AfD streitet über Joe Biden: Kritik an Weidel und Gauland
Die Fraktionsspitze hat dem neuen US-Präsidenten gratuliert. Aber andere AfD-Abgeordnete verbreiten lieber Trumps wüste Anschuldigungen.
Einige Mitglieder der Bundestagsfraktion haben eine gänzlich andere Position zum Wahlsieg Bidens – und gehen ihre FraktionschefInnen nun zum Teil direkt an. Ganz im Stil des abgewählten Noch-Präsidenten Trump verbreiten sie Gerüchte über vermeintliche Wahlfälschung – Vorwürfe, für die es bisher keinerlei Beweise gibt.
„Wer grundlos bereits jetzt Glückwünsche an den noch nicht betätigten #Biden sendet, hat entweder keinen blassen Schimmer von der Dimension der aktuellen politischen Situation oder er will sich seine pfründegefüllten Schüsselchen rechtzeitig sichern“, schrieb etwa der AfD-Abgeordnete Martin Renner aus NRW in den sozialen Netzwerken.
„Keine Glückwünsche für den globalisitischen Wahlbetrüger Joe Biden“, kontert auch Markus Frohnmaier, Bundestagsabgeordneter aus Baden-Württemberg und übernimmt damit Trumps Rhetorik fast eins zu eins.
Es sind nicht nur Hinterbänkler, die öffentlich den FraktionschefInnen widersprechen. Auch Beatrix von Storch, immerhin Vize in Fraktion und Partei, spricht von „massiven Hinweisen auf Wahlfälschung“ und Bundesvorstandsmitglied Stephan Protschka, Abgeordneter aus Bayern, twittert: „Solange es kein endgültiges Ergebnis der election gibt, ist für mich Trump Präsident der USA. Glaubt keiner Mainstream Presse!“.
Auch Parteichef Jörg Meuthen, der sich sonst gern bürgerlich gibt und dem Gauland und Weidel immer wieder vorwerfen, sich an die „Altparteien“ ranzuwamsen, äußert sich deutlich vorsichtiger als die beiden FraktionschefInnen: „Da ist noch manches zu klären“, heißt es bei ihm.
Während die Partei eigentlich in der gesamten Zeit ihres Bestehens von scharfen internen Auseinandersetzungen geprägt ist, ging es in der Fraktion eine Weile friedlicher zu. Dort versuchte man, die Flügelkämpfe außen vor zu lassen und zusammen zu arbeiten. Das aber funktioniert bereits seit einer ganzen Weile nicht mehr.
Das liegt auch an Gauland und Weidel, denen Abgeordnete immer wieder Führungsschwäche vorwerfen. Es dürfte aber auch in den schlechten Umfragewerten der AfD für die Bundestagswahl im kommenden Jahr begründet sein – viele Abgeordnete müssen um einen guten Listenplatz und einen Wiedereinzug in das Bundesparlament bangen. Da macht der eine oder die andere auch gerne mal durch scharfe Äußerungen in den sozialen Netzwerken von sich reden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“