Arbeit in Elektronikfirmen in China: Studentische Zwangsarbeiter
Laut einer Studie zwingen chinesische Unis Studenten zu Praktika, bei denen sie IT-Hardware herstellen. Deutsche Unis profitieren davon.
„PraktikantInnen arbeiten drei bis fünf Monate lang sechs Tage die Woche und zehn bis zwölf Stunden täglich in der Produktion von Komponenten, die später in Universitäten in ganz Europa eingesetzt werden“, so die Studie. Sie konzentriert sich auf den taiwanischen Hersteller Wistron, der im südchinesischen Zhongshan (Provinz Guangdong) für die Servermarken HP, Dell und Lenovo produziert. Diese sind führend bei der Ausrüstung europäischer Unis.
Die Studie basiert auf Interviews mit „Praktikanten“, die als Billigkräfte eingesetzt werden und von ihren Hochschulen mehr oder weniger zu Praktika gezwungen werden, die nichts mit den Studienfächern zu tun haben. Wer sich weigert, bekommt kein Abschlusszeugnis. Professoren und Dozenten wachen über die Präsenz in der Fabrik. Diese „Praktikanten“ verrichten die gleiche Fließbandarbeit wie regulär Beschäftigte, meist Wanderarbeiter. Sie bekommen den gleichen Lohn, der knapp über dem Mindestlohn liegt, doch spart Wistron Sozialabgaben.
Da die Studie hauptsächlich auf Interviews mit nur 25 Wistron-Praktikanten basiert, ist sie nicht repräsentativ. Doch deckt sie sich mit Berichten über andere IT-Produzenten wie Foxconn, der u. a. für Apple produziert. Wistron, die betroffenen Unis und Chinas Behörden haben versucht, Praktikanten von den Autoren der Studie fernzuhalten. Dabei verstößt die Art der Praktika, die den Tatbestand der Zwangsarbeit erfüllt, auch gegen chinesische Gesetze.
HP und Dell haben auf die Studie mit eigenen Audits bei Wistron reagiert. Im Zentrum standen dabei die vielen Überstunden und Nachtschichten der Studierenden. Dell forderte nach eigener Aussage Wistron inzwischen zur Beendigung des Einsatzes von Praktikanten für die Produktion auf.
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