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#Antifa-Solidarisierung nach Trump-TweetBrav die Zunge rausgestreckt

Nachdem Donald Trump „die Antifa“ als Terrororganisation einstufen will, bezeichnen sich viele Menschen in sozialen Medien als Antifa.

Handarbeit am 14. Februar in München Foto: Thomas Vonierx/Zuma/imago images

Allein die Androhung, eine Bewegung als terroristisch einzustufen, kann ernste Folgen haben. Besondere staatliche Repression, dazu en passant legitimierte Übergriffe durch bewaffnete Rechte werden befürchtet. In der Folge einer Attacke gegen die Antifa durch den US-Präsidenten ging also ein Ruck durchs deutsche Twitter.

Nach dem Muster „Soundsoviel Jahre alt und Antifa. Selbstverständlich“ wird Solidarität gezeigt. Die Bilder, die uns vom früheren antifaschistischen Alliierten erreichen, wirken ja tatsächlich so, als ob der autoritäre Umbau dort entsprechende Statements sogar aus Deutschland rechtfertigen könnte. Wenn das der Führer wüsste...

Nun ist es so erbaulich wie auch billig, sich über die historische Ironie zu amüsieren. Dabei gibt es schon ohne Blick in den Rückspiegel genug zu lachen. So springt auch SPD-Chefin Saskia Esken der Bewegung bei – „58 und Antifa. Selbstverständlich.“ –, wie die Partei selber – „157 und Antifa. Selbstverständlich.“ Könnte man so stehen lassen und darüber hinwegsehen, dass die Sozialdemokratie in ihrer langen Geschichte gelegentlich mit etwas mehr Nachdruck antifaschistisch hätte agieren können. Egal, man ist nie zu alt, um dazuzulernen. Wenn man’s tut.

Denn auch wenn Esken sich alle Mühe gibt, „das Reframing der Neuen Rechten“ der Antifa als politische Extremisten und Gewalttäter zurückzuweisen, kann sie nicht anders, als sich genau diesem Framing zu unterwerfen. Sie hält es für nötig, sich von der Besetzung des Begriffes „Antifa“ durch „Gewalttaten ‚linker‘ Randgruppen, die wie jede Gewalttat verwerflich sind und strafrechtlich verfolgt gehören“ abzugrenzen.

Braucht es diese Schönwetter-Antifa tatsächlich? Jene, die bei der erstbesten Gelegenheit maximale Distanz sucht zu denen, die zum Beispiel bereit sind, sich körperlich zwischen den Faschismus und seine prospektiven Opfer zu stellen? Wie viel der Antifa-Hashtag wert ist, werden wir sehen, wenn wieder Antifagruppen in Deutschland kriminalisiert werden oder wenn es darum geht, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes die Gemeinnützigkeit zu bewahren. Antifa ist eben ein bisschen mehr, als Trump aus sicherer Entfernung die Zunge rauszustrecken. Antifa ist Handarbeit. Und wem das legitimerweise nicht liegt, für den und die sollte Antifa mindestens die uneingeschränkte Solidarität mit antifaschistischem Handeln sein.

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5 Kommentare

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  • Gut geschrieben.



    Antifa ist nicht terroristisch, sondern absolut notwendig.



    Seit Jahrzehnten hat die Antifa alle neuen Erscheinungsformen der extremen Rechten als erste präzise, gut recherchiert und sachlich bennant. Die staatlich dafür zuständigen Organe blieben und bleiben den Rechten demgegenüber hartnäckig blind.

  • 8G
    83191 (Profil gelöscht)

    Also ist Gewalt und Co okay, wenn sie von der richtigen Seite kommt? Das ist bestimmt so nicht gemeint.

    Antifa ist so verschieden und vielfältig, dass man immer schwarze Schafe findet. In Einigen Teilen der Antifa sind Vorurteile und Abneigung gegen bestimmte Gruppen normal (zum Beispiel Ehemalige Bundeswehr Angehörige), in Anderen dominiert ein gemäßigterer oder bürgerlicher Ton, wieder andere sind absolut Gewaltbereit und die Allermeisten haben ein Problem mit Gewalt.

    Sich von den Schwarzen Schafen zu distanzieren ist NIE falsch. Eine Straftat bleibt eine Straftat, egal wer sie warum durchführt. Oder wird das Anzünden eines Autos besser wenn es einem AfD-Mitglied gehört?

    Die ganze Antifa in eine Schublade zu packen ist vollkommener Schwachsinn!

    Darauf können wir uns denke ich einigen.

    Und jetzt ersetzen wir noch "Antifa" mit wahlweise "Polizei" , "Hygiene-Demo" oder "Alten Weißen Männern" und die Meisten von uns stellen fest, dass "Gegen Vorurteile und Hass zu kämpfen" meistens heißt, "Gegen Manche Vorurteile und Manchen Hass zu kämpfen"

    • @83191 (Profil gelöscht):

      Und dann wird sich fleißig distanziert, bis nix mehr übrig bleibt. Die Rufe nach “keiner Gewalt“ wirken irgendwie mit dem Rücken zum Geschehen ausgerufen. Die Gewalt existiert längst und selbstverständlich und zielt vom “Staat“ gegen den scheinbar einzigen Feind links der “Mitte“. Und das trotz zahlloser Zäsuren nach rechtem, mörderischem Terror durch Einzeltäter. Die Antifa steht da, wo andere weichen. Danke für den Artikel.

    • @83191 (Profil gelöscht):

      Einerseits Ausdifferenzierung fordern und andererseits der absolute Schluss, dass Gewalt niemals ok ist? Dabei hat doch gerade der Kampf gegen den Faschismus wie kaum eine andere Auseinandersetzung gezeigt, dass Gewalt ein notwendiges Mittel sein kann, auch und vor Allem aus einer moralischen Verpflichung gegenüber jenen die sie am härtesten trifft.



      Und wer sich so manche Wortmeldungen von Höcke anschaut bekommt auch ein zweifelsfreies Bild davon, dass es ganz sicher nicht gewaltfrei abgehen würde wenn er denn nur könnte wie er wollte.



      "Eine Straftat bleibt eine Straftat, egal wer sie warum durchführt." Das ist ja für sich genommen erstmal eine Nullaussage, bei der Bewertung der Straftat wird es aber idR schon einen Unterschied machen ob ich beispielweise das Auto geklaut habe weil es der einzige Weg war meine schwerverletzte Tochter noch rechtzeitig ins Krankenhaus zu befördern oder ob dabei es nur um den Verkaufserlös ging.

  • 0G
    05158 (Profil gelöscht)

    ...Wenn das der Führer wüsste...



    Ich lese so vor mich hin und zack Zeitsprung. Als junger Mensch, Schüler in der EOS, haben wir manchmal das Zitat WddFw gebraucht, dumm, albern, leise, vorsichtig. Die Alten haben einen angeschaut wie, hast du einen an der Waffel. Und jetzt lese ich es wieder. Ich bin immer noch dumm aber laut!



    Nur für mich die Erklärung, mit dem Führer und so!