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An der australischen WestküsteMit dem Jetski zwischen Buckelwalen

Es gibt sie wirklich, die Traumorte aus dem Katalog an der australischen Westküste. Doch sie lernt auch die Schattenseite dieses Paradieses kennen.

Meeresschildkröte bei Coral Bay im Westen von Australien Foto: imago

C oral Bay hat eine paradiesische Qualität an sich. Perlweiße und fast leere Sandstrände, ein unwirklich türkisfarbenes Meer, spektakulär bunte Fischschwärme. Der Ferienort an der australischen Westküste ist zudem einer der okayeren Sorte – Campingplatz statt Bettenburgen, Tauchverleihe statt Ballermann.

Als wir nach tagelanger Fahrt durchs staubige Outback hier ankommen, staune ich lange: Es gibt sie wirklich, die Traumorte aus Omas Katalog. Das Ningaloo Reef ist etwas weniger berühmt als das Great Barrier Reef, aber ebenso Unesco-Welterbe und Heimat zahlreicher Spezies: Meeresschildkröten, Dugongs, Stachelrochen, saisonweise Walhaie und Buckelwale.

Über dem Korallenriff schnorchelnd, ist es, wie über einem fremden Planeten zu schweben. Still und magisch. So muss sich Weltraum anfühlen, denke ich. Über einer neuen Welt, die sich zugleich eröffnet und entzieht. Die Schattenseite dieses Paradieses liegt sprichwörtlich dicht unter der Oberfläche.

Denn ein Gutteil der Korallen ist tot. Die Or­ga­ni­sa­to­r:in­nen der Tour erklären, 2022 habe es beim Ablaichen der Korallen einen tragischen Zwischenfall gegeben. Starke Winde hielten das verrottende Material in der Bucht, es kam zum Massentod von Korallen. Aber keine Sorge, ein natürliches Phänomen, und bald wachse alles nach.

Die Natur, ein Bedienungsladen

Doch ein Blick in Medienberichte offenbart das tatsächliche Ausmaß der Katastrophe: Nicht nur massenhaft Korallen, auch rund eine Million Fische verendeten. Und es ist nicht der einzige Schaden. Im Frühjahr 2022 vermeldeten Wis­sen­schaft­le­r:in­nen Korallenbleiche am Ningaloo Reef, eine Folge der Klimaerhitzung.

Von der menschlichen Schuld, zumal in diesem Land mit einer der höchsten Pro-Kopf-CO2-Emissionen der Welt, erzählen die freundlichen Guides nichts. Die Natur hier ist groß, großartig und für viele Aus­tra­lie­r:in­nen ein Bedienungsladen. Ein Gastgeber erzählt uns, wie er mit dem Jetski zwischen Buckelwalen entlangballert, und findet nichts dabei.

Eine Frau im Camper-Verleih schwärmt unkritisch von den ertragreichen Minen des Nordens. Und an der Autobahn liegen über Kilometer zig totgefahrene Kängurus – ein Wildtierzaun kommt offenbar keinem in den Sinn.

wochentaz

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Eine alte Frau sitzt mit ihren Enkeln am Strand von Coral Bay. Seit ihrer Kindheit komme sie hierher, erzählt sie. Aber es habe sich verändert hier. „Die Korallen waren früher bunter und größer.“ Warum sind sie es nicht mehr? „Na, weil sie hier so viele Boote und Touristen reingelassen haben.“ Die Frau sagt das recht gleichgültig. Eigentlich, denke ich, sollten wir hier nicht schnorcheln. Aber es ist halt so schön. Ob sich Jeff Bezos so was auch sagte, als er in den echten Weltraum aufbrach?

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Alina Schwermer
freie Autorin
Jahrgang 1991, studierte Journalismus und Geschichte in Dortmund, Bochum, Sankt Petersburg. Schreibt für die taz seit 2015 vor allem über politische und gesellschaftliche Sportthemen zum Beispiel im Fußball und übers Reisen. 2018 erschien ihr Buch "Wir sind der Verein" über fangeführte Fußballklubs in Europa. Erzählt von Reisebegegnungen auch auf www.nosunsets.de
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2 Kommentare

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  • Reisen ist weder klimafreundlich noch naturschonend. Sollte man überhaupt noch dafür werben?

  • “…einer der okayeren Sorte…”

    Hilfe! Muss man die deutsche Sprache wirklich so entstellen oder gibt es am Ende nicht genug Wörter, um den Sachverhalt beschreiben zu können?