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Anstieg der Corona-InfektionenProvinz am Limit

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Die Zahl der Corona-Infektionen ist wieder gestiegen. Das Konzept, über Lockerung in den Regionen zu entscheiden, steht vor dem Belastungstest.

Bundeswehrsoldatin untersucht Mitarbeiter*innen der Fleischfabrik Toennies Foto: Martin Meissner/ap

D eutschland ist bisher erstaunlich gut durch die Coronapandemie gekommen: Die Infektionszahlen waren nie so hoch wie in vielen anderen Ländern, und in den letzten Wochen sind sie trotz vielfältiger Lockerungen weiter gefallen. Doch nun gibt es erstmals wieder einen deutlichen Anstieg der Fallzahlen – und damit eine erste Bewährungsprobe für das neue Konzept, die Entscheidung über Einschränkungen weitgehend auf die regionale Ebene zu verlagern.

Die erlebt an mehreren Orten gerade ihren ersten Belastungstest – und schlägt sich dabei recht unterschiedlich: Im Kreis Gütersloh wurde zwar lange – vielleicht zu lange – gezögert, bevor erneut Beschränkungen für die gesamte Bevölkerung eingeführt wurden – statt nur für die MitarbeiterInnen der Fleischfabrik, unten denen es zur Masseninfektion gekommen war. Aber immerhin hat man in Nordrhein-Westfalen schließlich doch noch eingesehen, dass es recht unwahrscheinlich ist, dass sich die Infektion nicht über den Betrieb hinaus ausdehnt.

Ganz anders ist die Situation in Berlin: Dort sind die Infektionszahlen ebenfalls stark gestiegen; im Verhältnis zur Bevölkerungszahl hat kein anderes Bundesland derzeit so viele Fälle wie die Hauptstadt. Und anders als in anderen stark betroffenen Städten wie Göttingen oder Magdeburg gibt es in Berlin auch nicht einen einzelnen Hotspot, sondern hohe Zahlen in mehreren Bezirken.

Dass der Berliner Senat ausgerechnet in dieser Situation nun beschlossen hat, alle öffentlichen Kontaktbeschränkungen aufzuheben, ist darum völlig unverständlich. Dass sie von vielen ohnehin schon nicht mehr eingehalten wurden, kann kein Grund für diese Entscheidung sein. Statt auch diejenigen zur Sorglosigkeit zu ermutigen, die sie bisher noch ernst genommen haben, wäre es in der Hauptstadt gerade jetzt erforderlich, daran zu erinnern, dass die Gefahr noch nicht vorbei ist. Hoffentlich orientieren sich andere Regionen künftig eher an Gütersloh als an Berlin.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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5 Kommentare

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  • Ich denke, hier zeigt sich mal wieder, warum die Globalisierung erdammt reguliert gehört. Wenn Menschen aus anderen Ländern hier arbeiten. Gerne. Aber dann nicht mit seltsamen Konstruktionen aus Subunternehmern, die Arbeiterrechte aushebeln sollen und nichts sonst. Und zu diesen Konstruktionen gehört dann eben auch, zwei bis vier Leute in ein Zimmer zu bringen und dafür noch unverschämt viel Geld ab zu greifen. Wie viele Menschen sich da eine Toilette teilen müssen oder eine Dusche oder eine Küche? Wie widerstandsfähig ist ein Immunsystem nach überlangen Schichten ohne richtige Pausen in der Umgebung eines Schlachthofs?



    Man sollte Herrn Tönnies die Rechnungen schicken für alle Coronafälle in dem Bereich. Exklusivbehandlung mit Chefarzt und Einzelzimmer. Kann einer nicht mehr arbeiten, dann sollte Herr Tönnies ihn lebenslang bezahlen müssen. Hier ist definitiv eine Gesetzeslücke!

    • @Kartöfellchen:

      Symptomfreie Fälle und schwere Erkrankungen sind zwei verschiedene Probleme. In Gütersloh sind 5 Menschen erkrankt, nicht so viele wie die Medienbericht-erstattung suggeriert.

      • @Monika Frommel :

        wie bitte definieren Sie Erkrankte sind das für sie diejenigen die im Krankenhaus liegen oder auf der Ingensivstation. Es geht hier bei einer Pandemie schon um die Infizierten die interessieren. Die andere anstecken können, alles andere ist nichts anders als Verhamlosung .

      • @Monika Frommel :

        Ansteckend sind sie trotzdem und wenn sie andere infizieren und diese wieder andere, wird das Virus früher oder später genug Menschen erwischen, die schwer erkranken.

        Das ist das Problem mit Epidemien. Maßnahmen sind nicht für die schon Infizierten nötig, sondern für die, die sonst von diesen infiziert werden.

        Mal als Denkanstoss: Am Anfang dieser Pandemie war nur ein einziger Mensch infiziert. Die Maßnahmen überall waren nicht etwa wegen der erkrankten oder nicht erkrankten Infizierten notwendig, sondern um zu verhindern, dass mehr und mehr Menschen infiziert werden, von denen dann unweigerlich ein Teil schwer oder gar tödlich erkrankt.

        Ich weiß nicht, warum manche Leute das nicht verstehen. 1500 Infizierte sind ein massiver Ausbruch. Von allein bleibt es nicht nicht bei diesen 1500 und dann auch nicht bei den "nur" fünf im Krankenhaus.

    • @Kartöfellchen:

      reportes corona cases, das hat das RKI von der Hopkins Universität übernommen. Wenn man kein funktionierendes Gesundheitssystem für alle hat - wie in den USA - muss man so denken. In Deutschland sollte man die Erkrankten zählen. Es sind trotz der viele Infizierten sehr wenige. Nur fünf Menschen sind im Krankenhaus. Das ist kein Argument für schlechte Praktiken, aber wir sollten die Übersicht behalten und nicht immer gleich nachweinen Lockdown schreien.