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Antisemitismus in der FPÖJudenhass mit Zwinkersmiley

Die FPÖ-Abgeordnete Susanne Winter hat einem antisemitischen Facebook-Posting zugestimmt. Sie könnte dafür aus ihrer Partei fliegen.

„Vieles darf ich nicht schreiben“, schrieb Susanne Winter. Ja, warum nur? Foto: Reuters

Die österreichische FPÖ-Abgeordnete Susanne Winter hat ein Problem: Sie könnte zu rechts für ihre Partei sein. Winter wird kritisiert, weil sie auf Facebook einem antisemitischen Posting zugestimmt hat. Nachdem sie einen Artikel über den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán geteilt hatte, schrieb ein User dazu einen Kommentar über die „Zionistischen Geld-Juden“: Diese seien weltweit „das Problem“. „Europa und Deutschland im speziellen bekommt nun von den Zionistischen Juden und speziell von den Reichen Zionistischen Juden in den USA die Quittung für Jahrhundertelange Judenverfolgung in Europa. Europa und im Besonderen Deutschland sollen nach dem Willen der zionistischen Juden als wirtschaftliche Konkurenz gegenüber den USA ein für alle mal ausgeschaltet werden.“

Susanne Winter schrieb dazu: „... schön, dass Sie mir die Worte aus dem Mund nehmen ;-). Vieles darf ich nicht schreiben, daher freue ich mich um so mehr über mutige, unabhängige Menschen!“

Nun heißt es von Seiten der FPÖ, das Posting von Winter sei „absolut inakzeptabel“. Der Generalsekretär der Partei, Herbert Kickl, sagte, man müsste „das Zustandekommen des Postings und die Verantwortlichkeit dafür“ prüfen. Ein Ausschluss aus der FPÖ sei eine mögliche Konsequenz, berichtet Der Standard. „In der FPÖ ist kein Platz für Antisemitismus“, sagte Kickl.

Der Kommentar ist mittlerweile gelöscht, Screenshots gibt es aber unter anderem auf Twitter. Die österreichischen Grünen fordern von FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache, er möge für Winters Rücktritt sorgen, wenn sie es nicht selbst tut.

„Die Keule ist zu groß.“

Winter selbst schrieb inzwischen auf ihrer Facebook-Seite: „Ja, das war ein Fehler, aber jeder Mensch macht Fehler.“ Antisemitisches Gedankengut sei ihr immer zuwider gewesen. Kurz darauf ergänzte sie, dass sie nicht wisse, ob sie die Erwartungen noch erfüllen könne: „Die Keule ist zu groß.“ Der Standard deutet dies als Überlegung zu einem Rückzug.

Eigentlich müsste Susanne Winter inzwischen Erfahrung haben im Umgang mit heiklen Aussagen. Mal sprach sie davon, Kindesmissbrauch sei bei islamischen Männern weit verbreitet, mal erklärte sie den Propheten Mohammed zu einem Kinderschänder (“Warum darf man das nicht sagen?“). Außerdem schlug sie vor, im Grazer Stadtpark ein Tierbordell zu errichten, damit muslimische Männer sich nicht an Mädchen vergreifen müssten, sondern eben an Tieren. Für ihre Aussagen wurde sie 2009 wegen Verhetzung und Herabwürdigung religiöser Lehren verurteilt.

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9 Kommentare

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  • Grazer Stadtpark, Tierbordell... Frau Winter, sie haben eine geschwollene Zunge.

  • Vielleicht müssen die Österreicher einmal kritisch und wach in die FPÖ hinein leuchten um den dort herrschenden Un-Geist zu verstehen. Vielleicht auch die Geschichte und das Umfeld, in dem diese Partei entstanden ist und seither existiert und glorifiziert wird.

    • @noevil:

      Leider steht zu befürchten, dass sie dort nichts finden ausser sich selbst.

    • @noevil:

      ich möchte niemanden benruhgen aber eine Politikerin einer deutschen Partei hat auf einer öffentlichen Veransstalung einen Schal mit der Landkarte des nahen Ostens ohne den jüdischen Staats getragen.

