piwik no script img

Stil am Bau

Das Bauressort war früh über mögliche Verquickungen bei der Bauvergabe mit privaten Interessen informiert. Die Stadt wollte nicht mit ihren Pfunden als Mieter wuchern

Gewundert habe er sich auf dem Weg zum Brötchen holen, sagte Robert Bücking gestern im Untersuchungsausschuss Bau und Immobilien. Der Leiter des Ortsamts Mitte sah das Emblem der Firma Zechbau am Haus von Gottfried Zantke hängen, einem Abteilungsleiter im Bauressort. Der, wusste Bücking, war zur gleichen Zeit federführend bei der Vergabe des Polizeihauses an einen Investor. Ein Bewerber: Zechbau. Beim Bauressort fragte Bücking nach. „Eher eine Stilfrage“, ergab eine interne Überprüfung. Der Rest ist Geschichte: Zechbau machte das Rennen, gegen Zantke ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Vorteilsnahme. Viel zu günstig soll Zechbau dessen Haus saniert haben.

Für Bücking nur der Endpunkt einer klaren Kiste. Seit ihm das Wirtschaftsressort 1995 mitteilte, mit Zechbau sei ein Investor gefunden, habe er keinen Zweifel gehabt: „Politisch war man sich ganz oben einig, dass Zechbau das machen soll – das war mit den Händen zu greifen.“ Also machte Bücking dem designierten Investor seine Lieblingsidee schmackhaft: die Zentralbibliothek ins Polizeihaus – als „Verlängerung der Kulturmeile“.

Als die Immobilie 1997 doch ausgeschrieben wurde, habe Bücking in einer Behördenrunde angeregt, beiden aussichtsreichen Bietern eine Projektvariante mit der Stadtbibliothek als Großmieter vorzuschlagen. Das wurde aber mit Hinweis auf das „laufende Verfahren“ abgebügelt. So kam es zu der paradoxen Situation, dass Zechbau zwei Konzepte vorlegte, aber von der Jury nur das ohne Bibliothek gewürdigt wurde und den Zuschlag bekam. „Ich hatte damals den Eindruck, dass in der öffentlichen Verwaltung der Wert eines öffentlichen Mieters für Investoren unterschätzt wurde“, erinnert sich Bücking. Dennoch, um seinen Wunschstandort für die Bibliothek machte er sich keine Sorgen: Bis auf das Stadtplanungsamt seien alle beteiligten Behörden dafür gewesen. Nur für die offizielle Entscheidung musste man auf das Bibliothekskonzept warten – und damit auf die Finanzierung. jank

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen