Arbeitsmigration in Italien: Früchte der Ausbeutung
Tunesische Arbeitskräfte zahlen Tausende Euro, um auf Sizilien unter elenden Bedingungen beschäftigt zu werden.
E rst als seine abgenutzten Sportschuhe einer nach dem anderen den Sand berühren, kann Mounir langsam ausatmen. Der Blick des 49-jährigen Tunesiers, eben noch unruhig, richtet sich auf das Meer, das jetzt vor ihm liegt. Der starke Wind an diesem warmen Tag lässt die Wellen unter tosendem Lärm brechen. Auf seiner Stirn stehen Schweißperlen. Um an diesen Ort zu kommen, musste er durch ein Labyrinth aus Gewächshäusern laufen. Aber selbst an diesem vermeintlich isolierten Strand ist er noch inmitten der „Fascia trasformata“, eines der größten landwirtschaftlichen Anbaugebiete Europas im Südosten Siziliens. Die Zone liegt in der Provinz Ragusa und erstreckt sich über einen 80 Kilometer langen Küstenstreifen. Wo man auch hinsieht: Hier prägen Gewächshäuser das Landschaftsbild. In einem davon hat auch Mounir gearbeitet.
5.200 landwirtschaftliche Betriebe zählt die „Fascia trasformata“. Jedes Jahr werden Zehntausende Tonnen Obst und Gemüse vom zentralen Großmarkt in Vittoria aus nach ganz Europa geliefert. Eine so hohe Konzentration an Gewächshäusern gibt es in Europa sonst nur noch im als „Plastikmeer“ bekannten Anbaugebiet in der Nähe von Almeria in Andalusien. Auf Sizilien ist die intensive Landwirtschaft in den Gewächshäusern zentraler Wirtschaftsmotor der Region. Bioanbau betreiben nur wenige. Das verbreitete, pestizidbelastete Landwirtschaftsmodell ist umweltschädigend – und auch sonst ziemlich schmutzig. Wer einen Blick hinter die Plastikplanen erhaschen kann, merkt schnell: Es basiert auf der Ausbeutung Tausender ausländischer Arbeitskräfte, die jährlich auf der Suche nach Arbeit in die Region kommen – und dort oft entsetzlichen Arbeits- und Lebensbedingungen ausgesetzt sind.
Grund für den hohen Bedarf an ausländischen Arbeitskräften ist auch eine immer älter werdende Bevölkerung. Für die italienische Wirtschaft sind die Arbeitsmigrant*innen unverzichtbar geworden. Selbst diejenigen in der italienischen Regierung, die ausländerfeindliche Diskurse führen und obsessiv um die Migrationsfrage kreisen, allen voran Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und ihre Partei Fratelli d’Italia, können diese Tatsache nicht mehr leugnen. Für den Zeitraum 2023 bis 2025 will die Regierung 500.000 ausländische Arbeiter ins Land holen.
Auf Sizilien sind vor allem die Sektoren Gastronomie, Fischfang, Altenpflege und Landwirtschaft von Einwanderung abhängig. In der Provinz Ragusa sind offiziell mehr als 28.000 Beschäftigte in der Landwirtschaft registriert, die Hälfte davon sind Ausländer, die Mehrheit von ihnen sind Tunesier. Hinzu kommen Tausende Schwarzarbeiter, die weder ein angemessenes Gehalt noch irgendeine andere Form der Sicherheit haben.
Viele von ihnen leben in heruntergekommenen Baracken, Zelten oder Hütten zwischen Gewächshäusern. Nicht einmal die Gewerkschaft CGIL, die sich für die Rechte ausländischer Landarbeiter in der Provinz Ragusa engagiert, kann ihre genaue Zahl benennen oder auch nur schätzen. Auf den Straßen in der Zone bekommt man eine vage Idee davon, wie viele es wirklich sind. Frühmorgens und am späten Nachmittag sieht man ganze Gruppen an Migranten auf Fahrrädern und E-Tretrollern, die zur Arbeit oder nach Hause fahren und zwischen mit Gemüse beladenen Lastwägen navigieren. Immer wieder kommt es dabei zu tödlichen Unfällen.
