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Antisemitismus in der Labour-ParteiScotland Yard ermittelt

Wegen antisemitischer Hass-Botschaften in sozialen Netzwerken ermittelt Scotland Yard gegen die britische Labour-Partei. Die kündigte an, kooperieren zu wollen.

Parteichef Corbyn war in der Vergangenheit immer wieder Antisemitismus vorgeworfen worden Foto: dpa

London afp | Die britische Polizei hat Ermittlungen gegen die oppositionelle Labour-Partei wegen Verdachts auf „antisemitische Hassverbrechen“ aufgenommen. Die Ermittlungen stützten sich auf ein Dossier mit internen Dokumenten, das der Polizei am Dienstag zugeleitet worden sei, teilte Scotland Yard am Freitag in London mit. In den Dokumenten seien Äußerungen enthalten, die strafrechtliche Ermittlungen rechtfertigten.

Bei der Untersuchung geht es offenbar um Hass-Botschaften, die von Labour-Mitgliedern in sozialen Netzwerken gepostet worden waren. Das interne Dossier war dem Radiosender LBC zugespielt worden, der es dann an die Polizei weiterleitete.

Die linksgerichtete Labour-Partei selbst hatte in den vergangenen Monaten heftig über mutmaßlichen Antisemitismus in den eigenen Reihen debattiert. Die Partei kündigte am Freitag eine vollständige Zusammenarbeit mit den Ermittlern an. Sie rief Opfer der Hass-Botschaften auf, sich bei der Polizei zu melden. Labour werde selber untersuchen, ob Verstöße gegen Partei-Richtlinien durch eigene Mitglieder vorlägen.

Corbyn hofft auf einen Schlussstrich

Im März hatten führende Vertreter der jüdischen Gemeinden in Großbritannien in einem Brief an Labour offenen Antisemitismus beklagt. Besonders Parteichef Jeremy Corbyn ergreife „immer wieder“ Partei für antisemitische Positionen, hieß es: Der Parteichef sei „ideologisch so sehr auf seine weit links stehende Weltsicht fixiert, dass er den jüdischen Gemeinschaften der Mitte instinktiv feindselig gegenübersteht“.

Corbyn zählt zum Linksaußen-Flügel der Partei und hat sich wiederholt äußerst pro-palästinensisch positioniert. Wegen früherer Äußerungen, Taten und Kontakte sah er sich immer wieder dem Vorwurf des Antisemitismus ausgesetzt.

Im August dann hatte Corbyn zugegeben, dass es ein „echtes Problem“ mit Antisemitismus in seiner Partei gebe. Labour arbeite daran, sagte er zu. Beim Parteitag im September räumte er dann ein, der Antisemitismus-Streit habe „immense Verletzungen und Ängste in der jüdischen Gemeinschaft hervorgerufen und zu großem Unmut in der Partei geführt“. Er hoffe, „wir können zusammen einen Schlussstrich ziehen“.

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1 Kommentar

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  • Nun ist GB eine art vielschichtiger , farbenfroher Schmelztiegel aller möglichen Religionen ! Und die "Labour Party" steht seit ihrer Gründung für Weltoffenheit und religionsübergreifenden Humanismus ! ..und es ist nachzulesen (!) das GB hilfreich war um die Bewegung des Zionismus ( historisch entstand der Zionismus , um die traditionell `ultrareligiöse und isolierte´ Familienkultur der Juden zu säkularisieren´.. an die moderne Weltkultur der Aufklärung heranzuführen.. um die seltsam historischen Stigmatisierungen zu überwinden !)



    Durch die Grausamkeiten und die Massenmorde des Holocaust , und durch den Fall Nazideutschlands ..entstand.. durch den Willen der U.N.O. und GB´s.. der Staat Israel..



    ..durch das duale Selbstverständnis Israels: einerseits ein politischer Staat , zum anderen ein jüdischer Staat... entstanden, m.E. vielerlei Missverständnisse ! Das global respektierte Dasein der freien Religionsausübung der jüdischen Menschen in Israel.. und in den Nationen unserer Welt.. im Kontrast zur politischen Praxis des Staates Israel im Weltgefüge !



    Allzuoft wird und wurde humane und säkulär aufklärerische politische Kritik an der politischen Praxis des Staates Israel religiös interpretiert und polarisiert ! ..leider !



    Oftmals wurden (und werden immer noch..) "Keulen historisch religiösdogmatischen Selbstverständnisses" geschwungen und benutzt , um politisch, säkuläre Vernunft "Dialektischer Aufklärung" ( für Frieden und Harmonie in der Welt..) zum Schweigen zu bringen. Auf allen Seiten! Leider.



    Die einstmals klare , politische Israelkritik der Labour Party , als auch die Kritik am politischen Palästina wurde religiös `verwässert´ und emotionalisiert und der einstig hoffnungsvolle säkulär aufklärerische Ansatz des Zionismus ebenso !



    Es gilt m.E. , für die Labour Party (als auch für Andere..) die "Soziale Vernunft des politisch kritischen" zu praktizieren und Religion als Privatsache zu sehen...