Unesco-Status von Madrid: Parkhaus gefährdet Weltkulturerbe

Wegen Bauvorhaben und hoher Luftverschmutzung läuft Madrid Gefahr, den Titel Weltkulturerbe der Unesco zu verlieren.

Ruderboot auf einem See in einem Park

Gefährdetes Unesco-Weltkurlturerbe: Retiro Park in Madrid Foto: Alberto Sibaja/Pacific Press/imago

MADRID taz | Madrid läuft Gefahr, den Titel Weltkulturerbe der Unesco zu verlieren. Seit 2021 ist der Paseo del Prado mit seinen Kunstmuseen sowie der anliegende Stadtpark Buen Retiro in der Unesco-Liste geführt. Jetzt stellte der unabhängige „International Council on Monuments and Sites“ (ICOMOS), der die UN-Kulturorganisation Unesco berät, ein negatives Gutachten aus.

Der Grund: Trotz mehrmaliger Warnung seitens der Unesco soll in direkter Nachbarschaft zum Retiro-Park mit dem Bau eines riesigen, teils unterirdischen Parkhauses begonnen werden. Das gaben die konservative Regionalregierung unter Isabel Díaz Ayuso und ihr Parteikollege, der Bürgermeister von Madrid, José Luis Martínez-Almeida, bereits im Oktober bekannt. Es sollen 800 Stellplätze für Anwohner sowie Besucher und Personal des Kinderkrankenhauses Niño Jesus entstehen.

ICOMOS warnt in seiner Studie, die von mehreren spanischen Zeitungen veröffentlicht wurde, dass „dies das Weltkulturerbe gefährden könnte, insbesondere in Anbetracht seiner architektonischen Gestaltung und des zusätzlichen Verkehrs, der durch eine Zunahme der verfügbaren Parkplätze verursacht wird“.

„Das beratende Gremium ist der Ansicht, dass das vorgestellte Projekt den städtebaulichen und architektonischen Qualitätsanforderungen, die an Neubauten innerhalb eines Unesco-Welterbes gestellt werden, nicht angemessen entspricht“, heißt es in dem Dokument, das an das spanische Kulturministerium geschickt wurde, weiter.

Unesco forderte Verbesserung der Luftqualität

Das Kulturerbe mit dem offiziellen Namen „Paseo del Prado und Buen Retiro, eine Landschaft der Künste und Wissenschaften“ wurde einst von der linksalternativen Bürgermeisterin Manuela Carmena vorgeschlagen. Die Unesco hatte von Anfang an Bedenken wegen der Luftverschmutzung durch den Straßenverkehr. Carmena schränkte diesen ein.

Ihr konservativer Nachfolger lockerte die Bestimmungen wieder. Bürgermeister Almeida wurde von der UNESCO mehrmals aufgefordert, diese Politik zu ändern, um die Luftqualität in der Zone des Weltkulturerbes zu verbessern. Bis heute hat er nichts dafür unternommen.

Im 16. Jahrhundert entstand das Gebiet rund um den Paseo del Prado – eine Allee mit altem Baumbestand und Plätzen mit monumentalen Brunnen. Für die Unesco verkörpert dieser Teil Madrids „eine neue Vorstellung von Stadtraum und Stadtentwicklung aus der Zeit des aufgeklärten Absolutismus des 18. Jahrhunderts.“

Hier liegen unter anderem das Nationalmuseum El Prado mit einer der wichtigsten Gemäldesammlung weltweit sowie das Thyssen-Museum mit einer umfangreichen Privatsammlung. Hinzu kommt der 120 Hektar große Retiro Park, der Botanische Garten sowie der Stadtteil Barrio Jerónimos mit seiner reichen Vielfalt an Gebäuden aus dem 19. und 20. Jahrhundert.

Anwohner protestieren gegen das Parkhaus

In den vergangenen Monaten kam es immer wieder zu Protesten der Bewohner der Stadtteile rund um das geplante Parkhaus. Die Regionalregierung will jedoch nicht darauf verzichten. „Die Leute haben das Recht, mit den Verkehrsmitteln, die sie für nötig erachten, zu ihrem Krankenhaus zu fahren“, erklärt der regionale Gesundheitsminister Enrique Ruiz Escudero.

Das Parkhaus soll privat gebaut werden. Ein Konsortium aus den größten Bauunternehmen des Landes soll es dann 45 Jahre lang betreiben dürfen. Im Gegenzug dazu soll das Konsortium das Kinderkrankenhaus renovieren.

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