: Coming Out vertagt
Christdemokraten im Düsseldorfer Landtag wollen nun doch nicht schwul-lesbische Perspektiven eröffnen
Es hätte so schön sein können. Lieb gewonnene Vorurteile schienen plötzlich nicht mehr der Realität stand zu halten. Ausgerechnet auf Antrag von Schwarz-Gelb, so hatten es die Fraktionsspitzen von CDU und FDP vereinbart, sollte der Landtag noch vor der Sommerpause beschließen, „schwuler und lesbischer Selbsthilfe eine verlässliche Perspektive eröffnen“ zu wollen. Das wird er nicht tun: Die christdemokratische Fraktion begehrte auf und hat die Initiative jetzt gestoppt.
Aber für manch klerikal-konservativen CDUler musste es ja auch wie eine Provokation klingen: Der Landtag „wertschätzt das in der schwul-lesbischen Selbsthilfe bestehende bürgerschaftliche Engagement“, heißt es in dem der taz vorliegenden Entwurf. Mit dem Antrag hatte die Landesregierung aufgefordert werden sollen, die Initiative zur Gründung einer schwul-lesbischen Stiftung administrativ zu unterstützen. Ziel der unter anderem vom Schwulen Netzwerk NRW und der LAG Lesben in NRW anvisierten Stiftung solle sein, so steht es im Antragstext, die „Diskriminierung gegen Schwule, Lesben und Transgender bekämpfen“ und „die Akzeptanz für unterschiedliche Lebensentwürfe befördern und nachhaltig stärken“. Zudem solle sie „junge Menschen in der Zeit des Coming-outs unterstützen“ und „gleichgeschlechtlich liebenden Frauen und Männern ein würdiges Altern ermöglichen“.
Solche Sätze seien dem ein oder anderen Parlamentarier dann doch „ein bisschen zu drastisch formuliert“ gewesen, heißt es halb offiziell aus der CDU-Fraktion. Daher bestünde „Nachbesserungsbedarf“ – nach der Sommerpause.
FDP-Generalsekretär Christian Lindner hätte es „gerne gesehen“, wenn Schwarz-Gelb vor dem Anfang Juli in Köln stattfindenden Christopher-Street-Day ein politisches Zeichen gesetzt hätte. „Ein solches Signal würde uns gut zu Gesicht stehen“, sagte Lindner zur taz. Aber auch wenn er nicht wüsste, an welchen konkreten Formulierungen ernsthaft Anstoß genommen werden könnte, so sei er für Verbesserungsvorschläge immer offen – „solange es nur um Formulierungen und nicht um die Sache geht“.
Genau um die geht es jedoch Abgeordneten wie Volkmar Klein, Landeschef des evangelischen Arbeitskreises der CDU: „Ich komme aus dem Siegerland, da kann ich mich mit solchen Positionen nicht blicken lassen“, zitiert ihn die Rheinische Post.
PASCAL BEUCKER
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