Anlegen nach dem Crash: Ruhe bewahren oder umschichten
Nach dem extremen Anstieg der Börsenkurse in den vergangenen zwei Jahren geht es nun bergab. Doch wer langfristig anlegt, muss nicht verzweifeln.
Dieser Zusammenhang verdeutlicht die Gründe für die Reaktion an den Börsen. Sinken die Gewinnaussichten der Unternehmen, verlieren ihre Aktien an Wert. So erklärt sich die Abwärtsfahrt bei den großen Aktienindizes rund um den Erdball.
Dazu kommt, dass die Kurse zuvor ein ungewöhnlich hohes Kursniveau erreicht hatten. 2023 legte zum Beispiel der Index MSCI World um 20 Prozent zu und stieg im vergangenen Jahr noch einmal um 27 Prozent. Insofern ist der aktuelle Kurseinbruch womöglich auch Zeichen einer notwendigen Korrektur. Der MSCI World ist deshalb besonders interessant, weil auch viele Anleger in Deutschland auf börsengehandelte Fonds (ETF) setzen, die den Index nachbilden. Viele stehen nun vor der Frage, ob sie aus dem Aktienmarkt aussteigen oder eher abwarten sollten.
Raus, rein oder drinnen bleiben? Darauf lässt sich keine verlässliche Antwort für jeden finden. Der Kölner Vermögensverwalter David Bienbeck rät zu Gelassenheit. „Alle Korrekturen sind irgendwann vorbei“, erläutert er. Danach würden die Höchststände meist in wenigen Monaten wieder erreicht. Ob dieser Optimismus gerechtfertigt ist, wird allerdings von vielen Faktoren abhängen, etwa ob der Handelskrieg anhält und die Wirtschaft in eine Rezession treibt.
Die Stiftung Warentest ist hinsichtlich der ETF zwar auch grundsätzlich zuversichtlich, unterscheidet jedoch unter verschiedenen Typen von Anlegern. „Es ist klar, dass es nach Superjahren mal nicht so gut läuft“, beruhigt die Aktienexpertin der Stiftung, Karin Baur, „wir empfehlen weltweite Aktienanlagen nach wie vor.“ Sie verweist auch auf die Entwicklung der deutschen Aktien. Das Börsenbarometer Dax mit den 40 größten deutschen Börsenunternehmen hat zwar gerade auch kräftig eingebüßt, liegt aber immer noch rund vier Prozent höher als zu Jahresbeginn.
Die Mischung macht’s
Für Anleger, die unsicher sind oder gar von großen Verlustängsten geplagt werden, hat Baur einen Rat: „Sie sollten ihr Depot so mischen, dass sie ruhig schlafen können“. Eine Strategie dafür kann in einem geringeren Anteil an Aktien im Portfolio liegen. Statt wie oft üblich die Hälfte des Geldes in Aktien und die andere in sicheren Zinsanlagen unterzubringen, kann der Zinsanteil erhöht werden. In Frage kommen Tages- oder Festgeldanlagen, die allerdings nur geringe Zinserträge abwerfen. Das ist der Preis der Sicherheit. Eine Alternative sind auch Geldmarktfonds. Diese investieren in Staatsanleihen.
In Frage kommt hier zum Beispiel der ETF Amundi EUR Overnight Return UCITS ETF Acc. Der Fonds setzt Anleihen mit kurzer Laufzeit und kann jederzeit ge- oder verkauft werden. Auch Sparpläne sind möglich. Staatsanleihen sind zwar eine recht sichere Sache. Doch sollten Sparer darauf achten, dass sie in Euro notiert sind. Anleihen aus anderen Staaten oder den USA bringen zwar zunächst mehr Zinsen ein. Doch besteht das Risiko, dass ein fallender US-Dollar den Vorteil mehr als auffrisst. Geldmarktfonds auf US-Anleihen seien eher etwas für Spekulanten, warnt Baur.
Während es an den Aktienbörsen abwärts geht, eilt der Goldpreis von einem Rekordhoch zum nächsten. Fast 3.200 US-Dollar kostete eine Unze, also gut 31 Gramm des Edelmetalls, in der Spitze. Gold gilt in unsicheren Zeiten als sicherer Hafen. Ob sich der Einstieg jetzt noch lohnt, ist nicht gesagt. „Gold ist schon teuer“, befindet Baur. Allerdings bringe es auch eine langfristige Stabilität in ein Portfolio. Von Goldsparplänen rät die Expertin ab. Eine Einmalanlage sei besser. Ohnehin ist das Edelmetall eher als Beimischung zu anderen Geldanlagen geeignet.
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