Antirassistische Demo in Hamburg: Tennis gegen rechts
20.000 Menschen demonstrierten am Samstag gegen Rassismus. Mehr als 450 linke Gruppen aus ganz Deutschland kamen zusammen.
Hamburg taz | An diesem Wochenende ist ganz schön was los in Hamburg: Nicht nur, dass am Sonntag das Derby St. Pauli gegen den HSV mit großer Spannung erwartet wird; am Sonnabend sind in der Hansestadt rund 20.000 Teilnehmer*innen dem Aufruf von mehr als 450 linker Gruppen und Bündnisse gefolgt, um friedlich gegen Rassismus und Ausgrenzung zu protestieren.
Etwa 50 Busse und zahlreiche Züge aus dem gesamten Bundesgebiet sind zur „We'll Come United“-Demonstration in die Hansestadt gekommen. Mario Neumann, Pressesprecher der Organisatoren, ist begeistert: „Unsere Erwartungen sind übertroffen worden“. Um elf Uhr trafen die Teilnehmer*innen, Bündnisse und ihre Umzugswagen am Rathausmarkt zusammen und zogen mittags durch die Hamburger Innenstadt. Zum Schluss verteilten „Omas gegen Rassisten“ sogar noch rote Lollys an die Demonstrierenden.
„Weder Erdogan, Trump, Seehofer oder Maaßen werden an der offenen Gesellschaft etwas ändern können“, tönte es aus dem Mikrofon der Auftaktrednerin. Die Demonstrant*innen forderten zudem den Rücktritt von Bundesinnenminister Horst Seehofer und die Auflösung des Verfassungsschutz. Außerdem sei ein sofortiger und bundesweiter Abschiebestopp wichtig, sowie sichere Fluchtwege und ein Recht auf Schutz, Migration und Asyl.
„Migration lässt sich nicht aufhalten“, sagte eine weitere Rednerin, man müsse die Menschen aufnehmen und ihnen die Chance geben, sich zu integrieren, friedlich und sicher in Deutschland zu leben . Für die Geflüchteten, die bereits in Deutschland sind, wurde das Recht auf Familiennachzug gefordert. Bei Abschiebungen solle man solidarisch sein und Widerstand leisten.
Protesttennis auf Inlineskatern
Insgesamt 44 Bündnisse, darunter „Lampedusa Hamburg“ und die „Hamburger Seebrücke“, aber auch nationale und internationale Bündnisse wie „Sea Watch“, „Laut gegen Nazis“ oder „Queers United“ zogen mit eigenen Trucks los. Vom Rathausmarkt über den Ballindamm, an Apple und Vodafone vorbei, dem Gänsemarkt, der Hamburger Schanze und der Reeperbahn bis zum Zielpunkt Landungsbrücken, den sie um etwa 16 Uhr erreichten.
Auf der Straße „Neuer Pferdemarkt“ nutzten Demonstrierende die Gelegenheit, sich während der Parade auszuruhen und vorbeiziehende Wagen anzuschauen. Die Motto-Trucks spielten deutschen Hip Hop, basslastige, arabische Popmusik und -klassiker. Zu diesem Zeitpunkt ging die Parade in die letzten Meter und der Hafen war schon in Sichtweite.
Die gesperrten Straßen wurden auch kreativ genutzt: Ein Ehepaar spielte Tennis auf Inlineskatern – zur Freude der Vorbeiziehenden. In den Straßen roch es nach Feuerwerk und Cannabis, die Stimmung war dank des guten Wetters ausgelassen.
Die Sprecherin des Netzwerks „We'll Come United“, Newroz Duman, zog auf der Abschlusskundgebung ihr Fazit: „Es ist ein Aufstand der Solidarität und ein Tag des Widerstands“.
Leser*innenkommentare
lulu schlawiner
„Es ist ein Aufstand der Solidarität und ein Tag des Widerstands“. „Migration lässt sich nicht aufhalten“
Sie haben sich getraut auf die Straße zu gehen . -Respekt.
Whow 450 linke Gruppen haben die Bürgermeinung vertreten. Oder Sozialromantiker unter sich.
88181 (Profil gelöscht)
Gast
@lulu schlawiner Die Rhetorik ist eben so.
Wer will schon die Bürgermeinung vertreten. Was ist das überhaupt? Die Bürgermeinung. Wieso sollte mich die interessieren?
Mir ist jede kleine oder große linke antirassistische Demo lieb und teuer.
Und widerlich finde ich jede Demo von Nazis, Halbnazis und hohlköpfigen Mitläufern.
Die Zeiten stinken ganz einfach und man muss was tun.
6474 (Profil gelöscht)
Gast
@lulu schlawiner Es gab keinen bestimmten (akuten) Anlass zum demonstrieren, da finde ich 20.000 Menschen(Veranstalter sprechen von 30.000) schon ganz ordenlich.
Letztens waren es 178 "Merkel muss weg"-Rechtradikale und 10.000 Gegendemonstranten in Hamburg.www.spiegel.de/pol...ten-a-1226721.html
Oder 16.000 die in Hamburg letzten Monat für die Seenotrettung demonstriert haben.www.ndr.de/nachric...tung,demo2312.html
Es gibt "die Bürgermeinung" glücklicherweise nicht, aber Köthen am Kot und Pegida(Sie haben mich ins Gesicht gefilmt) vertritt diese nicht.
Warum soll ich mich die ganze Zeit mit irgendwelchen rassistischen Provinzossis und CSU-Bazis ausseinadersetzten, während Millionen Großstädter auf Miete wohnen und dringlichere Probleme haben, als das Rumgeheule von eine paar rückständigen Xenophoben, die Angst vorm schwarzen Mann haben?
Steigende Mieten zb. ist ein Thema was Millionen von Leuten täglich betrifft. Stattdessen muss ich mir die ganze Zeit dieses Geflenne über den Untergang des Abendlandes geben, weil der Maik zum ersten Mal im Leben einen Menschen gesehen hat, der von noch weiter weg her kommt, als vom Nachbardorf.
Wer vertritt den bitte "die Bürgermeinung"? Die Mehrheit der insgesamt gerade mal 4 Millionen Sachsen die es gibt?-Warum dann nicht die 3.6 Millionen Berliner? Ach ja, ich vergaß; die berühmte Großstadtblase...Oder die 16 Millionen Ossis die es gibt?-Warum dann nicht die 17.5 NRW-Bewohner wovon 10.6 Millionen in der urbanen Metropolregion Rhein-Ruhr leben? Was ist das denn überhaupt für eine Arroganz, in irgendeinem Hinterwälder-Kaff "Wir sind das Volk" zu brüllen und dann von der "Großstadtblase" zu palavern?
Und wenn sich "das Volk" in der schönen sächsischen Schweiz abgehängt, alleingelassen und nicht genug gewürdigt fühlt, hier ein kostenloser Tipp: Fremde nicht gleich umbringen, dann ist man nicht so allein
lulu schlawiner
@6474 (Profil gelöscht) Ossi-bashing vom feinsten. Auch nicht gerade bunt und vielfältig.
6474 (Profil gelöscht)
Gast
@lulu schlawiner Das benennen von Tatsachen ist noch lange kein ossi-bashing. Das einzige was ich sage: sachsen wie Bayern repräsentieren keine Bürgermeinung und Sachsen ist auch nicht ungehört und abgestempelt, sondern das Gegenteil ist langsam der Fall. Ich sage lediglich das es mehr NRW-Bewohner gibt als Ossis im gesamten und das die Fokussierung auf die Parallelgeseĺlschaft randständiger Rassisten als Volksmeinungsvertreter etwas schief daher kommt.