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Ampel will Kürzung zurücknehmenDoch mehr politische Bildung?

Der Bundeszentrale für politische Bildung sollen 20 Millionen Euro gekürzt werden. Ampel-PolitikerInnen wollen das nun verhindern.

Stand der Bundeszentrale für politische Bildung bei der Didacta, Europas größter Bildungsmesse Foto: Arnulf Hettrich/imago

Berlin taz | Es sorgte für breites Unverständnis: Während der Rechtsextremismus grassiert, wollen Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) ausgerechnet beim Etat der Bundeszentrale für politische Bildung sparen. Im kommenden Jahr soll es 20 Millionen Euro weniger geben. Vor den finalen Haushaltsberatungen im Bundestag kommt nun auch aus der Ampel Widerstand gegen den Plan.

Die Grünen-Innenpolitikerin Lamya Kaddor warnte: „Gerade angesichts der derzeitigen Popularisierung von rechtsextremem Gedankengut, Rassismus, Queerfeindlichkeit und Antisemitismus ist politische Bildung von besonders dringlicher Relevanz.“ Die Arbeit der Bundeszentrale sei „ein wichtiges und wirksames Werkzeug für die Stärkung von Demokratie und die Abwehr von gefährlichen Radikalismen“, sagte sie der taz. Die Grünen würden in den finalen Haushaltsberatungen „für eine Stärkung der politischen Bildung kämpfen“.

Auch der SPD-Innenpolitiker Sebastian Hartmann bedauerte die geplanten Kürzungen bei der Bundeszentrale. „Wir werden dafür Sorge tragen, dass dort alle wesentlichen Projekte und Vorhaben umgesetzt werden können“, sagte er der taz. „Politische Bildung ist gerade in Zeiten erstarkenden Rechtsextremismus von hoher Bedeutung.“

Zuvor hatten bereits Verbände, die Linke oder auch CDU-Mann Norbert Röttgen die Kürzungen kritisiert. Auch SPD-Chefin Saskia Esken forderte, diese rückgängig zu machen. Statt der zuletzt 96 Millionen Euro soll die Bundeszentrale für 2024 nur noch 76 Millionen Euro erhalten – mit Verweis auf die Haushaltskonsolidierung.

Innenministerium schlägt Umschichtungen vor

Auch der FDP-Innenpolitiker Manuel Höferlin kündigte an, im Bundestag würden nochmal „auskömmliche Kapazitäten“ für die politische Bildung geprüft – dies indes „unabhängig von der Bundeszentrale für politische Bildung“. Neben mehr Finanzmitteln seien auch effizientere Strukturen denkbar, so Höferlin zur taz.

Ingesamt spricht Höferlin von einem „sehr guten Haushaltsentwurf“, der die Schuldenbremse einhalte. Auch der SPD-Abgeordnete Hartmann betonte, dass das Innenministerium – wo die Bundeszentrale angesiedelt ist – anders als andere Ministerien insgesamt nur 1,4 Prozent seines Etats kürzen müsse.

Auch Faeser selbst setzt sich inzwischen für Nachbesserungen bei der Bundeszentrale für Politische Bildung ein. Laut ihrem Sprecher wäre durch behördeninterne Umschichtungen von Geldern und die Nutzung noch vorhandener Mittel aus den Vorjahren bei den Kernprojekten der Bundeszentrale auch 2024 eine Finanzierung „in gleicher Stärke wie bislang“ möglich. Die Trägerförderung oder Projekte gegen Rechtsextremismus, Desinformation oder Verschwörungstheorien seien so gesichert. In „weniger prioritären Themenfeldern“ könne es aber zu Einsparungen bei Projekten oder Publikationen kommen, so der Sprecher zur taz.

