piwik no script img

Algerischer Autor Kamel DaoudNur noch Literatur

Nach Kritik an seinen Äußerungen über die Kölner Silvestergewalt will sich der algerische Autor Kamel Daoud nun nicht mehr öffentlich äußern.

Die Vorfälle der Silvesternacht in Köln ... Foto: dpa

Paris AFP | Nach scharfer Kritik an seinen Äußerungen über die Übergriffe auf Frauen in der Silvesternacht in Köln will sich der algerische Schriftsteller Kamel Daoud nicht mehr öffentlich äußern. Daoud schrieb in der französischen Zeitung Le Monde vom Samstag, er werde sich künftig nur noch mit Literatur beschäftigen und seine journalistische Arbeit „in Kürze“ beenden.

Daoud hatte nach der Kölner Silvestergewalt unter anderem in Le Monde und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über das „kranke Verhältnis zur Frau, zum Körper und zum Begehren“ in den arabischen Ländern geschrieben. Frauen würden dort „verleugnet, abgewiesen, getötet, vergewaltigt, eingeschlossen oder besessen“. „Das Geschlecht ist das größte Elend in der Welt Allahs“, schrieb Daoud.

In der vergangenen Woche warf eine Gruppe von Historikern, Soziologen und Philosophen dem Autor und Journalisten in einem offenen Brief vor, mit seinem Text Islamfeindlichkeit zu schüren. Daoud bezeichnete die Kritik als „illegitim“, weil sie aus westlichen Hauptstädten und von Caféterrassen komme, „wo Bequemlichkeit und Sicherheit herrschen“.

... haben Auswirkungen bis ins algerische Oran: Journalist und Schriftsteller Kamel Daoud Foto: Kiepenheuer & Witsch / Claude Truong-Ngoc

„Das ist so, als ob ein algerischer Akademiker von einem italienischen Intellektuellen verlangen würde, nicht mehr über dieses Land zu schreiben“, sagte er der Nachrichtenagentur AFP.

Trotzdem will er sich nun aus der öffentlichen Debatte zurückziehen. Er werde lesen und forschen und sich aus dem „Spiel der Wellen und der Medien“ heraushalten“, erklärte Daoud, der in der algerischen Zeitung Le Quotidien d‘Oran eine Kolumne schreibt. Für seinen ersten Roman „Der Fall Meursault – Eine Gegendarstellung“ hatte er im Jahr 2015 den Prix Goncourt, den wichtigsten französischen Literaturpreis, erhalten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 /