      Nun werden hier sicherlich einige serh geschockt sein ob dieses antisemitischen Ausbruchs und Stimmen laut werden, dass dieses Land einmal kritisch und Wach in diese Parei hinein leuchten sollte.

  • Rücktritt hin oder her, aber dass in der FPÖ "kein Platz für Antisemitismus" sei, kann doch wohl nur ein schlechter Witz sein. Die Frau Winter ist mit ihrem Antisemitismus keine Ausnahme in dieser Partei, sondern völlig repräsentativ. Im Umfeld der FPÖ werden nun mal Deutschnationale, Burschenschafter, Antisemiten und sonstige Rechtsextreme groß. Da gleicht es einer Kindsweglegung, wenn die FPÖ unter dem Eindruck des öffentlichen Gegenwindes plötzlich nicht mehr als antisemitisch wahrgenommen werden möchte. Aber das kennen wir ja zur Genüge von dieser Partei: Öffentlich wollen sie sich immer verbitten, als das erkannt zu werden, was sie sind - nämlich Nazis - aber für ihre rechtsextreme Klientel lassen sie nie ein Mißverständnis aufkommen und irgendein FPÖler meldet sich regelmäßig mit einer braunen Wortmeldung zu Wort, damit nicht vergessen wird, wofür die stehen.

  • „In der FPÖ ist kein Platz für Antisemitismus“, sagte Kickl.

     

    Wenn das stimmen soll, muss FPÖ-Chef Strache auch gleich seinen Hut nehmen. Der ist doch schon 2012 einschlägig aufgefallen.

    näheres hier: http://www.zeit.de/2012/35/A-Strache-Antisemitismus-Karikatur

  • Ist schon beunruhigend, was sich für in Europa lebende Juden 70 Jahre nach dem Ende des Holocausts wieder zusammenbraut.

  • Was Susanne Winter da behauptet, ist nicht war. In ihr privates Tagebuch darf sie so gut wie alles schreiben. Das ist der Frau bloß nicht genug. Sie will gleichzeitig Führer sein und Blödsinn schreiben dürfen, den andre Leute anschließend für eine große Weisheit halten, für Mut oder für übergroße Ehrlichkeit. Und das ist auch in Österreich nicht ganz so leicht, wie mancher sich das wünscht.

     

    Es gibt da den Begriff der Volksverhetzung. Im deutschen Strafgesetzbuch ist er definiert. Und zwar aus gutem Grund. Das deutsche Volk hat schließlich eine Vergangenheit. Man kann ihm vieles zutrauen. Zum Beispiel auch, dass es sich mehrheitlich dumm und unmenschlich schwatzen lässt von Leuten wie Susanne Winter. Der Paragraph 130 StGB soll die Gefahr dafür verringern helfen. Es scheint, als ob das nach wie vor notwendig ist. Nicht nur in Sachsen oder Bayern, sondern auch sonst überall im Land der Denker, Dichter, Führer und Juristen.

     

    "Wer in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, gegen eine nationale, rassische, religiöse oder durch ihre ethnische Herkunft bestimmte Gruppe [...] zum Hass aufstachelt, [...] oder die Menschenwürde anderer dadurch angreift, dass er eine vorbezeichnete Gruppe[...] beschimpft, böswillig verächtlich macht oder verleumdet, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft". So heißt es im schönsten Juristendeutsch in o.g. Gesetz.

     

    Wer also hierzulande (halb)öffentlich gegen die "Reichen Zionistischen Juden in den USA" polemisiert, kann echte Schwierigkeiten kriegen. Nicht wegen seiner eklatanten Rechtschreibschwäche, sondern weil viele Leute (und auch sehr wichtige) überzeugt sind, DIE Deutschen wären nicht vertrauenswürdig. Wie DIE Österreicher lassen sie sich allesamt ganz gern verhetzen.

     

    Wobei - ob ich das hier so einfach schreiben darf? Das hier ist ja nicht mein privates Tagebuch. Nun ja. Ist ja zum Glück auch gar nicht meine Meinung.

    • @mowgli:

      Zustimmung. Aber hörn'se mir auf mit dem "deutschen Volk". Insbesondere bei den Östereichern.