Angriff auf Polizeiwache in Paris: Angreifer erschossen
Polizisten haben in Paris einen Mann mit Messer und Sprengstoff-Attrappe erschossen. Unklar ist, wer der Mann war und was er wollte.
Ein Mann hatte sich am Mittag mit einem gefährlich aussehenden Fleischermesser auf die Polizeibeamten gestürzt, die vor dem dortigen Kommissariat Wache schoben. Er soll bei seinem Angriff „Allahu akbar“ gerufen haben. Bevor er jemanden verletzen konnte, wurde er erschossen.
Er war den Beamten bereits aufgefallen, als er zuvor ein paar Schritte entfernt auf der anderen Straßenseite mit einem Mann diskutierte. War es ein Passant oder Komplize? Das ist noch ungeklärt. Klar ist hingegen, dass der vermeintliche Sprengstoffgürtel mit heraushängenden Drähten, den die Polizisten unter seiner Jacke sahen, eine Attrappe war. Der Angreifer hatte keinen Sprengstoff auf sich, doch er wollte offenbar den Eindruck eines terroristischen Selbstmordtäters erwecken, was ihm gelang.
Vorerst gab es keinerlei Hinweise zu seiner Identität, er trug nach Angaben des Sprechers des Innenministeriums keine Ausweispapiere auf sich. Dieser bestätigt auch, dass es sich um einen Mann nordafrikanischer Herkunft handle. Zu seinen Motiven herrscht Unklarheit. Allerdings erfolgte diese Attacke mit dem Messer wohl nicht zufällig am Jahrestag des Anschlags gegen „Charlie Hebdo“.
Ungeachtet davon könnte es sich nach Ansicht von Experten, die auf den verschiedenen Fernsehsendern befragt wurden, sowohl um einen Geistesgestörten handeln, der unter dem Eindruck der Gedenkanlässe für „Charlie Hebdo“ in einer Form der Nachahmung agierte, oder auch um einen sogenannten „Low-Budget“-Terroristen, der mit sehr bescheidenen Waffen und ohne große Vorbereitung einen Anschlag mit großen Breitenwirkung verüben wollte.
Update: Aufgrund seiner Fingerabdrücke konnte der erschossene Angreifer identifiziert werden. Nach Angaben der Polizei ist dieser 2013 wegen bandenmässigen Diebstahls in Südfrankreich festgenommen worden. Er hatte damals angegeben, er sei ein obdachloser Marokkaner und sei 1995 in Casablanca geboren. Er trug ein Papier mit einem Emblem des Terrororganisation Islamischer Staat und ein handschriftliches Bekennerschreiben in arabischer Sprache auf sich.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Alleingang des Finanzministers
Lindner will Bürgergeld kürzen
Putins Brics-Gipfel in Kasan
Club der falschen Freunde
Deutsche Asylpolitik
Die Hölle der anderen
Kritik an Initiative Finanzielle Bildung
Ministeriumsattacke auf Attac
Linke in Berlin
Parteiaustritte nach Antisemitismus-Streit
Investitionsbonus für Unternehmen
Das habecksche Gießkannenprinzip