piwik no script img

■ QuerspalteKanther ißt die PDS

Bundesinnenminister Manfred Kanther ist ein Opfer seiner Propaganda. Entsprechend zwanghaft wiederholt sich der Mann; wem es an Geist gebricht, der muß das Heil in der Redundanz suchen. So bezeichnete Kanther bei der Vorstellung des neuen Verfassungsschutzberichtes die PDS abermals als „Gefahrenquelle für die freiheitliche demokratische Grundordnung“ und wollte nicht feststellen können, „daß die PDS ihren Frieden mit dem demokratischen Verfassungsstaat zu machen beabsichtigt“.

Wo lebt Manfred Kanther eigentlich? Wo ich auch lebe? Oder kam Kanther nur bis Eboli? Und von welcher PDS spricht er? Meint er den Laden, den Hütehund Lothar Bisky in den Hafen der Sozialdemokratie stubst? In dem der mäßig begabte Streber André Brie vom Gorbatschowisten zum Chefbovisten, vulgo: Wahlkampfleiter sowie Quer-, ja, „Chefdenker“ der Partei avancierte? Den Heimatverein, dessen Hauptdarsteller ein gelackter Advokat ist, der mit seiner Krawattensammlung ebenso renommiert wie mit seinem Leben als „Frauentyp“? Ist das die PDS, die Manfred Kanther meint, wenn er mit der Gefahr einer kommunistischen Verschwörung herumhantiert? – Nein: Kanther glaubt den Muff, den er verlautbaren läßt, tatsächlich selbst. Und nennt die PDS eine „unappetitliche Fortsetzung der alten SED“.

Will er die PDS jetzt aufessen? Und warum kommt ausgerechnet Manfred Kanther mit ästhetischen Kategorien angelaufen – einer, der so auftritt, als fühle er sich in einer schwarzen Uniform, in Schaftstiefeln und mit Reitpeitsche am Handgelenk am wohlsten? Einer, der, wenn nicht die politische, so aber doch die ästhetische Kontinuität des deutschen Faschismus verkörpert?

Manfred Kanther hat den rechten Winkel zum Lebensprinzip erhoben. Fragen des Geschmacks sollte der oberste deutsche Abschiebungsbürokrat weiträumig umfahren. Denn auf dem Feld steht er sogar noch schlechter da als die ungelüfteten Nationalprovinzler von der PDS. Wiglaf Droste

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen