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Amy-Schumer-Show zu SchwangerschaftUnunterbrochenes Kotzen

In ihrer Show „Growing“ redet die Komikerin ungeschönt über ihre Schwangerschaft. So will sie den Mythos des hübschen runden Bauches zerstören.

Nach „The Leather Special“ ist „Growing“ nun Schumers zweite Netflix-Show Foto: Elizabeth Sisson/Netflix

Amy Schumer schaut in die Kamera, ihr Gesicht ist gerötet, sie wirkt erschöpft. „Ich dachte, es wäre vielleicht lustig, mir dabei zuzuschauen, wie ich mich auf einer öffentlichen Toilette übergebe“, sagt sie, stellt die Kamera auf einen Hocker, geht in die Knie, streicht sich die Haare aus dem Gesicht und legt los.

Die Komikerin ist auf dem Video, das sie Ende vergangenen Jahres auf Instagram postete, im zweiten Drittel ihrer Schwangerschaft. Sie hat Hyperemesis gravidarum auch „unstillbares Schwangerschaftserbrechen“ genannt, übergibt sich also seit den ersten Wochen mehrmals täglich. Am schlimmsten sei es mit der Übelkeit auf Autofahrten. Und Schumer sitzt zu diesem Zeitpunkt viel in Autos, denn sie ist auf Comedy-Tour quer durch die USA.

Mittlerweile gibt es mehrere solcher Videos auf ihrem Instagram-Profil. Amy Schumer übergibt sich: Auf der Toilette, am Wegesrand, auf dem Rücksitz kurz vor der nächsten Show. Die Clips sind gewissermaßen Werbung. Nicht unbedingt fürs Schwangersein, sondern für ihr Stand-up-Special, das seit Dienstag bei Netflix abrufbar ist. Über 100 Stand-up-Shows hat die Streamingplattform mittlerweile im Angebot, unter anderem von Trevor Noah oder Hannah Gadsby.

Schumers heißt „Growing“, auf Deutsch „wachsen“, und klingt ein bisschen wie „glowing“ – dieses „Glühen“ oder „Leuchten“, das Schwangeren oft zugeschrieben wird. Dass sich die gesellschaftlichen Erwartungen daran, was sie auszustrahlen und wie sie sich zu fühlen habe, so gar nicht mit ihren Erfahrungen in Einklang bringen lassen, macht sie gleich zu Beginn klar. „Ich hatte keine Ahnung, dass Schwangersein so hart sein kann, denn Frauen lügen, was das angeht“, sagt sie.

Sie bekomme „Hämorrhoiden“

Von Hyperemesis habe sie vorher noch nie was gehört. Seit Monaten erbreche sie „exorzistisch häufig“. Es sei in etwa so, wie ununterbrochen eine Lebensmittelvergiftung zu haben. Dann beschuldigt sie die Filmindustrie, Schwangerschaften seit jeher zu romantisieren. „In der einen Szene sitzt die Frau in ihrem Büro, stößt auf, rennt zum Klo und übergibt sich ein einziges Mal. Nächste Szene, sie trägt eine Latzhose und malt beseelt eine Scheune an.“

Auf Fragen, was sie denn bekomme, antworte sie für gewöhnlich: „Hämorrhoiden“. Den Mythos des hübschen runden Bauches zerstört Schumer, in dem sie das Kleid hochzieht und der Welt die Pflaster auf ihrem Bauchnabel zeigt. Der sei so deformiert, dass er unter der Seide sonst zu komisch aussehen würde. Und allen, die sie zu ihrer vermeintlichen „The show must go on“-Mentalität beglückwünschten, sei gesagt: „Ich stehe hier nur, weil ich vertraglich dazu verpflichtet bin.“

Schumers Direktheit und Bereitschaft sich für die Pointe buchstäblich bis auf die Unterhose auszuziehen, beschert ihr regelmäßig Hass im Netz. Ihre letzte Netflix-Show von vor zwei Jahren hatte Anhänger der amerikanischen Alt-Right-Bewegung so sehr erzürnt, dass sie sich auf sozialen Netzwerken organisierten, um der Show kollektiv schlechte Bewertungen zu geben. Schumer hatte bei ihrem ­Auftritt zwischen Witzen über Körperöffnungen, -flüssigkeiten und -gerüche für schärfere Waffengesetze plädiert. Kurz nachdem sich die Trolle auf die Show gestürzt hatten, schaffte Netflix das System der Sterne-Vergabe ab.

Schumer gibt in „Growing“ den Frauen eine Stimme, die ihre Schwangerschaft nur schwer ertragen und sich wünschen, dass es endlich vorbei ist. Die sich vielleicht dafür schämen, dass sie so fühlen und im Stillen leiden, um nicht als undankbar zu gelten. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung vergangenen Jahres hat sie gesagt, sie wolle nicht schockieren, sondern einfach dazu beitragen, dass sich Frauen weniger schlecht fühlten mit ihren Ängsten. Mit „Growing“ ist ihr das gelungen.

