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Antisemitische Straftaten in Deutschland401 Vorfälle im ersten Halbjahr

Bundesweit registrierte die Polizei im ersten Halbjahr 401 antisemitische Vorfälle. Berlin ist das Bundesland mit den meisten Straftaten von Judenhassern.

Ein Bonner demonstriert mit einer Kippa gegen Antisemitismus Foto: dpa

Berlin epd | Bundesweit registrierte die Polizei einem Medienbericht zufolge im ersten Halbjahr 401 antisemitische Straftaten, darunter zwölf Gewaltdelikte. Berlin ist das Bundesland mit den meisten Straftaten von Judenhassern. Die Polizei meldete für das erste Halbjahr dieses Jahres in Berlin 80 antisemitische Straftaten, berichtet der Tagesspiegel am Mittwoch. Das seien fast doppelt so viele wie in Bayern, das mit 43 antisemitischen Delikten in der bundesweiten Bilanz auf Platz zwei stehe.

Vier der 80 Straftaten in Berlin waren dem Bericht zufolge Gewaltdelikte. Die Zahlen stehen in Antworten der Bundesregierung auf quartalsweise Anfragen von Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) und der Linken-Fraktion zu antisemitischen Straftaten in Deutschland. Die Gesamtzahl der Taten werde sich wahrscheinlich noch erhöhen, da die Polizei erfahrungsgemäß viele Straftaten nachmelde, hieß es.

Die Berliner Zahlen gingen demnach im zweiten Quartal in die Höhe. Von Januar bis März 2018 habe die Polizei in der Stadt 26 judenfeindliche Delikte festgestellt, von April bis Juni seien es 54 gewesen, darunter die vier Gewalttaten. Die meisten Straftaten, insgesamt 62, begingen nach Erkenntnissen der Polizei rechte Antisemiten, schreibt die Zeitung weiter. Bei acht Delikten seien Tatverdächtige mit „ausländischer Ideologie“ festgestellt worden, die aus Hass auf Israel in Berlin Juden angreifen.

Bei drei weiteren Taten gehe die Polizei von Personen mit „religiöser Ideologie“ aus, das sind in der Regel Islamisten. Drei Delikte werden demnach Linken zugeordnet, bei vier Straftaten sei kein ideologisches Milieu zu erkennen gewesen. Ermittelt wurden insgesamt 23 Tatverdächtige.

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5 Kommentare

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  • Jede antisemitische Straftaten in Deutschland ist eine zu viel. Aber ich bin der Meinung, dass das Thema um die antisemitische Straftaten völlig aufgebauscht wird um den Betroffenen wohl möglich Sonderrechte zu kommen zu lassen. Wer wirklich mit



    existenzieller Diskriminierung in Deutschland zu kämpfen hat, sind die Flüchtlinge und die Türken. Das hat der Fall Mesut Özil und alles was dann folgte, sehr deutlich aufgezeigt, im welchem Ausmass Rassismus in Deutschland vorzufinden ist.

  • Kann man Zweifel an der Statistik haben? Der Experten der Bundesregierung klassifizieren wie folgt:Darin heißt es, fremdenfeindliche und antisemitische Straftaten würden grundsätzlich immer dann dem Phänomenbereich „Politisch motivierte Kriminalität Rechts“ zugeordnet, „wenn keine weiteren Spezifika erkennbar“ und „keine Tatverdächtigen bekannt geworden sind“. So tauche der Schriftzug „Juden raus“ generell als „rechtsextrem motiviert“ in Statistiken auf, obwohl eine solche Parole auch in islamistischen Kreisen populär ist. „Damit entsteht möglicherweise ein nach rechts verzerrtes Bild über die Tatmotivation und den Täterkreis“, schrieben die Autoren des Expertenberichts.

    • @Gelka:

      Um das politische Anliegen deutlich zu machen, folgt dem Spruch in der Regel "aus Palästina", wenn es um Nahost geht. Rechtsextreme können aus naheliegenden Gründen auf diesen Zusatz verzichten.

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    Oh, ausgerechnet das liberale Berlin. Wer hätte das gedacht?

    • @90191 (Profil gelöscht):

      Das kann nicht überraschen. Die Geheimdienstdichte in Berlin ist sehr hoch. Dementsprechend wird man auch viele Faschos finden.