Aktuelle Nachrichten aus der Coronakrise: Durchsuchung nach Kochsalz-Skandal

Beamte durchsuchen das Impfzentrum, in dem eine Frau Kochsalz gespritzt haben soll. Die Polizei führt 272 Ermittlungsverfahren wegen Krawallen am Reichstag.

Schild vor Impfzentrum

Das vom Kochsalz-Skandal betroffene Impfzentrum in Friesland Foto: Mohssen Assanimoghaddam/dpa

Höchststand an Neuinfektionen in Russland

Russland hat am Donnerstag die höchste Zahl an täglichen Corona-Todesfällen seit Beginn der Pandemie gemeldet. Binnen 24 Stunden seien 820 Menschen an Covid-19 gestorben, teilten die Behörden mit. Damit wurde der bisherige Höchststand vom 14. August von 819 Corona-Toten an einem Tag übertroffen.

Insgesamt starben in Russland nach Angaben der Gesundheitsbehörden bislang 179.243 Menschen an einer Corona-Infektion. Die russische Statistikbehörde Rosstat, die eine weitere Definition von Corona-Todesfällen anwendet, sprach hingegen bereits Ende Juni von mehr als 300.000 Toten.

Die Zahl der täglichen Neuinfektionen in Russland sank am Donnerstag allerdings auf 19.630 Fälle. Damit wurden landesweit bereits mehr als 6,8 Millionen Ansteckungen registriert. Hauptinfektionsherde sind weiterhin die Hauptstadt Moskau und Russlands zweitgrößte Stadt St. Petersburg.

Die derzeitige, durch die hochansteckende Delta-Virusvariante ausgelöste Corona-Welle trifft Russland besonders hart, zumal die Impfbereitschaft in dem riesigen Land gering ist. Obwohl die Impfkampagne bereits im Dezember 2020 startete, haben gerade einmal rund 30 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Corona-Impfdosis erhalten. Auch die Appelle von Staatschef Wladimir Putin, sich immunisieren zu lassen, haben die Impfbereitschaft nicht nachweislich erhöht.

Trotz der schlechten Lage wurden die meisten Corona-Restriktionen in Moskau, dem Epizentrum der Pandemie in Russland, aufgehoben. Dabei steht das Bestreben im Vordergrund, die Wirtschaft nicht weiter zu beeinträchtigen. (afp)

Durchsuchungen nach Kochsalz-Skandal

Nach dem Impfskandal im niedersächsischen Landkreis Friesland hat die Polizei am Donnerstagmorgen das betroffene Impfzentrum in Schortens-Roffhausen durchsucht. Auch Räumlichkeiten der Kreisverbände Jeverland und Varel-Friesische Wehde des Deutschen Roten Kreuzes wurden durchsucht, wie die Polizeidirektion Oldenburg mitteilte. Die kürzlich eingesetzte „Ermittlungsgruppe Vakzin“ werde im Laufe des Tages weitere Details bekanntgeben.

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Einer examinierten Krankenschwester wird vorgeworfen, im April in mindestens sechs Fällen im Impfzentrum Schortens-Roffhausen Impfstoff gegen eine Kochsalzlösung ausgetauscht zu haben. Als Grund gab sie laut Polizei an, dass ihr eine Ampulle mit dem Vakzin zerbrochen sei. Weil die Frau zuvor in sozialen Medien einige impfkritische Chats verbreitet hatte, schließen die Ermittler nicht mehr aus, dass sie auch schon vorher lediglich eine Kochsalzlösung auf die Spritzen aufgezogen haben könnte. Darum müssen mehr als 10.000 Menschen nachgeimpft werden.

Israel hat erstmals seit Mitte Januar mehr als 10.000 Corona-Neuinfektionen vermeldet. 10.001 Fälle wurden für Dienstag registriert, wie das Gesundheitsministerium am Mittwochabend mitteilte. Es gibt demnach 688 Schwerkranke. 25 Menschen mit einer Corona-Infektion starben.

