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Afrikapolitik von Trump und NetanjahuEin Kontinent als Spielfeld für die eigene Macht

Dominic Johnson

Kommentar von

Dominic Johnson

Weder US-Präsident Trump noch Israels Premier Netanjahu bedeuten die Länder Nigeria und Somaliland etwas. Es geht letztlich um Geopolitik.

Noch jubeln sie: Menschen in Somaliland, die sich über die Anerkennung ihres Landes durch Israel freuen Foto: Feisal Omar/Reuters

A frika ist von jeher eine Projektionsfläche, auf der fremde Mächte spielen, um in der Heimat Punkte zu machen. Derselbe Geltungsanspruch, der einst Europas Imperialmächte des 19. Jahrhunderts zur kolonialen Inbesitznahme eines ihnen weithin völlig unbekannten Kontinents verleitete, sorgt nun bei den Imperialisten des 21. Jahrhundert für Kuriositäten ganz anderer Art.

Da lässt US-Präsident Donald Trump von Kriegsschiffen im Atlantik aus Marschflugkörper auf Nigeria abfeuern, um, wie er meint, beispiellose Massaker an Christen durch islamistische Terrorgruppen zu stoppen. Dass an den Zielorten weder Christen noch islamistische Terrorgruppen leben, ist unwichtig. Wichtig ist: In Nigeria geht das US-Militär viel weiter als bisher in Venezuela, allem Säbelrasseln in der Karibik zum Trotz. Und auf US-Marschflugkörper gegen Terrorattacken wartet sogar die von Russland ständig angegriffene Ukraine vergeblich. Nigeria ist plötzlich US-Kriegsschauplatz Nummer Eins – in direkter Nachbarschaft zu den von Russland unterstützten Militärregimen in der afrikanischen Sahelzone.

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu vollzieht fast gleichzeitig die vollwertige diplomatische Anerkennung der Republik Somaliland am Horn von Afrika. Das frühere Kolonialgebiet, das sich nach der Unabhängigkeit mit Somalia vereinte, vor 35 Jahren wieder abspaltete und seitdem von der Welt ignoriert wird, ist begeistert – zu Recht: Es hat lange genug gewartet. Israel nutzt klug aus, dass die arabischen und afrikanischen Nachbarn Somaliland isolieren, statt es als Stabilitätsanker in einer unruhigen Weltregion einzubinden. In dieses strategische Vakuum stößt Netanjahu aber sicher nicht aus Selbstlosigkeit. Er will, so vermuten Kritiker, Palästinenser aus Gaza ans Horn von Afrika verfrachten und von dort aus die Arabische Halbinsel geopolitisch in die Zange nehmen und Konkurrenten wie Iran und die Türkei kontern. Um Somaliland selbst geht es ihm nicht.

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Die jubelnden Menschen in Somaliland haben noch gar nicht gemerkt, wie sehr sie Netanjahus Schachzug regional isolieren könnte. Und auch der breite politische Konsens in Nigeria, der die US-Luftangriffe begrüßt und weitere fordert, dürfte sich schnell verflüchtigen, sollten antiwestliche Kräfte in der Region aus dem Unvermögen der US-Luftwaffe Kapital schlagen.

Aber bis es soweit ist, können sich Trump und Netanjahu als afrikanische Meisterstrategen feiern. Die eigene Öffentlichkeit weiß es nicht besser, und die afrikanische Öffentlichkeit zählt für sie nicht. So wie vor 140 Jahren, als in Europa afrikanische Kolonialreiche gezimmert wurden.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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