Angriffe auf Juden in Frankreich: Ohne Kippa oder doch mit?
Nach einem islamistischen Mordanschlag in Marseille debattieren jüdische Gemeinden in Frankreich über eine angemessene Reaktion.
Frankreichs Oberrabbiner Haïm Korsia sieht darin eine verständliche emotionale Reaktion, widersprach aber gleichzeitig: „Wir dürfen nicht klein beigeben, wir werden auch weiterhin die Kippa tragen.“ Der Präsident der jüdischen Spitzenverbandes Crif, Roger Cukierman, sagte, die Empfehlung von Marseille sei „sicher keine gute Idee“. Damit werde eine Haltung von Aufgabe und Verzicht transportiert.
Am Montag war ein 35-jähriger Lehrer, der wie üblich auf dem Kopf eine Kippa trug, auf dem Weg zur jüdischen Privatschule La Source von einem Jugendlichen mit einer Machete angegriffen und verletzt worden.
Dass er bei dieser brutalen Attacke nicht getötet wurde, hat er seine er heiligen Schrift zu verdanken, mit dem dicken Buch konnte er die meisten Machetenhiebe mit einem Schild abwehren. Der erst 15-jährige Täter, laut Polizeiangaben ein türkischer Kurde, wurde wenig später auf der Flucht gestellt und festgenommen.
Er hatte seine Tatwaffe liegen gelassen, trug aber bei der Festnahme ein zweites Messer, mit dem er laut eigenen Aussagen „Polizisten töten“ wollte. Er bezeichnet sich als Dschihadist, der „im Namen Allahs“ und für die Organisation „Islamischer Staat“ agiere.
Zu seinen antisemitischen Motiven bestehen keine Zweifel: Im Verhör hat er erklärt, er bereue bloß, dass es ihm nicht gelungen sei, den jüdischen Lehrer zu töten. Ein Untersuchungsrichter errmittelt jetzt wegen Mordversuchs im Zusammenhang mit der Religionszugehörigkeit sowie mit einer Terrortat.
Schon im November war in Marseille ein Lehrer einer jüdischen Schule bei einer ähnlichen Attacke verletzt worden. Die Zahl der Übergriffe gegen Juden war im vergangenen Jahr in Frankreich erneut drastisch gestiegen.
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