Angekündigter Angriff an Ramadan: Öl ins Feuer der Hamas
Die palästinensische Stadt Rafah an Ramadan anzugreifen, wird den Unmut der Muslime weltweit anfachen. Auch nur davon zu reden, ist kontraproduktiv.
A usgerechnet Benny Gantz kündigt eine Ausweitung der israelischen Offensive zum islamischen Fastenmonat Ramadan an. Sollten bis zum 10. März nicht alle in den Gazastreifen Verschleppten wieder frei sein, werde Israel die Kämpfe auf den ganzen Küstenstreifen ausdehnen, auch in die Grenzstadt Rafah. Der Zentrist Gantz galt bislang als mögliche Alternative für Regierungschef Benjamin Netanjahu, sollte es zu Neuwahlen kommen.
Im Oktober zog er infolge des Hamas-Massakers ins Kriegskabinett Netanjahus ein. Wenn seine Drohung die Hamas zum Einknicken motivieren sollte, so erreichte er wohl das genaue Gegenteil damit. „Mach doch“, wird die Hamas denken und sich ins Fäustchen lachen. Um das Wohl der PalästinenserInnen schert sie sich einen Dreck.
Nicht so die Muslime in der Welt, denen das Herz schwer wird, wenn sie ausgerechnet an Ramadan zusehen müssen, wie ihre Glaubensbrüder und -schwestern von israelischen Bodentruppen bedroht und getötet werden. Der islamische Fastenmonat verleiht ihrer Solidarität zusätzlich Gewicht. Und das nicht nur bei den PalästinenserInnen in Berlin, New York, im Westjordanland und in Jordanien, sondern erwartbar auch bei den Huthis und der Hisbollah.
Damit nicht genug, kündigte die Regierung in Jerusalem an, den Zugang zum Tempelberg während des Ramadan für israelische Muslime einzuschränken. Noch bleibt eine genaue Regelung offen. Doch die von dem rassistischen Minister für Nationale Sicherheit Itamar Ben-Gvir anvisierten Einschränkungen reichten schon aus, um großen Unmut im arabischen Sektor zu verbreiten und Warnungen vor einer Intifada innerhalb Israels laut werden zu lassen.
Nicht zum ersten Mal würde der chronische Konflikt um den Tempelberg aus nichtigem Anlass in akute Gewalt ausbrechen. Nicht zum ersten Mal würden ExtremistInnen das Feuer zusätzlich anfachen. Von Ben-Gvir ist nichts anderes zu erwarten. Aber Benny Gantz sollte sich in so angespannten Zeiten wie diesen behutsamer überlegen, was er in der Öffentlichkeit kundtut.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste