Al-Qaida tötet Geiseln im Jemen: Die gescheiterte Befreiungsaktion
Die US-Armee versuchte, eine Geisel zu befreien - eine Aktion mit fatalem Ausgang. Eine Geisel aus Südafrika stirbt nur zwei Tage vor ihrer geplanten Freilassung.
SANAA dpa | Bei einem Befreiungsversuch der US-Armee sind im Jemen ein entführter US-Journalist und eine südafrikanische Geisel ums Leben gekommen. US-Verteidigungsminister Chuck Hagel bestätigte am Samstag, Kämpfer des Terrornetzwerks Al-Qaida hätten den Reporter Luke Somers getötet, wie der Sender CNN berichtete. Die Extremisten hätten bei der Aktion am Freitag auch eine zweite Geisel umgebracht – nur zwei Tage vor deren geplanter Freilassung. Nach Angaben der Hilfsorganisation Gift of the Givers aus Südafrika handelt es sich dabei um den südafrikanischen Lehrer Pierre Korkie.
Die New York Times berichtete unter Berufung auf einen US-Offiziellen, der 33 Jahre alte Somers sei bei der Aktion in der Provinz Schabwa im Süden des Jemens von seinen Entführern angeschossen worden und auf dem Weg zu einem US-Kriegsschiff an seinen Verletzungen gestorben. US-Präsident Barack Obama erklärte in einer Mitteilung, er habe die Befreiungsaktion am Freitag angeordnet, weil das Leben der US-Geisel in akuter Gefahr gewesen sei. Zugleich verurteilte er den „barbarischen Mord“ an Somers scharf.
Al-Qaida hatte den 33-Jährigen vor mehr als einem Jahr in der Hauptstadt Sanaa entführt, wo er als freier Fotoreporter arbeitete. Am Donnerstag drohten die Extremisten in einem Internetvideo damit, ihn innerhalb von drei Tagen zu töten. Am Ende des Films musste sich Somers selbst äußern. „Ich bin sicher, dass mein Leben in Gefahr ist“, sagte er.
Pierre Korkie war nach Medienberichten im Mai 2013 zusammen mit seiner Frau entführt worden. Für die Freilassung forderte Al-Qaida drei Millionen US-Dollar (2,4 Millionen Euro). Die Extremisten setzten die Ehegattin Anfang dieses Jahres nach Verhandlungen auf freien Fuß. Die Hilfsorganisation Gift of the Givers war an den Verhandlungen mit dem Terrornetzwerk beteiligt. Korkies Freilassung war vor anderthalb Wochen vereinbart worden und für Sonntag geplant.
„Das Warten ist fast vorbei.“
„Die psychologische und emotionale Verwüstung für Yolande und ihre Familie wird durch das Wissen verschlimmert, dass Pierre morgen von Al-Qaida freigelassen werden sollte“, zitierte die südafrikanische Nachrichtenagentur Sapa Gift of Givers-Gründer Imtiaz Sooliman. „Noch tragischer ist, dass wir in einer Unterhaltung mit Yolande heute Morgen um 5.59 Uhr die Worte benutzten: Das Warten ist fast vorbei.“
Ein Journalist aus Schabwa berichtete der Deutschen Presse-Agentur, bei der Befreiungsaktion habe es schwere Gefechte gegeben. Nach Angaben aus dem jemenitischen Verteidigungsministerium kamen dabei zehn Kämpfer von Al-Qaida ums Leben.
Obama teilte mit, die USA würden all ihre militärischen, geheimdienstlichen und diplomatischen Mittel nutzen, um Amerikaner zu schützen und sicher nach Hause zu bringen. Terroristen, die US-Bürgern schaden wollten, werden den langen Arm der Justiz spüren.
Die US-Regierung hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass ein erster Versuch zur Befreiung Somers gescheitert sei. Bei der Aktion seien Gefangene verschiedener Nationalitäten gefunden und gerettet worden, aber der vermisste US-Journalist sei nicht dabei gewesen, erklärten das Weiße Haus und das Pentagon.
Al-Qaida hat im Süden des Jemens seine Hochburgen. Sicherheitskräfte des Landes und US-Armee gehen dort immer wieder gegen Dschihadisten vor. Die USA setzten regelmäßig Drohnen gegen die Extremisten ein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!