„Gerade in Zeiten aufeinanderfolgender Krisen und tiefgreifender Veränderungen ist eine starke politische Bildung zentral“, betont auch Faesers Sprecher. „Politische Bildung ist die beste Prävention gegen jede Form von Extremismus.“

Ob und welche Summe am Ende bei der Bundeszentrale gekürzt wird, entscheidet nun der Bundestag. Die Nutzung vorhandener Mittel aus den Vorjahren dürfte sich indes schwierig gestalten: Zwischenzeitlich bei der Bundeszentrale aufgestaute Millionen, die in der Coronazeit nicht ausgegeben werden konnten, sollen inzwischen verbraucht sein.

Einsparungen auch beim Katastrophenschutz

Der Haushalt des Innenministeriums wird am Donnerstag im Bundestag debattiert, sprechen will auch Faeser selbst. Kritik dürfte sie dabei auch für geplante Kürzungen beim Katastrophenschutz erwarten. So soll der Etat beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe um 49 Millionen Euro auf 162 Millionen sinken. Das Technische Hilfswerk soll nur noch 386 Millionen Euro bekommen – 42 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Nach taz-Informationen gibt es auch daran Kritik innerhalb der Ampel-Fraktionen.

Lautstark übt diese bereits die Union. Die Kürzungen beim Katastrophenschutz seien „völlig untragbar“, kritisierte zuletzt etwa Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Der Bund begehe damit einen „Wortbruch“, da Faeser zuletzt mehr Einsatz für den Katastrophenschutz versprochen hatte.

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10 Kommentare

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  • All die Millionen der letzten Jahre haben dem Zuwachs der AfD nichts anhaben können. Vielleicht sind damit nur Informationsblasen gefüttert worden, die nur dem Betreiber helfen, aber außerhalb dieser Blase Niemanden mehr erreichen.

    • @Puky:

      Ich kenne die Zentrale nur aus der Schule von vor 20 Jahren. Da haben wir von unserem Lehrer gute Geschichtshefte bekommen (umsonst). Ausführlich und informativ. Aber genauso gut, wie Geschichtsbücher, vermutlich sind die Autoren aber besser bezahlt, da es ja Auftragsarbeit ist. Nach der Schule habe ich die Hefte nie irgendwo gesehen und wüsste auch nicht, wie man rankommt. Daher kann ich Ihren Kommentar nur unterstreichen.

  • Man kann es nicht oft genug sagen, da einige Journalisten es offenbar noch nicht verstanden haben: Nicht der Finanzminister macht den Haushaltsplan für das Innenministerium, dass macht das Innenministerium selber. Die Budgetvorgabe kommt vom Finanzminister, die Aufteilung des Budgets macht das Innenministerium selbst. Insoweit will nicht Lindner bei politischer Bildung sparen, sondern Frau Faeser.

  • Dank des fortschreitenden Klimawandels werden extreme Wetterereignisse immer wahrscheinlicher.



    Sprich: wetterbedingte Katastrophen.

    Wie bekloppt muss man eigentlich sein um dann beim Katastrophenschutz sparen zu wollen?!

  • Aber bei 100 Miilliarden "Sondervermögen" für die Bundeswehr waren sich alle im Bundestag einig. Gruselige Prioritäten in diesem Kaltland....

    • @Lobenswert:

      Sie haben den anlasslosen Überfall Russlands auf die Ukraine mitbekommen, nehme ich an. Die Bundeswehr ist Jahrzehnte Unterfinanzierung gewesen, da es keinen Krieg mehr geben wird. Wenn man Jahrzehnte auf Kante fährt, kostet es dann mehr. Sieht man bei jeder Infrastruktur.

  • ....das kommt dann dabei raus:



    www.ardmediathek.d...C1mMGY1NDNiOTVlMjY

    • @MahNaMahNa:

      Gut das das Gericht die AfD Klage abgewiesen hat.

    • @MahNaMahNa:

      Gut das das Gericht die AfD Klage abgewiesen hat.

  • Warum nur habe ich den Eindruck politische Bildung sei parteipolische Bildung?