Die höchste Zahl an täglichen Corona-Neuinfektionen seit Pandemiebeginn wurde in Israel Mitte Januar mit rund 10.100 Fällen registriert. Mittlerweile sind in dem 9,4-Millionen-Einwohner-Land mehr als eine Million Infektionen gemeldet worden. In Israel wird fast ausschließlich das Präparat von Biontech/Pfizer gespritzt. Knapp 59 Prozent der Bevölkerung sind laut Ministerium bisher zweifach geimpft, knapp 19 Prozent dreifach.

Israel hatte Ende Juli als erstes Land weltweit damit begonnen, zur Auffrischung des Schutzes ein drittes Mal impfen zu lassen. Hintergrund waren Zahlen des Gesundheitsministeriums, wonach die Effektivität der Biontech/Pfizer-Impfung seit Anfang Juni stark nachgelassen habe. Gleichzeitig verbreitete sich die aggressivere Delta-Variante im Land. (epd/dpa)

272 Ermittlungsverfahren wegen Krawall am Reichstag

Knapp ein Jahr nach der kurzzeitigen Besetzung der Reichstagstreppe bei einer Demonstration führt die Berliner Polizei nach einem Medienbericht 272 Ermittlungsverfahren in Zusammenhang mit der Aktion gegen Corona-Einschränkungen. Wie die „Welt“ unter Berufung auf Polizeikreise berichtete, wird unter anderem ermittelt wegen besonders schweren Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung, Sachbeschädigung, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.

Am 29. August 2020 hatten Zehntausende Menschen in Berlin gegen die Corona-Einschränkungen protestiert. DemonstrantInnen durchbrachen eine Absperrung am Reichstagsgebäude und besetzten kurzzeitig die Treppe vor einem Eingang. Dem Welt-Bericht zufolge habe die Polizei über die Sichtung von Tausenden Stunden Videomaterials einen Großteil der DemonstrantInnen von damals identifiziert. Die Auswertung dauere aber noch an.

Drei geplante Demonstrationen von GegnerInnen der Corona-Gesetze am Wochenende in Berlin wurden derweil von der Polizei verboten. Weitere Verbote könnten noch folgen, sagte eine Polizeisprecherin am Mittwoch. Bei der Versammlungsbehörde der Polizei liefen entsprechende Prüfverfahren. Angemeldet worden seien im Zusammenhang mit Corona am Samstag 17 und am Sonntag 14 Demonstrationen. (dpa)

Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 66,0

Die Zahl der Corona-Fälle in Deutschland wächst weiter schnell. Bundesweit wurden binnen 24 Stunden 12.626 Neuinfektionen mit dem Coronavirus gemeldet, wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Donnerstagmorgen mitteilte. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg demnach auf 66,0. Laut RKI starben 21 Menschen im Zusammenhang mit dem Virus. Vor einer Woche waren 8.400 neue Fälle und 22 Tote gemeldet worden.

Die Gesamtzahl der verzeichneten Corona-Ansteckungen in Deutschland seit dem Beginn der Pandemie erhöhte sich nach RKI-Angaben auf 3.901.799, die der Todesfälle auf insgesamt 92.082.

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Das RKI hatte am Donnerstag zunächst Probleme mit der Datenübermittlung. Die aktuelle Sieben-Tage-Inzidenz war am frühen Morgen nicht abrufbar und wurde erst später zur Verfügung gestellt. Das sogenannte Dashboard, das die Daten im Detail und grafisch aufbereitet präsentiert, war am Morgen nicht erreichbar. Als Grund wurde auf der Internetseite eine technische Störung genannt. Deutschland befindet sich nach Einschätzung des RKI am Beginn der vierten Corona-Welle. Auch jüngere Altersgruppen sind diesmal stark betroffen. (dpa)

Notfallzelte in Sydney

Der australische Bundesstaat New South Wales mit der Metropole Sydney hat erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie mehr als 1.000 Neuinfektionen binnen eines Tages verzeichnet. Die Behörden meldeten am Donnerstag 1.029 neue Fälle innerhalb von 24 Stunden. Trotz eines seit acht Wochen geltenden strikten Lockdowns bekommt die Region an der Ostküste die jüngste Viruswelle bislang nicht in den Griff.

