Angeschlagener Touristikkonzern: TUI streicht weltweit 8.000 Stellen
Der weltweit größte Tourismuskonzern will mit Kostensenkungen die Krise überwinden. Verdi mahnt indes die soziale Verantwortung an.
TUI ist mit einem Umsatz von 19 Milliarden Euro im Jahr 2019 der weltweit größte Touristikkonzern. Das Unternehmen ist in mehr als 100 Ländern tätig und beschäftigt insgesamt mehr als 70.000 MitarbeiterInnen. Im März hat TUI wegen der Coronakrise seine Tätigkeit weitgehend eingestellt. „Es gibt keine Zusagen, keine Planbarkeit, wann Flugreisen und Schiffsreisen aus Deutschland wieder möglich sind“, sagte Vorstandschef Friedrich Joussen.
Auf Sylt und in Mecklenburg-Vorpommern öffnet TUI in den kommenden Tagen erste Hotels. Auch in anderen europäischen Ländern seien Hotels und Clubs startbereit. Für sie gibt es ein Zehn-Punkte-Programm mit Hygiene- und Schutzmaßnahmen. Vorgesehen ist etwa, dass KundInnen online einchecken oder Plätze in Restaurants reduziert werden.
Neue Angebote sollen KundInnen anlocken, etwa „Mini-Kreuzfahrten“ in der Nordsee mit weniger als 1.000 Gästen an Bord. Das Sommerprogramm von TUI ist derzeit noch zu 35 Prozent gebucht. „Die Saison startet später, könnte dafür aber länger dauern“, sagte Joussen. Bei Buchungen für das Jahr 2021 zeichne sich eine Verdoppelung ab. Mit einer kompletten Erholung des Reisemarktes rechnet er im Jahr 2022.
Gesamte Infrastruktur auf dem Prüfstand
Zurzeit hat TUI monatliche Kosten von 250 Millionen Euro, zusätzlich fließen 100 bis 200 Millionen Euro an Rückzahlungen ab. Je länger der Touristikmarkt ruht, desto mehr KundInnen verlangen Anzahlungen zurück. Der Konzern hat einen staatlichen Überbrückungskredit von 1,8 Milliarden Euro erhalten, um die Einnahmeausfälle zu überbrücken. Viele Beschäftigte in Deutschland sind in Kurzarbeit.
Die Konzernführung will die Kosten um 300 bis 400 Millionen Euro jährlich senken. Alle 400 Hotels und Resorts, die Fluglinien mit insgesamt 150 Flugzeugen und die 18 Kreuzfahrtschiffe des Konzerns sollen „ohne Denkverbote“ auf den Prüfstand, sagte Joussen. „Weltweit wird das Auswirkungen auf rund 8.000 Stellen haben, die wir nicht besetzen oder abbauen“, kündigte er an.
Ein Personalabbau in dieser Größenordnung sei immer auch eine beschäftigungspolitische Katastrophe, sagte Christine Behle, Vizechefin der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. „Es gilt, um jeden Arbeitsplatz zu kämpfen und die Beschäftigten abzusichern“, sagte sie. Ein Konzern, der mehrere Milliarden Euro Staatsgelder in Form eines KfW-Kredits und Kurzarbeitergeld bekommen habe, stehe gegenüber der gesamten Gesellschaft in einer sozialen Verantwortung.
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