Antisemitische Sticker: Gedenkstätte Ahlem beschmiert

An der jüdischen Gedenkstätte Ahlem in Niedersachsen wurden antisemitische Sticker gefunden. Der Staatsschutz hat Ermittlungen aufgenommen.

Schild vor der Gedenkstätte Ahlem mit antisemitischen Aufklebern

Antisemitische Parolen am Eingang zur Gedenkstätte Ahlem in Niedersachsen Foto: Gedenkstätte Ahlem/dpa

HANNOVER/BERLIN taz/dpa | „Israel mordet“ und „Befreie dich vom Schuldkult“ – diese volksverhetzenden und antisemitischen Aufkleber wurden an der Gedenkstätte Ahlem in Hannover entdeckt, wie die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus RIAS am Sonntagabend via X, früher Twitter, meldete. Unter anderem soll es sich offenbar um Sticker der rechtsextremen Organisation „Die Heimat“ handeln (früher NPD), hieß es weiter. Die Aufkleber wurden an Türen, am Eingangsschild und an der „Wand der Namen“ für die Opfer des Holocausts gesehen. Offenbar gibt es zudem einen Bezug zum Krieg im Nahen Osten und den gewaltsamen Auseinandersetzungen in Israel und im Gazastreifen.

Die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten sprach von einer feigen, schäbigen Tat, die das Leid der Opfer des Holocausts in den Schmutz ziehe. „Niemals werden uns solche Taten einschüchtern“, hieß es weiter. Die Stiftung, die Trägerin der Gedenkstätte Bergen-Belsen und Wolfenbüttel ist, sprach den Mitarbeitenden in Ahlem ihre Solidarität aus. Jens-Christian Wagner, Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora in Weimar, äußerte sich ebenfalls entsetzt in den sozialen Medien. „Widerlich, egal, ob mit deutschem rechtsextremen, angeblich „antiimperialistischem“ oder islamistischem Hintergrund“, schrieb Wagner auf X.

Laut Polizei Hannover soll der Tatzeitraum zwischen Freitagabend und Sonntagmorgen liegen. Die Zahl der Aufkleber liege im mittleren zweistelligen Bereich, hieß es weiter. Der Staatsschutz übernahm die Ermittlungen wegen Volksverhetzung. Weil sich die Kleber gut entfernen ließen, werde nicht wegen Sachbeschädigung ermittelt. Zeugen sollten sich beim Kriminaldauerdienst in Hannover melden.

„Wand der Namen“ soll an Holocaust-Opfer erinnern

Auf dem Gelände der Gedenkstätte Ahlem war Ende des 19. Jahrhunderts eine israelitische Gartenbauschule. Jüdische junge Menschen wurden dort im Gartenbau, aber auch für andere Berufe ausgebildet. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 bereitete Ahlem Juden und Jüdinnen für die Auswanderung vor, insbesondere nach Palästina, aber auch in andere Staaten. Im Herbst 1941 wurde das Gelände zur zentralen Sammelstelle für die Deportation aus dem Bereich der Gestapoleitstelle Hannover.

Nach Angaben der Gedenkstätte wurden zwischen Dezember 1941 und Januar 1944 über 2.000 Juden und Jüdinnen aus dem gesamten südlichen Niedersachsen von Ahlem in die Ghettos und Vernichtungslager des Ostens deportiert. Mit der „Wand der Namen“ wird der deportierten und getöteten NS-Opfer gedacht.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) verurteilte die Tat und kündigte eine eindeutige Reaktion der Sicherheitsbehörden auf judenfeindliche und antiisraelische Äußerungen in Niedersachsen an. „Die zunehmende Zahl antisemitischer Straftaten beunruhigt mich sehr“, sagte der SPD-Politiker der Hannoverschen Allgemeinen. „Polizei und Justiz werden in den nächsten Wochen und Monaten noch aufmerksamer sein und auf jede Form von judenfeindlichen Äußerungen konsequent reagieren.“ Das Land stehe an der Seite Israels. „Daran lassen alle politisch Verantwortlichen keinen Zweifel.“

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