kinderpornografie: Alles, nur kein Kavaliersdelikt
Die Zahl offenbart die Dimension: Rund tausend Nutzer kinderpornografischer Bilder stehen in Norddeutschland im Fokus der Ermittler. Dass sie nun zur Verantwortung gezogen werden können, ist sicher ein Erfolg der Fahnder. Doch diese Nachricht darf eines nicht verdecken: Um die Strafverfolgung derjenigen, die sich am Leid und organisierten Missbrauch von Kindern befriedigen, ist es nach wie vor nicht gut bestellt.
KOMMENTAR VON MARCO CARINI
Fakt ist: In den norddeutschen Landeskriminalämtern stapeln sich beschlagnahmte Datenträger, auf denen die Ermittler Kinderpornografie vermuten, die aber noch nicht ausgewertet wurden. Nicht selten müssen sie unbesehen zurückgegeben werden, weil Kapazitäten fehlen. Für verdachtsunabhängige Ermittlungen, etwa die Zufalls-Recherche im Internet, bleibt den Ermittlern ohnehin keine Zeit.
Fakt ist auch: Fast durchweg kommen überführte Täter mit Bewährungsstrafen davon. Und das, obwohl die Opfer skrupellosen Missbrauchs immer jünger werden. Doch der Erwerb solchen Materials, der ja erst das Angebot schafft, gilt noch immer als Kavaliersdelikt. Und seine Konsumenten können sich nach wie vor zu sicher fühlen.
Hier sind Behörden und Gerichte gefragt: So mancher vermeintliche „Kavalier“ gehört in den Knast, zumindest aber in Therapie.
bericht SEITE 22
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen