung“ aus den Gesprächen über eine Regierungsbildung zurück. „Wir wollten Blutvergießen verhindern, aber jetzt ist Blut vergossen worden“, schrieb ihr Sprecher Nader Bakar. Die Nur-Partei ist die einzige islamistische Partei, die den Putsch gegen Mursi unterstützt und sich an den politischen Gesprächen beteiligt hatte.

Weiterhin offen blieb, wer nun Übergangsregierungschef werden soll. Nachdem die Salafisten am Wochenende die Wahl des säkularen Oppositionsführers und Friedensnobelpreisträgers Mohamed ElBaradei blockiert hatten, wurde am Sonntagabend aus Mansurs Umfeld bekannt, dass der Wirtschaftsexperte Siad Bahaa Eldin für den Posten im Gespräch sei. B.S.

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