Anschlag in der Ostukraine: 150 Gramm TNT zur Wahl
Bei einer Explosion in Donezk sind mindestens vier Menschen verletzt worden. Eine Bombe ging hoch, als sich Kommunisten trafen.
Die russische Nachrichtenagentur RIA zitiert Gennadij Fomenko von der Kommunistischen Partei der international nicht anerkannten „Volksrepublik Donezk“, der von schweren Verbrennungen einer Delegierten des Parteitages spricht. Die unter einem Sitz versteckte Paketbombe bestand wohl aus 150 Gramm TNT. Derzeit findet ein Parteitag der Kommunisten in Donezk statt. Zum Zeitpunkt des Anschlages waren 50 Personen im Gebäude.
Die Bombe, sagt der Kommunistenchef von Donezk, Boris Litwinow, richte sich gegen die Abgeordneten und die kommunistische Partei. „Das ist ein Versuch, uns daran zu hindern, an der Wahl teilzunehmen.“ Mit dem Parteitag laufe auch die Frist ab, die Dokumente für die Wahl einzureichen. Nun seien viele der erforderlichen Dokumente beim Anschlag verbrannt.
Auch wenn die Kommunisten von Donezk die Abspaltung der Stadt von der Ukraine seit 2014 unterstützt hatten, scheint ihr Verhältnis zu den Machthabern sehr angespannt zu sein. So versucht derzeit der Kandidat der Kommunisten, der bei dem Anschlag verletzte Igor Chakimsjanow, der im April und Mai 2014 Verteidigungsminister der „Volksrepublik Donezk“ war, auf dem Gerichtsweg seine Wiedereinsetzung als Verteidigungsminister durchzusetzen.
Die im Oktober 2014 gegründete KP der „Volksrepublik Donezk“ sieht sich in der Tradition Lenins und der Kommunistischen Partei der Sowjetunion. Immer wieder wird auf den Seiten der Partei in Online-Netzwerken positiv Bezug auf Stalin genommen.
Kommunisten empört
Nur wenige Stunden vor dem Anschlag wandte sich Chakimsjanow über das russische Online-Netzwerk „VKontakte“ an seine Unterstützer. Es gebe Versuche, seine Arbeit zu stören, schreibt er.
Bereits im August hatte der Kommunist die Machthaber der Volksrepublik kritisiert. Er warf ihnen eine Einschüchterung der Bevölkerung und Propaganda vor und forderte gleichzeitig, Personen, die an der Front lebten, Wohnraum in ruhigen Gebieten zur Verfügung zu stellen, auch ohne Einwilligung der Wohnungseigentümer. Gleichzeitig kritisierte er die wachsende Armut in Donezk. Lediglich eine Elite von fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung lebe gut.
Der auf der Krim lebende unabhängige Kommunist Igor Panjuta berichtet, der auch mit der Lage der Kommunisten in Donezk vertraut ist, dass unter der Oberfläche schon lange Konflikte zwischen den Machthabern und den Kommunisten schwelten. „Die Machthaber von Donezk stehen für das Großkapital. Klar, dass das die Zusammenarbeit mit den Kommunisten erschwert“, sagte Panjuta der taz.
Und ein Kommunist aus Donezk, der namentlich nicht genannt werden wollte, erklärte: „Die Machthaber zwingen uns, uns sozialdemokratisch zu verhalten. Wenn wir hier in Donezk anfangen würden, eine Pariser Kommune aufzubauen, würden sie uns vernichten“.
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