Angst vor Übergriffen auf Nutztiere: SPD-Minister für Jagd auf Wölfe
Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Backhaus fordert, die Population zu begrenzen. Wolfsmischlinge in Thüringen sollen doch nicht getötet werden.
taz | In der SPD mehren sich die Stimmen dafür, die Zahl der Wölfe schon jetzt zu begrenzen. Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD) sagte am Mittwoch, dass die Art die angestrebte Population bereits überschritten habe. „Wir rechnen inzwischen mit mehr als 1.000 Wölfen“, so Backhaus. Deshalb müsse der Bestand wie in Schweden, Estland, Russland und Frankreich „bewirtschaftet werden“.
Die Zahl – Backhaus nannte 62 bis 64 Rudel – entspreche schon einem „guten Erhaltungszustand“, sodass der strenge Schutzstatus bei der EU in Brüssel aufgehoben werden sollte. Ähnlich hatte sich auch Brandenburgs SPD-Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger geäußert. Damit widersprechen Backhaus und Vogelsänger Bundesumweltministerin Barbara Hendricks, die ebenfalls der SPD angehört.
„Der Bestand nimmt jährlich um 30 Prozent zu“, sagte Backhaus nun. Er erwarte vom Bundesumweltministerium ab 16. November bei der Umweltministerkonferenz in Potsdam konkrete Antworten. Es müsse klar sein, was ein günstiger Erhaltungszustand bei Wölfen ist und wie mit „auffälligen Wölfen“ umgegangen wird. Sollte das nicht passieren, werde er im Dezember im Landtag in Schwerin eigene Pläne einbringen.
Natur begrenzt Population
Der Naturschutzbund (Nabu) dagegen teilte mit, natürliche Faktoren wie die territoriale Lebensweise sowie die Beuteverfügbarkeit und Krankheiten begrenzten das Wachstum bereits heute.
Die Wölfe sind im Jahr 2000 dauerhaft nach Deutschland zurückgekehrt. Seit einigen Jahren wächst auch die Zahl der von Wölfen gerissenen Nutztiere. Viele Bauern sehen dadurch die vergleichsweise tier- und naturfreundliche Viehhaltung auf der Weide gefährdet. Zudem nehmen Sorgen zu, dass Wölfe Menschen gefährden könnten.
Unterdessen gab Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) bekannt, dass die sechs Wolfshybriden in dem Bundesland doch nicht getötet werden sollten. Es solle versucht werden, sie in einem Tierpark unterzubringen. Die Hybriden sind Nachkommen einer Wölfin und eines Hunds. (mit dpa/afp)
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