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Angriff in der OstukraineDie Ruhe ist vorbei

Bei einem Raketenangriff auf einen Pendlerbus sterben zwölf Menschen. Pro-russische Separatisten sollen für den Angriff verantwortlich sein. Die UN fordern Ermittlungen.

Ermittler untersuchen den Tatort des Raketenangriffs bei Wolnowacha. Bild: reuters

DONEZK ap/dpa | Nach dem bewaffneten Angriff auf einen Pendlerbus in der Ostukraine ist die Zahl der Toten auf zwölf gestiegen. Die Kiew-treue Regionalverwaltung in der Rebellenhochburg Donezk teilte am Dienstag mit, prorussische Separatisten hätten den Checkpoint nahe der Stadt Wolnowacha beschossen, als dort der Bus durchfuhr. Die prorussischen Rebellen bestritten, für den Anschlag verantwortlich zu sein und gaben dem ukrainischen Militär dafür die Schuld.

Der UN-Sicherheitsrat hat den erneuten Tod von Zivilisten im Konflikt um die Ostukraine verurteilt. Die Mitglieder des Gremiums betonten zugleich die Notwendigkeit unabhängiger Ermittlungen zu dem Einschlag eines Geschosses in einen Bus in der Unruheregion Donezk, teilte ein Sprecher der Vereinten Nationen in der Nacht auf Mittwoch mit. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden.

Die russische Nachrichtenagentur Tass zitierte einen Rebellenvertreter mit der Aussage, der Bericht sei eine „Provokation“. „Wir führten keinerlei Militäraktionen an diesem Ort aus“, sagte Denis Puschilin. Ein Reporter des ukrainischen Fernsehsenders Kanal 5 berichtete, unter den Todesopfern sei ein Mädchen im Teenageralter. Das Pressebüro für Militäreinsätze im Osten teilte mit, die Geschosse seien offenbar von einem Raketenwerfer abgefeuert worden.

Auch in Donezk, der selbst ernannten Hauptstadt der Rebellen, waren am Dienstag wieder verstärkt Explosionen und Granateneinschläge zu hören. Über die Weihnachtsfeiertage hatte nach einer erneut vereinbarten Waffenruhe zwischen dem ukrainischen Militär und den Rebellen relative Ruhe geherrscht.

Doch seit Ende vergangener Woche nahmen die Gefechte wieder zu. Der Sprecher des ukrainischen Militärs, Andrej Lyssenko, sagte, die Aktivität der Rebellen in den vergangenen Tagen deute darauf hin, dass sie die Front zu ihren Gunsten verschieben wollten.

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4 Kommentare

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  • Zivilisten einen Checkpoint passieren zu lassen, der scheinbar direkt an der Front liegt? Das klingt ebenso blöde wie Zivilflieger über Luftraum verkehren zu lassen in dem man gerade Maschinen in großer Höhe verloren hat.

    • @Stefan Wunder:

      Hm, direkt "an der Front" liegt der Checkpoint zwischen Bugas und Wolnowacha nicht; ich würde schätzen so 10-12 km entfernt. Dort waren ja, vor allem bei Dokutschajewsk, neulich heftige Kämpfe. Aber es verkehren trotz des Konfliktes immer noch Busse zwischen den Fronten, und es grenzt an ein Wunder, daß angesichts der Kampfhandlungen und der Schießereien und Artellerieduelle nicht noch mehr Busse oder Züge beschossen wurden. Vielleicht war der in den Videos zu sehende Krater auch eine Landmine? Gerade in der fraglichen Gegend gibt es ein großes Minenfeld.

      • @Der_Peter:

        Inzwischen ist ein Video aufgetaucht, auf dem eine Salve von "Grad"-Einschlägen in der Nähe des Checkpoints zu sehen ist. Dann erfolgt ein Kameraschwenk, und man sieht den demolierten Bus, und daneben ebenfalls einen Explosionskrater. Allerdings liegt der ziemlich weit weg von den anderen Einschlägen, und das Video ist offensichtlich zusammengeschnitten. Auf anderen Videos sieht man am Straßenrand neben dem Bus Warnschilder wegen des Minenfeldes. So warten wir mal das Ergebnis der OSZE-Untersuchungskommission ab. An der sind Vertreter der Ukraine, Rußlands und der Donezker Volksrepublik beteiligt. Grad-Rakete oder Mine, in jedem Fall ein böser und tragischer Folgeschaden des Krieges.

  • Also, sieht man sich die Photos und Videos von dem Bus an, so sieht das für mich nicht nach einem Raketentreffer aus. Unweit des Busses gibt es zwar einen von einer Explosion herrührenden Krater und versengte Bäume, aber am Bus sieht man solche Explosionsschäden nicht. Statt dessen neben kaputten Fensterscheiben viele Einschußlöcher und eine große Blutlache außen am Bus entlang. Bei Twitter freut sich der Rechte Sektor, er hätte bei Volnovakha einen Bus mit "Terroristen" "vernichtet", 15 tot und 3 gefangen. Zehn Minuten wird davon gesprochen, der Bus wäre von den Separatisten zerstört worden:

    https://twitter.com/BungeeWedgie/status/555081875723923456

    Ja, was denn nun? Ich habe nicht viel Hoffnung, daß die Sache ordentlich untersucht wird. Und egal, wie es letztendlich ausgeht, zeigt dieses Unglück, wie dringend Frieden einkehren muß dort.