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Alkohol und IslamKeine Lust auf Kater

Gastkommentar von Maiyra Chaudhry

Wer Alkohol ablehnt, muss sich ständig rechtfertigen. Mit Blick auf Folgen von Alkoholmissbrauch ist das absurd.

Unsere Autorin kann auch ohne Alkohol Spaß haben Foto: Hans Peter Schepp/imago

#x201E;Wie, du trinkst keinen Alkohol?“ – schon viel zu oft ist mir diese Frage um die Ohren geflogen. Ganz genau: Ich weiß nicht, wie es sich anfühlt, betrunken zu sein oder einen Kater zu haben. Ich habe noch nie in meinem Leben Alkohol getrunken. Mit dieser prompten Antwort stoße ich trotz meines Kopftuchs immer wieder auf die fassungslose Reaktion darüber, dass es Menschen gibt, die noch nie einen Rausch hatten.

Immer wieder bin ich eine Erklärung schuldig auch im beruflichen Umfeld. Im Islam gilt schlichtweg ein Alkoholverbot. Nie hatte ich das Empfinden, etwas verpasst zu haben. Sinnloses Betrinken, Übelkeit, Aggression und Unfälle – auf diese und viele weitere Folgen des Alkoholmissbrauchs kann ich gut verzichten.

Soeben ging der „Dry January“ zu Ende. Es sollte ein alkoholfreier Start ins neue Jahr werden. Allein auf Instagram sind aktuell 453.000 Beiträge dazu abrufbar. Angesichts der in Deutschland weit verbreiteten unreflektiert positiven Grundeinstellung zum Alkoholkonsum ist so ein „trockener Januar“ gar keine schlechte Idee. Durchschnittlich konsumieren Deutsche jährlich zehn Liter reinen Alkohol. Leber- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden in der anerkannten Saufkultur oft ausgeblendet.

Mit fehlender öffentlicher Debatte wird das Alkoholproblem in Deutschland abgeschwächt. Der Instagram-Trend animiert gewiss viele Bereitwillige zur temporären Abstinenz. Viel wichtiger ist es jedoch, die gesamtgesellschaftliche Dimension des Konsums langfristig zu hinterfragen. Ein verantwortungsvollerer Umgang mit dem Suchtmittel müsste dringend auf öffentlicher Ebene behandelt werden.

Maiyra Chaudhry

ist Medien­analystin und freie Journalistin mit den Themenschwerpunkten: Medienkritik, Gesellschaft, Bildung und Religion.

Sich der Herausforderung des #dryjanuary zu stellen, kann für manch einen ein kurzfristiges Detox-Mittel sein und für manch einen ein Hilfsmittel, um seine individuelle Abhängigkeit zu überprüfen. Eins kann ich auf jeden Fall versichern: Um Spaß zu haben oder entspannt zu sein, bedarf es definitiv keines Alkohols.

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