Zuletzt starb im Februar 2024 ein senegalesischer Arbeiter, der mit einem Fahrrad auf einer von Arbeitern viel benutzten Straße unterwegs war, als ein Lastwagen ihn erfasste. In den lokalen Medien gibt es jährlich Meldungen zu verunglückten Arbeitern.
Mounir ist mit einem Visum nach Sizilien gekommen. Seine Ankunft auf der Mittelmeerinsel hatte er sich anders vorgestellt. Dann zitiert er die Worte seines Vermittlers, der ihn hierher gebracht hat. Dieser versprach ihm: „Mach dir keine Sorgen. Du bekommst alles, Unterkunft und Arbeit.“ Der 49-Jährige schaut auf seine Füße, schiebt gedankenverloren mit dem einen ein bisschen Sand zur Seite. Dann blickt er wieder auf die Wellen vor ihm. Weniger als 300 Kilometer Luftlinie trennen den Familienvater, der früher am Strand seiner tunesischen Heimatstadt Tabarca als Badeaufsicht arbeitete, von seiner Heimat. Heimat, das sind für ihn in erster Linie seine Frau und sein sechsjähriger Sohn. Mit ihnen telefoniert er täglich.
Es ist das erste Mal in seinem Leben, dass er sie und Tunesien verlassen hat. Jetzt fragt er sich, wofür. „Ich fühle mich, als wäre ich illegal“, sagt er und seine dunklen Augen weiten sich. Zu dem Zeitpunkt unseres Treffens lebt er mit zwei weiteren tunesischen Arbeitern auf zwölf Quadratmetern zwischen Betonwänden. Umgeben von Gewächshäusern, ohne fließendes Wasser und anfangs auch ohne Bett. Für die Dusche bleibt nur „abgestandenes Wasser, das an mit Pestiziden besprühte Anbauflächen grenzt“ und das, so Mounir, „einen Juckreiz am ganzen Körper auslöst“. Sein Chef brachte ihn und andere ausländische Arbeiter, die zu zweit oder dritt in ähnlich beengten Zimmern leben, in einer Absteige auf seinem Grundstück unter.
Auch nach seiner Kündigung lebt Mounir hier. Eine Alternative hat er nicht. „Meistens wohnen die Arbeiter in der Nähe der Gewächshäuser und müssen ihrem Arbeitgeber Miete für ‚ein Haus‘ zahlen. Ein Haus, in dem die Lebensbedingungen entsetzlich sind“, kritisiert Giuseppe Scifo, Leiter der Gewerkschaft CGIL in der Provinz Ragusa. In vielen Unterkünften fehlen Toiletten und Strom.
Mounirs Arbeitgeber holte ihn über einen Vermittler ins Land. Das war im Oktober 2023. Dann ließ er ihn erst einmal warten – monatelang. Irgendwann im Februar darf der Tunesier dann endlich arbeiten, er soll Unkraut jäten. „Acht Stunden am Tag für 20 Euro“, sagt Mounir, dem noch heute der Rücken schmerzt beim Gedanken an die Arbeit, die er in gebückter Haltung ausführte. „Ich konnte nachts nicht schlafen, weil es so weh tat“, sagt er und ergänzt ein paar Sekunden später: „Aber das ist jetzt Vergangenheit.“ Denn womit er damals nicht rechnet: An seinem vierten Arbeitstag ruft ihn der Chef zu sich. „Such woanders“, sagt er nüchtern, ohne weitere Erklärung. Dann fordert er den Tunesier auf, die Unterkunft zu verlassen. Mounir steht unter Schock. Weil er nicht weiß wohin, bleibt er in seinem zwölf Quadratmeter großen Versteck – und das wochenlang.
