piwik no script img

Kino für „Haven Höövt“ in den Sternen

■ Beirat Vegesack akzeptierte erste Bauanträge auch ohne Kino / Investor Albrecht bemüht sich weiter um Kino-Betreiber und will die Bauanträge für Kino und Wohnungsbau nachliefern

„Mit der Fertigstellung des Objektes kann im Herbst 2000 gerechnet werden.“ So stand es in einem Akquisitionsschreiben der Hofschröder Marketing-GmbH vom Mai. Daraus wird wohl nichts. Immerhin: Der Baubeginn für das Einkaufszentrum „Haven Höövt“ soll noch im Jahre 2000 sein. Vor einer Woche stimmte der Beirat in einer nicht öffentlichen Sitzung dem vorgelegten Teil der Baupläne zu. Nach monatelangem Tauziehen hinter den Kulissen ist nun Klarheit geschaffen, sagt die SPD-Beiratspolitikerin Anke Nerger.

Kurz bevor die Marketing-Strategen ihren Werbe-Brief an potenzielle Geschäftsleute verbreiteten, hatte die Albrecht-Vermögensverwaltung des Investors Frank Albrecht in einem Brief dem Bauamt Nord mitgeteilt, die „Beschränkung der Verkaufsflächen auf 50 Prozent der Gesamtnutzungsfläche“ könne nicht akzeptiert werden. Das Einkaufszentrum müsse größer werden, um die „gewollte Kaufkraftbindung“ zu ermöglichen. Auch „im Hinblick auf eine wirtschaftliche Darstellung des Gesamtprojektes“ müsse der Bauherr freie Hand haben bei der Größe des Geschäftsanteils. Als dann Baupläne vorgelegt wurden, in denen von zugesicherter Wohnbebauung und dem Kino-Komplex nichts zu sehen war, wurden die Ortspolitiker vollends skeptisch.

Zwar hatte der Geschäftsführer der Projektgesellschaft „STAVE“ versichert, im Vertrag seien der Kino-Komplex und der Wohnanteil verbindlich enthalten. Dies scheint aber nicht der Fall zu sein. Aus Kreisen von Personen, die Einblick in den vertraulichen Vertragstext haben, wurde sogar von „Lüge“ gesprochen. Der Bauausschuss des Beirates Vegesack lehnte es ab, über die Baupläne abzustimmen.

Dies ist nun, sagt die SPD-Politikerin Nerger, am 23. November in der nicht öffentlichen Beiratssitzung erfolgt. Die Bauanträge für den Kino-Komplex und die vier Wohnblocks sollen nun nachgereicht werden. Auch wenn der Investor noch keinen Kino-Betreiber gewinnen konnte. Da es in Bremen-Nord keinen Kino-Komplex gibt, wird am Bedarf nicht gezweifelt.

Die Sorge, dass Investor Albrecht die Wohnungsbau-Flächen als Reserve für eine Erweiterung des Einkaufszentrums zurückhalten will, scheint auch vom Tisch: Der Investor gibt sich mit 12.000 Quadratmetern Verkaufsfläche zufrieden, der Wohnungsbau soll zeitlich mit dem gesamten Projekt begonnen werden. Für 500.000 Mark soll Albrecht das Kopfgrundstück“, das vom Bahnhof Vegesack aus den Eingangsbereich zum „Haven Höövt“ bildet, auch kaufen.

Erst einmal auf Eis gelegt haben die Wirtschaftsförderausschüsse am vergangenen Donnerstag die Nachforderungen der STAVE, die die Ausgleichsmaßnahmen für Vegesack organisiert: Das neue Einkaufszentrum soll nicht schlichte Konkurrenz zur Fußgängerzone werden, das Nebenzentrum soll eine attraktive Verbindung zum Haven Höövt haben und selbst modernisiert werden. Dass allerdings die gebaute Fußgängerbrücke über den Vegesacker Hafen fast doppelt so teuer geworden ist wie geplant, das wollten die Wirtschaftsförderer nicht ohne weiteres durchgehen lassen. In der Liste der „Nachwilligungen“ taucht auch ein Gutachten „Machbarkeit Symbolon“ für den Sedanplatz auf. Dafür war nie Geld bewilligt worden. Problem: Die Wirtschaftsförderer haben das Ergebnis der Studie nie gesehen. Die Nachbewilligung wurde daher schon in den Vorberatungen der Koalition abgelehnt. K.W.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen