Gedenken an George Floyd: Der Kniefall der Stars

FC Liverpool, Taylor Swift, Facebook: Der Protest gegen Polizeigewalt in den USA führt zu ungewohnten Bündnissen.

Fußballspieler knien am Mittelkreis.

Fußballer des FC Liverpool üben den Kniefall Foto: Liverpool FC

Berlin taz | Am Montag fällt der FC Liverpool auf die Knie. Während des Trainings im Stadion stellen sich die Spieler am Anstoßkreis auf und gedenken des getöteten George Floyd. „Einigkeit in Stärke“, schrei­ben einige von ihnen wenig später unter die Fotos der Aktion auf ihren Social-Media-Kanälen.

Die Fußballer sind Teil einer weltweiten Solidaritätsbewegung, die sich gegen Polizeigewalt wendet und gegen den Rassismus, der den Schwarzen US-Amerikaner George Floyd tötete und in den USA seit Tagen für wütende Proteste und massive Kritik an Präsident Trump führt. Auch in Deutschland gab es Protest und Soliaktionen von Spitzensportlern: Jadon Sancho und Achraf Hakimi von Borussia Dortmund ebenso wie Weston McKennie vom FC Schalke 04.

In den USA hat die Musikindustrie sogar unter dem Hashtag #TheShowMustBePaused dazu aufgerufen, am Dienstag auf Show – und Umsatz – zu verzichten. Stattdessen soll der Blackout Tuesday die Menschen zum Innehalten bewegen, Aktivist*innen sollen Kräfte und Mitstreiter*innen bündeln. Ein Tag, um darüber zu reflektieren, „was getan werden muss, damit wir kollektiv die Schwarze Gemeinschaft unterstützen können“, erklären die Initiatorinnen Jamila Thomas und Brianna Agyemang auf der Website.

Andere Künstler*innen wie Beyoncé haben schon Tage zuvor über Polizeigewalt gesprochen und weitere Anklagen gegen die Polizisten gefordert, auf Instagram sollen Beyoncé-Fans die Petition „Justice for George Floyd“ unterschreiben. Das Video wurde allein bis Dienstagmittag fast 8 Millionen Mal abgespielt und bekam 2,5 Millionen Likes. Getoppt wird es von der Sängerin Billie Eilish.

Kampf auch gegen Diskreditierung

Sechs Millionen Likes kommen auf ihren Beitrag auf Instagram, in dem sie erklärt, was an der Äußerung „All Lives Matter“ falsch ist, die besonders in der Woche seit George Floyds Tötung wieder von viel zu vielen weißen Menschen genutzt wird, um die „Black Lives Matter“-Bewegung zu diskreditieren und sich selbst als weiße Menschen zu Opfern antirassistischer Bestrebungen zu stilisieren. „Wenn ich eine einzige weitere weiße Person sagen höre ‚all lives matter‘, ein einziges verficktes weiteres Mal, dann verliere ich den Verstand. Es geht hier nicht um dich. Du bist nicht in Gefahr.“

DemontrantInnen knien.

Demonstration in Kopenhagen am 31. Mai Foto: Ida Guldbaek Arentsen/Scanpix/imago

Manche, wie die US-Popikone Taylor Swift, attackieren auch Präsident Donald Trump: „Nachdem Sie während Ihrer gesamten Präsidentschaft das Feuer der White Supremacy und des Rassismus immer wieder angefacht haben, haben Sie den Nerv, moralische Überlegenheit vorzutäuschen und danach mit Gewalt zu drohen? ‚Wenn die Plünderungen beginnen, beginnen die Schüsse‘? Wir werden sie im November abwählen.“

Der Dienstag auf Twitter und Facebook ist geprägt von schwarzen Quadraten, die Menschen als Fotos nutzen. Es ist #BlackOutTuesday. Viele weiße User halten sich zurück, damit die Feeds gefüllt sind von Worten Schwarzer Nutzer*innen.

Von Amsterdam bis Idlib

Diese Protest- und Solidaritätsbekundungen strahlen über die USA hinaus. Am Wochenende stehen Tausende vor der US-Botschaft in Berlin. In London versammelten sich Demonstrierende auf dem Trafalgar Square. In Paris kamen sie am Montag zusammen – trotz Angst vor Corona. In Amsterdam demonstrierten am Montag 10.000 Menschen gegen rassistische Polizeigewalt – gemeinsam mit ihrer Bürgermeisterin Femke Halsema.

Prompt wurde Halsema von rechten Politiker*innen kritisiert, die Abstandsregeln seien nicht eingehalten worden, die Polizei hätte einschreiten müssen – bei einer Demo gegen Polizeigewalt.

Demonstranten knien auf der Straße.

Demonstration am 1. Juni in Auckland Foto: Michael Bradley/afp

Bis nach Idlib in Nordsyrien reicht die Solidarisierung mit George Floyd und all jenen Menschen, die zum Opfer rassistischer Gewalt gemacht werden. „Nein zu Rassismus“ steht über einem Graffito-Porträt Floyds, neben seinem Gesicht ein Bild des Polizisten, wie er sich auf Floyds Hals kniet und ihn tötet. „Wir halten es für unsere Pflicht, uns mit den humanitären Anliegen der Welt solidarisch zu zeigen“, erklärt Asis al-Asmar, einer der Graffiti-Künstler der Deutschen Presseagentur. „Wir sind Anwälte des Friedens und der Freiheit.“

Natürlich ist auch die Wortschaft dabei. Nike änderte am Freitag kurzerhand den Slogan „Just Do It“ in einem Online-Video. „For once, don’t do it“ heißt es nun. „Tue nicht so, als gäbe es kein Problem in Amerika. Ignoriere Rassismus nicht. Lehn dich nicht zurück und sei nicht still.“ Vielleicht ist das nur PR. Aber auch die kann nutzen.

Und Facebook tut, als hätte es ein Rückgrat gefunden: „Wir stehen an der Seite der ‚Black Community‘“, schreibt Marc Zuckerberg selbst in einem Beitrag. Zehn Millionen US-Dollar will Facebook nun solchen Gruppen spenden, die sich gegen „rassistische Ungerechtigkeit“ einsetzen. Der Konzern muss mehr tun, erkennt auch Zuckerberg. „Geld allein kann das nicht reparieren.“ Beiträge von Trump zu zensieren oder als gewaltverherrlichend zu markieren, wie es Twitter getan hat, das wird Facebook jedoch nicht.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.