Das Geschäft der Vermittler
„Ich gehe morgens um sechs Uhr raus, wenn alle schlafen. Zurück komme ich nachts, damit der Chef und die anderen Angestellten mich nicht sehen“, erzählt der Tunesier, der sich an diesem Tag in der Mittagspause seines Chefs an den Strand davonschleichen musste, um kein Risiko einzugehen. Kaum hat er die letzten Worte ausgesprochen, klingelt sein Telefon. Sein Mitbewohner, ein langjähriger Freund, der zusammen mit Mounir aus Tunesien nach Sizilien gekommen ist, macht sich Sorgen und fragt, wo er steckt. Die zwei tauschen ein paar Worte aus. „Pass auf dich auf“, sagt der Freund am Ende des Gesprächs nachdrücklich, wohl wissend, dass ihr Chef in der gesamten „Fascia transformata“ für seine kriminellen Machenschaften bekannt ist. Mehrere Arbeiter, der Gewerkschafter Scifo und der Besitzer eines landwirtschaftlichen Betriebs berichten davon. Und nicht nur Mounirs Chef: Seine beiden Söhne, auch Landwirte, wurden wegen zahlreicher Misshandlungen ihrer Angestellten zu Gefängnisstrafen verurteilt.
Obwohl, oder gerade weil Mounir den legalen Weg gewählt hat, um nach Europa zu kommen, ist er einem schmutzigen Geschäft zum Opfer gefallen. Aber er ist am Leben. Für viele Menschen, die die Reise über das Mittelmeer antreten, darunter auch immer mehr Tunesier, endet die Überfahrt tödlich. Seit 2014 starben mehr als 30.000 Menschen auf ihrer Reise über das Mittelmeer nach Europa. Seit ein paar Jahren arbeitet die europäische Grenzagentur Frontex eng mit der libyschen Küstenwache zusammen, die für Pushbacks von Bootsflüchtlingen bekannt ist. Tausende Tunesier nehmen trotzdem die Gefahr auf sich, über das Meer nach Europa zu gelangen.
Diejenigen, die es sich leisten können, wählen den einzig legalen Weg nach Italien – den mit einem Visum. Aufgrund der katastrophalen Wirtschaftslage Tunesiens, das unter der Regierung von Kais Saïed eine autoritäre Wende erlebt hat, werden es immer mehr. „Tunesien ist seit dem Sturz von Ben Ali instabil, es ist ein Land in einem sehr kritischen Zustand: Während die Arbeiter früher drei- oder viermal im Jahr zu ihren Familien nach Italien kamen und gingen, ziehen sie es heute aus Sicherheitsgründen vor, ihre Familien herzuholen, sobald sie sich in Italien niedergelassen haben“, bestätigt Giuseppe Scifo, Experte für die „Fascia trasformata“ und Gewerkschaftsleiter.
Mounir hat, um auf dem legalen Weg einreisen zu können, in seiner Heimat, „alles verkauft, einschließlich mein Auto“. Damit ist er kein Einzelfall: Lokale „Vermittler“ machen sich ein Geschäft daraus, arbeitssuchende Landsleute in der Heimat an sizilianische Arbeitgeber zu vermitteln. „5.000 Euro habe ich bar an meinen Vermittler bezahlt“, erzählt Mounir. „650 Euro musste ich ihm zusätzlich zahlen, als ich in Sizilien ankam – für eine Unterkunftsanmeldung.“ Ein solches Dokument ist in Italien notwendig, um einen Arbeitsvertrag unterzeichnen zu können.
Diese Art der Erpressung findet in der „Fascia trasfomata“ vor legalem Hintergrund statt. Dieser Entwicklung die Tür geöffnet habe, so erklärt es Giuseppe Scifo, das sogenannte „Decreto flussi“. Es wurde im Jahr 2001 von der italienischen Regierung beschlossen, mit dem Ziel, den Mangel an Arbeitskräften in Italien zu beheben. Scifo erklärt: „Die Anwendung des Dekrets hat in den letzten Jahren zugenommen und sein Missbrauch ist inzwischen zu einem Massenphänomen geworden, weil es für die Menschen immer schwieriger wird, mit anderen Mitteln nach Europa zu kommen.“ Im Jahr 2024 wurden 4.000 nicht saisonale Stellen speziell für Tunesier und insgesamt 41.000 saisonale Arbeitsplätze für Ausländer in der Landwirtschaft gemeldet, auf die sich auch Tunesier bewerben können.
