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Grüne Woche jetzt mit Rinderwahn

Auf der größten Landwirtschaftsmesse der Republik interessiert nur ein Thema: die BSE-Krise. Die Messe, die heute eröffnet wird, will den Dialog zwischen Konsumenten und Produzenten fördern. Angebotene Lebensmittel werden verstärkt überprüft

von RICHARD ROTHER

Die Internationale Grüne Woche will angesichts der BSE-Krise allen Beteiligten eine Plattform bieten. Das sagte der Geschäftsführer der Messe Berlin GmbH, Christian Göke, gestern auf der Eröffnungspressekonferenz der Agrar- und Ernährungsmesse, die ganz im Zeichen der BSE-Krise stand. Die Grüne Woche wird heute Abend von der neuen Ministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, Renate Künast (Grüne), eröffnet.

Die Grüne Woche habe in ihrer 75-jährigen Geschichte noch nie eine so große öffentliche Aufmerksamkeit erfahren wie heute angesichts der BSE-Krise, so Göke. „Wir hoffen, dass sich dieses gesteigerte Interesse auch in den Besucherzahlen ausdrückt.“ Im Vorfeld hatten einzelne Aussteller einen Besucherrückgang befürchtet. Zwar habe es einen Wechsel in der Vorliebe der Verbraucher gegeben, so Göke. Dies bedeute jedoch nicht, dass sie weniger konsumierten.

Der Verbraucherschutz werde zu den aktuellen Themenschwerpunkten auf der Messe zählen. Mit einem Erlebnisbauernhof sowie zahlreichen Ausstellungsbeiträgen werde eine Chance zum Dialog zwischen Konsumenten und Produzenten gegeben. Als Messeveranstalter könne man aber keine Lösung des BSE-Problems bieten. „Wir sind eine Plattform für den Dialog.“ Konkrete Änderungen im langfristig geplanten Programm hat die Messe-Gesellschaft allerdings nicht realisiert.

Anders die Centrale Marketinggesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA). Sie hat kurzfristig Podiumsdiskussionen angesetzt, auf denen Wissenschaftler die Fragen der verunsicherten Verbraucher beantworten sollen. Zudem bringt die CMA eine BSE-Broschüre heraus. Darin sollen die bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse zusammengefasst und soll eine Risikobewertung geliefert werden. Darüber hinaus stehen Veterinärwissenschaftler der FU täglich Rede und Anwort.

Auf der Messe selbst wurden die Sicherheitsmaßnahmen noch einmal verstärkt. „Was wir tun können, haben wir getan“, so Göke. Die Gutachten über Lebensmittel, die auf der Messe zum Verzehr angeboten werden, seien nicht älter als fünf Tage. Erstmals sollen in diesem Jahr auch die Wurstwaren daraufhin überprüft werden, ob die Inhaltsstoffe mit den auf dem Etikett angegebenen übereinstimmen.

Neben BSE werden auf 250 Veranstaltungen auch weitere agrarpolitische Themen zur Sprache kommen. Dazu gehören das Ost-West-Agrarforum zur EU-Osterweiterung, das Forum zum internationalen Agrarhandel sowie als Messeneuheit ein Branchentreff „Grünes Geld“. Im Mittelpunkt stehen dabei ökologische Kapitalanlagen wie Umwelt-Investmentfonds, Beteiligungen an Windkraftanlagen und so genannte grüne Aktien.

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