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Angehender Rabbiner zum Kippa-Tragen„In Neukölln kann man das“

Armin Langer lädt Josef Schuster vom Zentralrat der Juden nach Berlin-Neukölln ein. Der hatte zuvor davor gewarnt, in sogenannten Problemvierteln eine Kippa zu tragen.

Zwei Kinder mit Kippa in einer Hamburger Talmudschule. Bild: dpa
Daniel Bax
Interview von Daniel Bax

taz: Herr Langer, Sie leben in Berlin-Neukölln. Haben Sie Angst, mit Kippa aus dem Haus zu gehen?

Armin Langer: Ich persönlich trage keine Kippa. Aber ich kenne jüdische Familien, die in Neukölln leben und keine Bedenken haben, eine Kippa zu tragen oder auf der Straße Hebräisch zu reden. Man darf auch nicht vergessen, dass es in Neukölln inzwischen eine wachsende israelische Gemeinde gibt.

Im Interview: Armin Langer

Der angehende Rabbiner koordniert die muslimisch-jüdische Initiative Salaam-Schalom in Berlin-Neukölln. Er studiert Jüdische Theologie an der Universität Potsdam.

Der Zentralrat der Juden rät davon ab, in Problemvierteln, in denen viele muslimischer Zuwanderer leben, eine Kippa zu tragen. Wie finden Sie das?

Mich hat das enttäuscht. Mit Blick auf Pegida hat Josef Schuster antimuslimischen Rassismus klar verurteilt. Jetzt schürt er selbst Vorurteile. Solche Aussagen stammen ja meist von Leuten, die selbst nicht in Vierteln wie Neukölln leben und keinen Kontakt zu Muslimen haben. Wir haben Herrn Schuster deshalb jetzt eingeladen, einmal mit uns durch Neukölln zu spazieren.

Die Angst vor einem neuen Antisemitismus in Europa hat durch die Anschläge auf Juden in Frankreich und Dänemark neue Nahrung bekommen. Ist sie nicht verständlich.

Natürlich kann ich diese Ängste verstehen. Aber solche Anschläge sind nicht die Norm, der Alltag sieht anders aus. Unser Alltag in Berlin-Neukölln ist von Freundschaften und friedlichem Zusammenleben geprägt. Wir sehen es als Aufgabe unserer Initiative an, diesen Alltag wieder zu spiegeln.

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7 Kommentare

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  • Es ist geradezu unverantwortlich, dass Armin Langer die Gefahr für erkennbare Juden herunterspielt. Ob es ab 1933 auch so war, als viele Juden noch an das Gute im Menschen glaubten und "so schlimm wird es schon nicht werden" sagten?

  • Herr Langer in seiner krampfhaften Heile-Welt-Haltung möge doch mal mit Herrn Schuster Händchen haltend durch Neukölln gehen; vielleicht erkennen dann die beiden, "was in Neukölln möglich" ist. Ich besuche sie dann auch gern im Krankenhaus. Ich persönlich bin bereits wiederholt Händchen haltend durch mehrere Stadtteile Berlins gegangen. Die geringste Anzahl von Beschimpfungen und Anmachen lag bei 06 innerhalb einer halben Stunde, in Charlottenburg. Neukölln lag stets um das Mehrfache darüber, sie kamen so gut wie ausnahmslos von arabischen/ türkischen Männern, teilweise auch Frauen. Es *ist* "die Norm".

    Und es ist zum Kotzen, in welcher heilen anderen Welt Herr Langer zu leben glaubt.

    • @Cassiber08:

      Es wurde hier nur eine Hetz-Botschaft hinterlassen.

      Kopf hoch, stark sein und ein Bsp. an den Frauen mit Kopftuch nehmen, die heulen auch nicht rum...

      Beim Lesen des Kommentars kam mir eben ein kleiner Junge in den Sinn der bei der Lehrerin petzt, aber die Lösung liegt darin dass die Jungs müssen lernen Dinge unter sich zu klären..

  • Ich frage mich durch wen mehr antisemitische Taten begangen werden, Muslimen oder Rechten.

    Wenn ich raten müsste, würde ich nicht auf Muslime tippen.

    • @Sascha:

      Und ich frage mich, wer dümmere Fragen stellen kann?

       

      Engländer oder Briten?

      Gebiß- oder Fußpilzträger?

      Dicke Frauen oder intelligente Menschen?

       

      Ich frage mich das nicht, weil ich in der 5.Klasse mal Mathematik hatte und deshalb Mengen kenne. Und daher auch echte und sogar unechte Teilmengen.

       

      Aber bei Ihnen kann kein Muslim rechts sein? Nee, das sind alles Kommunisten?

      Ganz bestimmt!

  • Nachdem der ZdJ-Präsident sich auf das Niveau von FoxNews begeben hatte und der ZMD-Vorsitzende auch noch Verständnis für diese Vorurteile äußerte, rettet dieses Interview mein Wochenende.

    • @jhwh:

      Da kann ich mich nur anaschließen.