Für Arbeitgeber ist das Abhängigkeitsverhältnis, das durch das Dekret geschaffen wurde, ein gefundenes Fressen. Sie profitieren von der Vulnerabilität der Menschen und ihrer Alternativlosigkeit. Besonders rentabel wird es für sie dann, wenn sie einen Vermittler bei der Einstellung eines Arbeiters hinzuziehen. Häufig handelt es sich dabei um eine schon länger im Betrieb arbeitende Person, nicht selten die „rechte Hand des Chefs“ mit guten Verbindungen in das Land, in dem die Arbeitgeber rekrutieren wollen. So ist es auch im Fall von Mounir. Er berichtet: „Mein Vermittler ist in meiner Heimatstadt bekannt, sein Name ist dort jedem ein Begriff.“ Für den Arbeitgeber arbeitet dieser schon seit 20 Jahren. Vom Geld, das Arbeiter bezahlen, bekommen Vermittler einen Anteil. Der Großteil landet in den Taschen des Arbeitgebers.
Dass dieses schmutzige Geschäft weit verbreitet ist, davon kann auch Pipo Genovese berichten. Er ist selbst Landwirt und Chef eines Großbetriebs, den er sich mit drei Brüdern teilt. Auf fünfzehn Hektar Fläche werden in seinen Gewächshäusern in der Gemeinde Santa Croce Camerina Tomaten, Auberginen und Paprika kultiviert. 30 Angestellte hat der Betrieb. Er versichert, in all den Jahren nie einen Vermittler bei der Einstellung neuer Arbeitskräfte hinzugezogen zu haben. Wenn das stimmt, dürfte er einer von wenigen sein: Erst vor einigen Wochen stellte sich ein Tunesier, „ein Onkel“, bei ihm vor, der ihm für die Einstellung von vier seiner Landsleute insgesamt 15.000 Euro bot. „Alle Chefs hier würden ein solches Angebot direkt annehmen. 3.000 Euro nehmen sie meist pro Arbeiter“, sagt Genovese und lacht bitter, während im Hintergrund Gartenscheren klappern. „Als Kollegen mitbekommen haben, dass ich später vier Tunesier eingestellt habe, haben Sie mich gefragt: „Und wie viel hast du pro Kopf bekommen?“
Giuseppe Scifo, Leiter der Gewerkschaft CGIL
Für Neuankömmlinge gibt es eine weitere Hürde: Damit ausländische Arbeiter überhaupt die Möglichkeit haben, weitere administrative Schritte einzuleiten, etwa ein Bankkonto zu eröffnen, füllt der Priester Beniamino Sacco seit vielen Jahren jeden Montag Wohnsitzbescheinigungen auf die Adresse seiner Kirche im Zentrum von Vittoria aus. Zwischen 600 und 1.000 Euro müssten Migranten für ein solches Dokument sonst an anderer Stelle dafür bezahlen.
Verharren in Schwarzarbeit und Anonymität
An diesen Tagen bildet sich vor dem schweren Kirchenportal eine große Menschentraube. Arbeiter unterschiedlicher Nationalitäten hoffen, in das Büro des Priesters vorgelassen zu werden, in dem dieser wichtige Unterlagen für sie ausfüllt. Manche kommen an mehreren Montagen hintereinander, schon morgens früh um fünf Uhr, bis es ihnen endlich gelingt. Rund um das Kirchengemäuer berichten sie von den erpresserischen Geschäften, denen sie zum Opfer gefallen sind. Zwischen 3.000 und 6.000 Euro haben die meisten von ihnen bezahlt, um legal nach Sizilien zu kommen. Für einen Achtstundentag verdienen sie seither zwischen 30 und 45 Euro. Das ist deutlich weniger als die 58 Euro netto, die ihnen laut Gesetz zustehen sollte. Bei einem Großteil stehen die 58 Euro trotzdem auf dem Lohnzettel, obwohl nur die wenigsten diesen Betrag wirklich bekommen.
