Antirassismus im Unterricht: AfD schwärzt Bremer Lehrer an

Ein AfD-Politiker hat eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen einen Bremer Lehrer veranlasst. Der hatte ein xenophobes Statement der AfD im Unterricht thematisiert.

Statt sich zu melden, den Lehrer denunzieren? Die AfD hat in Hamburg angekündigt eine Onlineplattform zu machen Foto: dpa

BREMEN taz | Eine Beschwerde eines AfD-Politikers gegen einen Nordbremer Oberschullehrer sorgt in Bremen für Empörung. Der Lehrer hatte ein fremdenfeindliches Statement der AfD im Unterricht thematisiert.

Furore macht der Fall auch deshalb, weil erst vor ein paar Tagen die AfD in Hamburg eine Onlineplattform angekündigt hatte, um kritische Lehrer zu denunzieren. Auch dafür wurde sie heftig kritisiert. In Bremen ging nun der AfD-Lokalpolitiker Marvin Mergard gleich einen Schritt weiter und veranlasste, dass die Schulbehörde einen Oberschullehrer dienstrechtlich überprüft.

Der Lehrer soll ein Statement des Vegesacker AfD-Beiratsmitglieds Mergard im Unterricht thematisiert haben, wie die Norddeutsche berichtete. Mergard hatte darin FlüchtlingsunterstützerInnen der „Ökumenischen Starthilfe Grohn“ diffamiert. Sein Statement endet mit dem fremdenfeindlichen Hinweis an die Kirche, dass es „Liebe deinen Nächsten“ heiße und nicht „Liebe alles Fremde“.

Der Lehrer soll im Unterricht im Zusammenhang mit diesem AfD-Statement unter anderem auf den antifaschistischen Blog “AfD Watch Bremen“ hingewiesen haben. Dort finden sich Hintergrund-Berichte unter anderem über Mergards Nähe zu Aktivitäten der rechtsextremen „Identitären Bewegung“. Mergard sei „völkisch bis ins Mark“, heißt es auf der Website.

Nach Informationen der taz wirft Mergard dem Lehrer auch persönliche Beleidigungen vor. Mergard antwortete der taz am Mittwoch, er sei zu diesem Fall an einer Stellungnahme gegenüber der taz nicht interessiert. Die Bildungsbehörde wollte sich zu der „internen Personalangelegenheit“ nicht äußern.

Kritik an „Gesinnungsschnüffelei“

Die SPD-Landeschefin Sascha Karolin Aulepp erklärte: Die AfD zeige „ihr demokratiefeindliches Gesicht“. Der Ortsverband der Linken forderte „Rückendeckung“ für den Lehrer von der Bildungssenatorin. Und die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Maike Schäfer, erklärte: „Wer SchülerInnen dazu animieren will, LehrerInnen öffentlich zu denunzieren, gefährdet das Vertrauensverhältnis im Klassenzimmer. Das sind Methoden, wie sie in totalitären Systemen vorkommen.“

Christian Gloede, Landesvorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, sprach von einer „Gesinnungsschnüffelei“ durch die AfD. „Ich ermutige alle Lehrerinnen und Lehrer, eine klare Haltung zu zeigen“, sagte Gloede. „Was rassistisch ist, muss als Rassismus benannt werden. Das verletzt nicht die Neutralitätspflicht.“

Es sei selbstverständlich und notwendig, dass sich LehrerInnen auch mit Parteien im Unterricht beschäftigen, so Gloede. „Bei einer AfD, die Dinge sagt, für die man sich schämen muss, erwarte ich, dass dies thematisiert wird.“

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.