Gleichzeitig kündigte die Regierungschefin des Bundesstaats, Gladys Berejiklian, leichte Lockerungen der Regeln für vollständig Geimpfte an. So dürfen sich ab kommender Woche wieder Gruppen von bis zu fünf Menschen draußen treffen – jedoch nur in einem Umkreis von fünf Kilometern von ihrem Wohnsitz. Australien mit seinen 25 Millionen Einwohnern hat sich mit Beginn der Pandemie abgeschottet von der Außenwelt.

Dank der Insellage als Kontinent und extrem strenger Regeln hatten die Behörden das Virus lange gut im Griff. Jedoch kämpfen sie nun seit Wochen gegen die bislang schwerste Welle – speziell im Großraum Sydney. ExpertInnen machen die schleppend angelaufene Impfkampagne und die Delta-Variante für die steigenden Zahlen verantwortlich.

Zwei Krankenhäuser im Westen der australischen Millionenmetropole Sydney errichten zur Bewältigung des Anstiegs der Covid-19-Patienten Notfallzelte. Die provisorischen Notaufnahmen dienten dazu, „Wartezeiten abzubauen“, sagt ein Sprecher des Bezirks der Nachrichtenagentur Reuters. Die beiden Kliniken seien derart überlastet, dass Rettungswagen in andere Krankenhäuser umgeleitet werden müssen, teilt die australische Sanitäter-Vereinigung APA mit. (dpa/rtr)

Epidemische Lange verlängert

Der Bundestag hat am Mittwochabend die „epidemische Lage von nationaler Tragweite“ vorerst für weitere drei Monate verlängert. Für den von der Koalition eingebrachten Antrag zur Verlängerung votierten 325 Abgeordnete. Dagegen stimmten 253 Parlamentarier, fünf enthielten sich. Die Sonderlage gilt damit vorerst bis Ende November. Ohne erneute Bestätigung des Parlaments läuft sie nach drei Monaten aus. Auf der festgestellten Lage basieren unter anderem Länder-Verordnungen zu Maßnahmen wie Maskenpflicht oder Kontaktbeschränkungen. Der Bund kann zudem bestimmte Verordnungen wie zur Impfstoffbeschaffung ohne Zustimmung des Bundesrats erlassen. (dpa)

Mögliche Kinder-Impfpflicht in Großbritannien

Die britische Gesundheitsbehörde NHS erwägt einem Zeitungsbericht zufolge, Kinder im Alter von 12 bis 15 Jahren ohne Einverständnis der Eltern in den Schulen zu impfen. Die regionalen NHS-Organisationen seien angewiesen, sich auf die „mögliche Einführung eines Impfprogramms für 12- bis 15-jährige gesunde Kinder ab dem 6. September“ vorzubereiten, berichtet die Zeitung „The Telegraph“ unter Berufung auf E-Mails der Gesundheitsbehörde. Die Kinder benötigten keine elterliche Zustimmung für das Impfprogramm an den Schulen. (rtr)

Spahn will Impfstoff-Vorrat anlegen

Etwa 80 Millionen Impfstoffdosen will Jens Spahn vorsorglich einlagern – eine Dosis für jeden Bürger und jede Bürgerin, wie das Bundesgesundheitsministerium (BMG) auf Kontraste-Anfrage bestätigt. „Im Rahmen eines Portfolioansatzes ist die Bevorratung mit unterschiedlichen Impfstoffarten geplant“, so das Ministerium.

Gespeist werden soll das Lager offenbar vor allem aus den rund 100 Millionen Dosen von BioNTech/Pfizer und Moderna, die Deutschland laut der Lieferprognose des Ministeriums bis Ende des Jahres erhalten soll. Diese Vorratshaltung halten Impfexperten für falsch, da der Impfstoff weltweit derzeit noch ein knappes Gut ist. In Afrika etwa sind bisher nur etwa zwei Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. „Den Impfstoff hier zu behalten und einzulagern, ist kurzsichtig und egoistisch“, erklärt der Epidemiologe Timo Ulrichs von der Akkon Hochschule Berlin im Kontraste-Interview. Statt Impfstoffe einzulagern, plädiert er für eine schnelle Weitergabe. (rbb)

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