Andreas Scheuer und die Pkw-Maut: Das war Absicht

Eine Befragung im Untersuchungsausschuss in der Nacht und kurz vorm Feiertag. Andreas Scheuer fährt bewusst und erschreckend erfolgreich seine Vertuschungstaktik.

Andreas Scheuer vor dem Untersuchungsausschuss

Da hilft auch Geflüster in der Nacht nicht: Scheuer bleibt unglaubwürdig Foto: dpa/Michael Kappeler

Wer allen Ernstes mitten in der Nacht bis zum frühen Morgen einen angeschlagenen Minister in einem Untersuchungsausschuss aussagen lässt, statt die Vernehmung zu verschieben, hat ordentlich was zu vertuschen.

Die Unionsfraktion kann den zweifelhaften Erfolg verbuchen, dass ihre Verzögerungstaktik im Fall Andreas Scheuer aufgegangen ist. Sie hat darauf spekuliert, dass der öffentliche Widerhall gering ist, wenn der Bundesverkehrsminister in der Nacht zum Freitag vor dem Vereinigungswochenende im Pkw-Maut-Untersuchungsausschuss Rede und Antwort stehen muss. Da am Feiertagssamstag keine Tageszeitungen erschienen sind, hielt sich die mediale Aufmerksamkeit in Grenzen. Viele haben gar nicht mitbekommen, was sich im U-Ausschuss abgespielt hat. Genau das war die Absicht. Dabei wäre öffentliche Empörung über den Minister mehr als berechtigt.

Denn Scheuer ist im Untersuchungsausschuss keineswegs entlastet worden. Ihm wird vorgeworfen, den Bundestag belogen zu haben. Das ist keine Lappalie. Scheuer hat dort bestritten, dass die Betreiberfirmen der Pkw-Maut das Angebot gemacht haben, den Vertrag erst zu unterschreiben, wenn Rechtssicherheit herrscht. Weil der Vertrag schließlich doch vor dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs dazu geschlossen wurde, drohen der Bundesrepublik jetzt Schadenersatzzahlungen von mehr als einer halbe Milliarde Euro, denn die Richter haben das Projekt gestoppt. Formal stehen Aussagen gegen Aussagen: Die Betreiber sagten im Untersuchungsausschuss, sie hätten das Angebot gemacht. Scheuer und sein damaliger Staatssekretär bestätigten das nicht – konkret: Sie erinnerten sich nicht daran.

Im Bundestag hat Scheuer behauptet, es habe ein solches Angebot nicht gegeben. Das ist ein entscheidender Unterschied. Die Erinnerungslücken sind nicht glaubwürdig. Dass Scheuer damit durchzukommen scheint, ist erschreckend. Die Konservativen sollten darauf achten, dass in ihren Reihen die politische Moral nicht in ähnlicher Weise erodiert wie in den USA.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Buchveröffentlichungen: „Die verlogene Politik. Macht um jeden Preis“ (Knaur Taschenbuch Verlag, 2010), „Die Angstmacher. Wie uns die Versicherungswirtschaft abzockt“ (Lübbe Ehrenwirth, 2012).

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.