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Anschlussprojekt zeitlich unmöglichTschüss, 9-Euro-Ticket!

Die Zeit hat Fakten geschaffen: Es wird keinen direkten Anschluss an die populäre ÖPNV-Flatrate für das gesamte Bundesgebiet geben können.

Regionabahn im Abendlicht Foto: Jan Woitas/dpa

Berlin taz | Eine neue bundesweit geltende Fahrkarte im Anschluss an das 9-Euro-Ticket wird es nicht geben. Es sei drei Wochen vor dem 1. September nicht möglich, ein komplett neues Ticket umzusetzen, sagte ein Sprecher des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) der taz. Für die Fortsetzung der ungeheuer populären bundesweit geltenden Flatrate für den ÖPNV gibt es zwar eine ganze Reihe von Vorschlägen, aber zumindest kurzfristig dürfte keiner davon umgesetzt werden.

Das liegt zum einen an technische Gründen, etwa der nötigen Umprogrammierung der Fahrkartenautomaten. Zum anderen ist nicht absehbar, dass Bundesregierung und Bundestag zeitnah die erforderlichen politischen Beschlüsse auch zur Finanzierung einer Nachfolgeregelung fassen. Selbst wenn das geschehen ist, müsste die Anschlussregelung flächendeckend genehmigt werden. „Das heißt, bevor ein solcher Tarif bundesweit gelten könnte, müssten rein formal alle Bundesländer diesen Tarif bei sich im Land genehmigen“, sagte der Sprecher. „Und erst wenn das alles geschehen ist, dann können die Verkehrsunternehmen diesen Tarif verkaufen.“

Das 9-Euro-Monatsticket ist Teil der Entlastungen, mit denen die Bundesregierung die hohen Energiekosten abfedern will. Mit Erfolg: Das Angebot hat die Inflation während seiner Laufzeit nachweislich gedämpft. Es gilt aber nur noch bis Ende August. Die Grünen haben ein Nachfolgeprojekt in Form eines erweiterten 29-Euro-Regionaltickets und eines bundesweiten 49-Euro-Tickets vorgeschlagen. Verbraucherzentralen und Sozialverbände fordern ein 29-Euro-Ticket. Die Linkspartei will das 9-Euro-Ticket bis Jahresende fortsetzen und dann ein bundesweit gültiges 365-Jahresticket für den ÖPNV. Die Forderung nach einer 365-Euro-Fahrkarte wird von CSU-Chef Markus Söder und Verbänden wie der Deutschen Umwelthilfe geteilt.

Der VDV hat vorgeschlagen, das 9-Euro-Ticket um zwei Monate zu verlängern, damit Bund und Länder Zeit für eine Lösung gewinnen. Der Vorschlag ist aber weder von Teilen der Ampelregierung noch von den Ländern aufgegriffen worden. Vor allem Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) macht Front gegen ein Anschlussprojekt.

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7 Kommentare

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  • Lindners Plakate brauchen Aufkleber der PARTEI

  • War ein tolles Gefühl frei mobil zu sein. Ich hätte einfach das 9€ Ticket verlängert, bis eine Anschlussregelung abgeklärt wurde. Aber ich muss ja keine Entschuldigung treffen.

    Aber dann machen wir halt wieder drei Schritte rückwärts, darin haben wir ja reichlich Übung.

  • Naja. Nun müssen sich alle wieder selbst Fahrkarten kaufen und sich gut überlegen, ob sie wirklich reisen oder fahren müssen. Passt ökologisch doch besser in die Zeit. Das quasi Gratisangebot hat zudem nur von der Not im Lande abgelenkt. Es wird ein heisser Herbst.

    • @Taztui:

      Falsch, es hat überhaupt nicht von der Not abgelenkt. Es war ganz klar bekannt, dass dies nur eine kurzfristige Möglichkeit der Entlastung und der sozialen Teilhabe ist.

  • Das ist tragisch, weil ohne ein wirklich für alle erschwingliches und unschlagbares Angebot (eigentlich müssten öffentliche Verkehrsmittel kostenfrei sein) wird es keine massenhafte Abwanderung vom Auto geben.

  • Die Ampel versemmelt ein äußerst populäres Projekt, das besonders den Habenichtsen zugute käme.

    Während "die da oben" weiter gepampert werden:

    "Deutsche Umwelthilfe



    @Umwelthilfe



    DUH-BGF Resch: „Unfair ist, dass @c_lindner ein #Klimaticket für 365€ pro Jahr verhindern will, aber den besonders gutverdienenden Freiberuflern bis zu 57% der Kosten über eine Steuerrückzahlung für einen Dienstwagen schenkt. Das gibt es in keinem anderen Staat der Welt: (1/2)"



    twitter.com/Umwelt...wWhIC-tYT66JwrAAAA

    • @Brot&Rosen:

      Nun ja, nicht nur Armen (habenichtse ist ein recht entwertender Begriff). Jeder konnte es haben.