Aktivistin über Achselhaare: „Frauen sollen endlich Kontra geben“
Die Schambehaarung zu färben sei Selbstbestimmung, sagt „Free-your-pits“-Bloggerin Roxie Hunt. Frauen müssten sich von unerreichbaren Schönheitsidealen lösen.
taz: Roxie Hunt, wie kamen Sie auf die Idee, sich die Achselhaare zu färben?
Roxie Hunt: Ich arbeite als Haarstylistin und bin verrückt nach bunten Farben. Es war also natürliche Neugierde, die mich zu der Frage inspirierte, wie man Schamhaar färben könnte.
Und wie formierte sich die „Free your pits“-Bewegung?
Nachdem ich einer Freundin die Achselhaare blau gefärbt hatte, machten wir Fotos von dem Ergebnis und veröffentlichten sie anschließend auf ihrem Blog. Der Post wurde über 30.000 mal geteilt, bevor zwei US-Talkshows auf uns aufmerksam wurden. Von ihnen wurde unsere Idee dann aber öffentlich verrissen und als widerwärtig und anstößig bezeichnet. Wir sahen das als eine gute Gelegenheit an, um weltweit eine Diskussion über Körperbehaarung und das weibliche Verständnis von Schönheit und dem eigenen Körper ins Rollen zu bringen. So entstand die „Free your pits“-Bewegung, deren Intention die Normalisierung der natürlichen Körperbehaarung der Frau ist. Wir wollen auf diese Weise die freie Entscheidung über unser Handeln und unseren Körper zelebrieren.
lebt als Haarstylistin, Fotografin, Schriftstellerin und Mutter in Seattle. Vor etwa einem halben Jahr rief sie die Bewegung zur Befreiung der Achselhaare ins Leben. Auf ihrem Blog howtohairgirl.com veröffentlicht sie Bilder von Achselhaarträger_innen, gibt Beauty-Tipps für natürliche Körperpflege und Haarstyling-Tutorials.
Warum ist es so wichtig, sich für Achselbehaarung einzusetzen?
Es ist einfach bitter nötig, dass alle Frauen verstehen, dass die Entscheidung über ihre Person und ihren Körper allein bei ihnen liegt. Wir leben in einer Gesellschaft, die gelenkt wird von Profitgier und den Interessen derjenigen, die erfolgreich nach solchem Profit streben. Die Schönheitsindustrie ist gezielt auf Frauen und ihre Selbstzweifel ausgerichtet. Wir müssen uns davon lösen, unerreichbaren Schönheitsidealen nachzufeiern – sie sorgen dafür, dass wir uns schlecht fühlen und glauben, dass wir nicht gut genug sind. Wir allein entscheiden, was wir mit unserem Körper anfangen, ob wir unsere Achselhaare wachsen lassen, oder nicht. Das muss uns niemand vorschreiben.
Geht es Ihnen dabei ausschließlich um Frauen?
Es geht uns hauptsächlich um Frauen, aber sie richtet sich auch an alle Männer, die durch unsere Bewegung zu neuer Selbstermächtigung finden.
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Was wollen Sie damit erreichen?
Ich wünsche mir, dass sich Frauen endlich erheben und Kontra geben. Ich will, dass sie tun, was immer sie mit ihrem Körper tun wollen, und einen Prozess der selbstbewussten, eigenständigen Entscheidung durchleben, der sie zu neuer Autonomie ermächtigt.
Wie haben die Leute bislang auf Ihre Kampagne reagiert?
Vor allem mit jeder Menge Unterstützung. Es ist wunderbar, all diese Fotos zu sehen und die Geschichten von Frauen und Männern zu hören, die ihre Achseln befreien. So viele Menschen nahmen diese Aktion als Anlass dafür, ihre unerreichbaren Schönheitsstandards nun der Realität anzupassen.
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