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7 Kommentare

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  • Jedem seine Teilöffentlichkeit!

    Ich habe nicht gekotzt. Nicht ein einziges Mal in zwei Schwangerschaften. Und nein, ich lüge nicht. Dafür gibt‘s Zeugen. Ich habe andere Schwierigkeiten. Das (gefühlt) unstillbare Kotzen kriege ich, wenn ich die Zeitung aufschlage oder den Fernseher einschalte. Das, wiederum, haben ganz viele Andere offenbar nicht. Frauen wie Männer.

    Wie dem auch sei. Vermutlich wäre ich von allein nie auf die Idee gekommen, das eine oder das andere auf einer Bühne zu thematisieren. Jedenfalls nicht, so lange noch nicht alle Frauen befürchten, schwanger zu sein sei die Hölle und „etwas mit Medien zu machen“ ein Paradies.

    Wobei: Lange kann es bis da hin ja wohl nicht mehr dauern. Es scheint eine Spezialität des homo recensis zu sein, fremde Mythen nicht mehr zu zerschlagen, sondern durch eigene abzulösen. Danke, Massenmedien, dass ihr euch größerer Eitelkeiten so großmütig annehmt!

    Ach ja, übrigens: Es geht den Menschen wie den Leuten. Auch ich sitze hier nur, weil ich „vertraglich dazu verpflichtet bin.“ Ohne den Vertrag, den ich momentan habe, würde ich gar keine Zeitungen lesen. Im Übrigen bin ich als halbwegs erwachsene Frau durchaus in der Lage, selbständig dafür zu sorgen, dass ich mich nicht ganz so beschissen fühle, wie von den Verantwortlichen eigentlich vorgesehen. Aber ich sehe natürlich ein, dass nicht jede Frau so selbständig sein kann, die Kinder bekommt.

  • Finde ich von Amy Schumer super!



    Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar.



    🌈 Alles Gute für die Geburt, sowie für die Zeit bis dahin – und der inständige Wunsch, dass wenigstens die postnatale Depression ausbleibt! 🌈 .

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Wenn einem beim Autofahren schlecht wird, dann sollte man es vielleicht während der Schwangerschaft ruhiger angehen lassen.

    • @4813 (Profil gelöscht):

      Im Mutterschutz ist sie zeitlich noch nicht, sie hat Verträge zu erfüllen und sie ist schwanger, nicht krank – das heißt es doch sonst immer.



      Ich finde sie mutig und sie hat m. E. Recht, das zu zeigen. Muss ja kein Mnesch ansehen, wenn er nicht will.

  • "Amy Schumer schaut in die Kamera, ihr Gesicht ist gerötet, sie wirkt erschöpft. „Ich dachte, es wäre vielleicht lustig, mir dabei zuzuschauen, wie ich mich auf einer öffentlichen Toilette übergebe“, sagt sie, stellt die Kamera auf einen Hocker, geht in die Knie, streicht sich die Haare aus dem Gesicht und legt los."

    Nun ja..... Sie hat es "nur" mit einer Schwangerschaft zu tun; auch wenn die Begleiterscheinungen wenig erfreulich sind; zumindest kann sie nun nachfühlen, wie es vielen Zuschauern ihrer Shows so ergeht....

    "Ihre letzte Netflix-Show von vor zwei Jahren hatte Anhänger der amerikanischen Alt-Right-Bewegung so sehr erzürnt, dass sie sich auf sozialen Netzwerken organisierten, um der Show kollektiv schlechte Bewertungen zu geben."

    Mag sein. Oder es lag daran, daß die Zuschauer Amy Schumers Shows nicht mögen, weil es sich bei diesen immer und ausschließlich um Amy Schumer dreht ?

    Aber, egal ob schwanger oder nicht, Schumer kann ihre in Trümmern liegende Karriere jederzeit retten: sie müßte nur als "Rosa Porks" bei "Sea World" anheuern.

    • @Der Mann, der unter einem Stein hervorkroch:

      Und das finden Sie nicht frauenverachtend?



      Kunst ist Kunst, ob sie Ihnen gefällt oder nicht.



      De gustibus non disputandum est.



      Fast schon schade 😎 , dass Sie nicht schwanger werden können.

  • Ich hatte keine Ahnung, dass Schwangersein so hart sein kann, denn Frauen lügen, was das angeht“, sagt sie.



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    Was soll diese dumme Verallgemeinerung, dass "Frauen lügen".



    Ich gehe davon aus, dass jede Frau anders empfindet.