Apple, Trump und Facebooks „Metaversum“: Braucht kein Mensch
Hilfe, es sind Innovationswochen im Netz! Und was bleibt von den Ideen der selbstbewussten Höhenflieger? Bloß der teuerste iLappen der Welt.
W ährend in einem süddeutschen Wohnzimmer die kleine Cousine und der kleine Cousin mit Legosteinen fest auf dem Boden bleiben, denkt sich die Digitalwelt anscheinend mal wieder: „The Sky is the limit“.
Einmal ist da Apple, die haben das Produktportfolio des Konzerns erweitert – und damit mal wieder die Lösung all unserer nicht vorhandenen Probleme gefunden („Can’t innovate anymore? My ass!“). Es gibt jetzt ein Poliertuch mit aufgedrucktem Apfel, das „aus einem weichen, abriebfreien Material besteht“. Es reinigt „jedes Apple Display, auch Nanotexturglas, schonend und gründlich“. Für 25 Euro ein Schnapper unter den Apple-Produkten. Einziger Nachteil: Laut Webseite sollten Besitzer:innen von iPhone 6 oder älteren Geräten vorsichtig sein, denn diese Produkte seien nicht kompatibel. Was für die einen also das neue Must-have-Poliertuch ist, ist für die anderen der teuerste iLappen der Welt.
Apropos Lappen, Donald Trump lebt nun endlich seinen Traum einer eigenen Social-Media-Plattform. Twitter und Facebook sperren ihn ja seit Längerem, also will er ein „alternatives soziales Netzwerk“ gründen (schon wieder). „Truth Social“ heiße die Plattform und solle im November zunächst für geladene Gäste starten. „Wir leben in einer Welt, in der die Taliban eine riesige Präsenz auf Twitter haben, aber euer liebster amerikanischer Präsident zum Schweigen gebracht wurde“, teilte Trump mit. Einen Punkt hat er: Den Accounts der Taliban sollte Twitter auch mal eine Sperrung verpassen.
Jedenfalls kündigte Trump an, bald seine erste „Wahrheit“ auf Truth Social zu veröffentlichen. Dabei braucht eigentlich niemand noch eine Plattform für Verschwörungstheorien und rechtsextreme Inhalte. Nicht mal Rechtsextreme.
Lust auf was Simples
Ich muss Cousin und Cousine davon abhalten, sich wegen der Legosteine gegenseitig zu erwürgen, und frage mich, warum im Netz alles so kompliziert sein muss, wo man sich doch schon wegen so ganz simpler Dinge fürchterlich streiten kann. Facebook-Chef Mark Zuckerberg scheint jedenfalls die Komplexität seiner Schöpfung weiter zu entgleiten. Technische Ausfälle, Whistleblower, Datenskandale, Gefährdung der psychischen Gesundheit von Jugendlichen: Facebook is Bad News. Mark Zuckerberg will das alles hinter sich lassen.
Seine Lösung ist: sein Universum in etwas noch Bizarreres und Unerklärlicheres zu verwandeln. Laut dem US-Techmagazin The Verge soll Facebook Inc. seinen Namen in „Metaverse“ ändern. Unter dem Begriff Metaversum handelt die Netzwelt die angeblich nächste Revolution des Internets – klar will Zuckerberg da einsteigen, um die Spielregeln zu seinen Gunsten zu definieren. Facebook solle zu einer Welt werden, in der physische Realität mit erweiterter Realität (AR) und virtueller Realität (VR) verschmelze. Die Höhenflieger der Netzwelt können nicht genug bekommen, seien die Ideen noch so skurril.
Es ist zum Verzweifeln. Kinder, her mit den Legosteinen, mir ist jetzt mal nach was ganz Simplem!
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