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Andreas Scheuers FahrradhelmkampagneWirkung interessiert Ministerium nicht

Bundesverkehrsminister Scheuer hatte eine sexistische Kampagne für das Tragen von Fahrradhelmen gestartet. Ob sie was bringt, kümmert ihn nicht.

Fahrradhelme schützen. Aber nicht vor dummen Werbemotiven Foto: dpa

Berlin taz | Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CDU) will die Wirkung seiner umstrittenen Kampagne für das Tragen von Fahrradhelmen nicht wissenschaftlich auswerten lassen. Das geht aus der Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine Frage des grünen Bundestagsabgeordneten Stephan Kühn hervor.

Scheuers Kampagne #helmerettenleben für das Tragen von Fahrradhelmen hat ein enormes Echo ausgelöst – weil sie sexistisch ist. Die Motive zeigten wenig bekleidete junge Frauen und Männer, die einen Fahrradhelm tragen. Darüber steht „Looks like shit, but saves my life“. Das Bundesverkehrsministerium hat dafür mit der Pro7-Show „Germany's next Topmodel“ zusammengearbeitet.

Für die Konzeption der Kampagne hat das Ministerium 70.000 Euro ausgegeben, weitere 340.000 Euro flossen in Fotoshootings, Printprodukte sowie Anzeigen in Online-Medien und via Social-Media. „Die redaktionelle Einbindung der Aktion in die Sendung von `Germanys's Next Topmodel' (GNTM) war kostenlos“, schreibt Staatssekretär Enak Ferlemann (CDU) in seiner Antwort an Kühn. Laut Angaben des Fachmediums Meedia hätten Werbeminuten in entsprechender Länge – etwa drei Minuten Sendezeit – zwischen 312.000 und 522.000 Euro gekostet.

„Verkehrspolitik für die Menschen ist mehr als ein PR-Gewitter des Ministers“, sagt Kühn. Er fordert, dass das Bundesverkehrsministerium die Helmtragequoten vor und nach der Kampagne untersuchen lässt. Das aber soll nicht geschehen.

1,5 Milliarden Kontakte

Stattdessen will das Bundesverkehrsministeriums die Reichweite der Kampagne in den Medien erfassen und eine Analyse der Berichterstattung vornehmen. Aktuell liege die Kampagne bei 1,5 Milliarden Kontakten, heißt es in der Antwort. „Durch Aufmerksamkeit rettet die Kampagne Leben“, schreibt Ferlemann. Zur Helmtragequote gebe es regelmäßige Erhebungen.

„Die Antwort auf die steigende Anzahl der getöteten Radfahrer auf deutschen Straßen ist keine Helm-Kampagne“, sagt Kühn. Stattdessen seien mehr Geld für den Bau sicherer Radwege, der verpflichtender Einbau von Abbiegeassistenten für Lkw und ein Ende der Benachteiligung von Radfahrern in der Straßenverkehrsordnung erforderlich. Abbiegeassistenten warnen Lkw- und BusfahrerInnen vor Personen im toten Winkel. „Die fehlende wissenschaftliche Auswertung der Kampagne zeigt, dass Scheuers Eigen-PR eine wesentliche Motivation für die Aktion war“, sagt Kühn.

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17 Kommentare

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  • Das Wichtigste ist doch die Aussage an Scheuers Klientel: "Wenn Radfahrer von Euch Autofahrern verletzt werden, sind die doch selbst schuld, sie hätten doch nen Helm tragen können." Also die gewohnte Ursache-Wirkungs Umkehrung der modernen Gesellschaft.

  • 9G
    91672 (Profil gelöscht)

    Interne Grabenkämpfe in der Union.



    In der Unionsliga steht es im Moment 1:0 für Scheuer. Spahn hatte noch mit einem anderen Trick geplant, der Medizinindustrie möglichst viele Hirntote zuzuschanzen, um die Organausbeute zu steigern, da grätscht nun Scheuer dazwischen und will dies mit allen Mitteln verhindern.



    Erst hatte Scheuer gesagt, jeder NOx-Tote ist ein wunderbarer Organspender (bis auf die Lunge), Klöckner stand ihm zur Seite und lieferte ihre Glyphosat-Toten dazu. Und jetzt eine plumpe Seehofer-Wende von Scheuer mit seinen Helmen, um Spahn eins auszuwischen. Ganz im Abseits steht natürlich Merkel, die mit Rüstungslieferungen nur Tote im Jemen generieren möchte.



    Auf die einfache Idee, die Gurtpflicht im Kfz wieder abzuschaffen, um eine bessere Ausbeute von Toten zu kriegen, ist noch niemand gekommen. Die Union hat keine klare Linie: Tote ja, aber woher nehmen?

    • 9G
      91672 (Profil gelöscht)
      @91672 (Profil gelöscht):

      Noch ein Beispiel für den nicht verständlichen Zwist:



      Scheuer wehrt sich ganz ohne Menschenverstand, ein Tempolimit einzuführen, da eine Hauptquelle für Organe wegbrechen würde.



      Spahn sagt, diese Organe sind meistens zermatscht und nicht mehr brauchbar; aber die gut erhaltenen Organe von zu Tode gekommenen Radfahrern wären super, so Spahn.



      Aber die will nun wieder Scheuer nicht fördern, sondern lieber seinem Kontrahenten mit kontraproduktiven Sexfotos eins auswischen



      Da ist kein gesunder Menschenverstand mehr vorhanden bei diesen beiden Kämpfern.