„Allein die Tatsache, dass es der Arbeitgeber ist, der die Macht über seine Arbeiter hat, weil es von ihm abhängt, ob sie kommen und dableiben dürfen, verletzt rechtlich den Gleichheitsgrundsatz unserer Verfassung“, kritisiert Giuseppe Scifo. Er zeigt sich besorgt über die Absicht der rechtsextremen Regierung Meloni, die Zahl legaler ausländischer Arbeitnehmer in den nächsten Jahren weiter zu erhöhen, ohne vorher die Modalitäten zu ändern. Er selbst erstattete im August 2023 zum ersten Mal Anzeige bei der Staatsanwaltschaft wegen eines Falls, bei dem mehr als 20 tunesische Arbeiter jeweils 2.000 Euro zahlen mussten, um mit einem Visum nach Sizilien zu reisen. Für die Opfer selbst ist es oft nicht einfach, die Vermittler anzuzeigen. Schon gar nicht, wenn sie von ihnen abhängig sind.
Die letzten 30 Jahre hat der 81-jährige Priester Sacco damit verbracht, auf die Missstände in den Gewächshäusern in der Provinz Ragusa aufmerksam zu machen. Sein Einfluss ist über die Grenzen der „Fascia trasformata“ hinaus bekannt. Dutzende Menschen, die den Mut hatten, gegen das ihnen widerfahrene Unrecht vorzugehen, hat er aus ausbeuterischen Situationen befreien können. Darunter auch Arbeiterinnen, die Opfer sexueller Gewalt wurden. Beniamino Sacco hat vor Jahren selbst eine landwirtschaftliche Genossenschaft gegründet.
Vier Personen sind dort angestellt. „Das illegale Geschäft ist in der Zone überall in den Gewächshäusern Realität“, sagt der Priester, der die Genossenschaft regelmäßig besucht, um sich mit den Arbeitern auszutauschen. „Ein Mann aus Bangladesch, den ich kenne, hat mir erzählt, dass er einen Betrieb sucht, der Arbeitskräfte braucht, er wolle zwei Landsleute vermitteln. Er verlangte von ihnen 1.000 Euro pro Person“, ergänzt er.
Es ist Nachmittag geworden am Strand. Die Sonne steht hoch oben am Himmel, in den Gewächshäusern der „Fascia trasfromata“ wird die Luft zunehmend stickiger. Mounir schaut auf sein Handy – und zuckt kurz zusammen. Die Mittagspause seines Chefs ist bald vorbei. Er muss zurück in seine Unterkunft. Schon ein paar Minuten später biegt er auf einen Schotterweg ein und läuft in langen, aber vorsichtigen Schritten eine Reihe von Gewächshäusern ab. Hinter einem davon verschwindet er. Am Abend schickt er eine SMS: „Es ist alles gut gegangen.“
Ein paar Wochen später meldet Mounir sich noch einmal. Er musste drei Monate warten, um bei einem neuen Arbeitgeber legal angestellt werden zu können, erzählt er. Tatsächlich sieht es das Gesetz so vor. Er habe in dieser Zeit bereits schwarz in den Gewächshäusern seines neuen Dienstherrn gearbeitet, sagt er – von irgendetwas habe er ja leben müssen. Diesen Arbeitgeber, der tatsächlich bereit war, ihn legal anzustellen, habe er über Kontakte gefunden. Mounir hatte damit mehr Glück als die meisten Arbeiter der „Fascia trasformata“, die oftmals jahrelang gezwungen sind, in Schwarzarbeit und Anonymität zu verharren.
Mounir wirkt jetzt zufriedener. Auch weil er statt vorher 20 Euro Tageslohn immerhin nun 50 Euro bekomme. Das sind zwar immer noch nicht die gesetzlich eigentlich vorgesehenen 58 Euro – aber immerhin mehr als das, was er vorher bekam. Der Tunesier hofft jetzt darauf, dass er in nicht allzu ferner Zukunft seine Frau und seinen Sohn nach Italien holen kann. „Sie hat mir in der ganzen Zeit immer gesagt:‚Du schaffst das, und wenn es Tage oder Wochen dauert.‘ Wegen ihr stehe ich überhaupt noch auf den Füßen.“
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