Alles beim Alten im HSV-Vorstand: Kein Job für die U 60
Der FFF-Aktivist Philipp Wenzel wollte sich als Schatzmeister des HSV bewerben. Er wurde gar nicht erst zur Wahl zugelassen.
Das Präsidium aus Präsident, Vizepräsident und Schatzmeister war bislang immer ausschließlich mit Männern besetzt. Die neuen Kandidat*innen hatten sich vergangene Woche Donnerstag beim Vereinsbeirat vorgestellt. Sie hatten vor, den HSV neu zu prägen und seine Mitglieder als divers aufgestelltes Team besser zu repräsentieren. Aber auch sonst: Der Verein sollte ökologisch und ökonomisch nachhaltiger gestaltet werden, was letztlich auch der Außenwahrnehmung dienen sollte.
Bei gesellschaftlichen Themen präsenter werden sollte der HSV aber auch, weil er Verantwortung trage, sagt Philipp Wenzel, der im April sein VWL-Studium an der Universität Hamburg abgeschlossen hat und Schatzmeister werden wollte. Nach Fridays for Future sei es für ihn nun an der Zeit, den Aktivismus langsam niederzulegen und die Ideen aus der Bewegung weiterzutragen.
„Ich glaube, der Fußball hat die Klimakrise in den letzten Jahren total außer Acht gelassen. Das 1,5-Grad-Ziel betrifft nicht nur die Politik, sondern auch Unternehmen und Institutionen wie Sportvereine“, sagt er.
Ex-Präsident Jansen sticht
Nach der Vorstellung entschied der Beirat, dass das Team nicht zur Wahl stehen dürfe. Die Begründung: Wenzel seit mit 23 Jahren nicht ausreichend geeignet für das Amt des Schatzmeisters. Der Beirat gab den Ausschluss öffentlich in einem Statement bekannt und verkündete die alleinige Zulassung von Ex-Präsident Marcell Jansen als Kandidat.
In dem Statement wurde sich lediglich auf „bestimmte Bedingungen“ berufen, die einige Bewerber*innen gestellt hatten und eine Zulassung zur Wahl so verunmöglichten. Wenzel und das Team wollen das nicht als triftigen Grund hinnehmen.
Der einzige Wunsch, den sie geäußert hatten, sei es gewesen, zu dritt anzutreten, was laut Satzung auch möglich ist. Da nach der Entscheidung über den Ausschluss und vor Fristende tagelang niemand vom Beirat Kontakt zu Wenzels Team aufgenommen hatte, konnten sie nicht mehr in Erwägung ziehen, einzeln zu kandidieren.
„Was für mich bitter ist, ist, dass sich das so auf meine Qualifikationen einschießt“, sagt Wenzel. Er findet, der Beirat habe seine Kompetenzen bei der Entscheidung überschritten. Durch sein Studium und seine Erfahrung in der Bewegung ist er sich sicher, die Bedingungen für das Amt des Schatzmeisters erfüllen zu können.
Patrick Ehlers vom Beirat äußert auf taz-Nachfrage: „Das Team um Marinus Bester hat im Bewerbungsgespräch auf ausdrückliche Nachfrage mitgeteilt, dass sie nur als Team antreten und eine Einzelwahl ausgeschlossen ist.“ Da sich der Beirat jedoch unter anderem aus Gründen der persönlichen demokratischen Legitimation jedes einzelnen Mitglieds des Präsidiums für eine Einzelwahl entschieden hätte, könne die Gesamtbewerbung als Team ohne die Bereitschaft zur Einzelwahl nicht berücksichtigt werden.
Philipp Wenzel, Fridays for Future
Wenzel und sein Team vermuten, dass die Angst vor Wandel im Verein zum Ausschluss geführt habe. Dies äußerten sie auch in einem offenen Brief, in dem sie das Verhalten „dem Wohle unseres HSV zuwider“ nennen und die Ablehnung von Wenzel Altersdiskriminierung. „Ich hatte beim Gespräch nicht das Gefühl, dass der Beirat das Interesse hat, sich mit einem 23-Jährigen und seinen Vorstellungen auseinanderzusetzen.
Als ich zum Beispiel ausführlich meine Ideen zum Finanziellen vorgestellt habe, gab es keinerlei Rückfragen“, so Wenzel: „Wir haben in den Vorgesprächen gespürt, dass bei vielen Fans der Bedarf nach Veränderung da ist. Die Mitgliedschaft fordert eine klare Haltung zu gesellschaftlichen Themen. Auch die Gegenseite weiß deshalb, dass wir gute Chancen gehabt hätten.“
Seine Beziehung zum Verein sei aber nicht gefährdet: „Ich bin der festen Überzeugung, dass der HSV dringend Veränderung braucht, und spüre auch, dass diese kommen werden. Am Ende ist es wichtig, dass wir überlegt handeln und aus dieser Fehlentscheidung des Beirats lernen.“
Inzwischen äußerte auch der HSV Supporters Club ein Statement, in dem sie das Vorgehen des Beirats kritisieren.
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