      • @91672 (Profil gelöscht):

        😂

  • Eine wissenschaftlich fundierte Evaluation dürfte ein Vielfaches des Betrages kosten, der für die Werbekampagne ausgegeben wurde. Dieses Geld sollte für Sinnvolleres ausgegeben werden.

  • 9G
    90618 (Profil gelöscht)

    War die Kampagne Scheuers vielleicht absichtlich so dumm-sexistisch, damit sich alle nur über den dummen Sexismus aufregen und die fast noch größere Dummheit, nämlich für das Tragen von Fahrradhelmen zu werben, kaum zum Thema wird?

    Nun gut, wenigstens ist es jetzt "offiziell": Fahrradhelme schützen nur vor einer Sache, nämlich nicht scheiße auszusehen.

  • Ein Fahrradhelm muss ohne Bruch aus 1,5m auf die Erde fallen können, um zugelassen zu werden. Wie soll ein solcher Helm mit Kopf darin und einer Aufprallgeschwindigkeit von, sagen wir 25km für das Fahrrad und 30km für das Auto, also 55km, schützen können? Was passiert mit dem Unterkiefer, den man zum Essen und Sprechen braucht? Es muss in die Entwicklung radgeeigneter Integralhelme wie im Downhill und am Motorrad investiert werden, nicht in Werbung für teuren Schund!

    • @EricB:

      „Ein Fahrradhelm muss ohne Bruch aus 1,5m auf die Erde fallen können, um zugelassen zu werden.“

      Diesen Test besteht meine Pudelmütze locker.

    • @EricB:

      Der Helm SOLL beim Aufprall zerstoert werden. So absorbiert er die Energie. Die 1.5 m sind nur, um ihn auch handhabbar zu machen.

      • @Charlie Foxtrot:

        Nein!



        Sie haben bei ihrer falschen Beschreibung sicher die sog. Knautschzonen von KFZ im Sinn.



        Da funktioniert die Schutzwikung nur im Zusammenhang mit einem funktionierenden Sicherheitsgurt bzw Airbag. Das ganze ist also ein komplexes Schutzsystem.



        Ein Sturzhelm kann eine vergleichbare Schutzwirkung nur entfalten, wenn er ein feste Schale hat. (Wie ein Motoradhelm) Das hat ein Fahrad"helm" aber gerade nicht.



        Ein zerbrochener Fahrradhelm ist daher höchstens mit einem gerissenen Sicherheitsgurt vergleichbar. Und da geht die Schutzwirkung (Energieabsorbtion) eben gegen Null.

    • @EricB:

      So isses. Und natürlich wirkt die Kraft bei einem Unfall immer nur von oben auf den Helm? Wenn es wirklich mit KFZ kracht, nützen Radlern keine Fahrradhelme. Oberhalb von 30 km/h können sie sogar eine zusätzliche Gefahr durch Zersplittern darstellen.



      Mir hat bei einem Sturz mit dem Fahrrad der Helm die Brille zerbrochen. Der Mittelsteg der Brille ging beinahe ins Auge. Toller Schutz.



      Ein Integralhelm hat mir hingegen bei einem Motorradunfall das Leben gerettet. Ich kenne den Unterschied zu dem Spielkram für Radfahrer.

    • @EricB:

      oder man haelt es wie die niederlanden, wo alle sicher ohne helm fahren.



      die helmdebatte ist eine fadenscheinige, um von den defiziten des verkehrsministeriums abzulenken, die rein gar nichts fuer die infrastrukturlle sicherheit der radfahrer unternehmen. schon seit 60 jahren nicht.

      • @the real günni:

        Genau so sieht es aus!

  • Man muss ja mal sagen, die Kampagne war bei Klumm zielgruppenadäquat top plaziert und noch immer ist von ihr in den Zeitungen zu lesen, wie dieser Artikel belegt. Selbst Kühn bezeichnet es als "PR-Gewitter".

    Aus PR-Sicht eine wirklich gelungene Aktion. (Dass die Kampagne Scheuers Idee war, glaube ich nicht.) Und dann noch kostengünstig.

  • 9G
    91672 (Profil gelöscht)

    Wir in Bayern sagen zu solchen Typen wir Scheuer: 'STENZ'. Nach dem Duden: 1. selbstgefälliger, geckenhafter junger Mann. 2. (selten) Zuhälter.



    Aber, vielleicht liebt diese Frau Merkel solche Typen. Ihr ist nur wichtig, daß diese Typen irgendwas machen. Was, das ist ihr vollkommen wurscht.

    • @91672 (Profil gelöscht):

      was soll denn frau merkel mit der wahl des verkehrsministers zu tun gehabt haben? dafuer ist schon seit urzeiten ganz allein die CSU zustaendig. zum schutz von audi und bmw, of course. und jetzt ganz neu: flugtaxis von siemens.



      so profane fortbewegungen wie bahn und rad und fuss ist denen sowas von egal.

  • Naja. Mit einer weniger umstrittenen Kampagne hätte man wohl kaum für so wenig Geld so ein Medienecho rund um das Thema Fahrradhelm erreicht. Und nein, es muss jetzt nicht mehr für mehrere zig/hunderttausend Euro die Helmtragequoten vor und nach der Kampagne untersucht werden. DAS wäre dann wirklich Geldverschwendung. Bessere Radwege usw. braucht es natürlich trotzdem. Hat aber erstmal nix mit dieser Kampagne zu tun.