AfD-Kandidat gibt auf: Krachend gescheitert
Er sollte Stadtrat in Pankow werden, fiel bei der Wahl aber immer wieder durch. Nun zieht der AfD-Mann Nicolas Seifert seine Kandidatur zurück.
Nicolas Seifert, bisher Kandidat für den Stadtratposten der AfD in Pankow, gibt auf. Das bestätigte am Mittwoch der Sprecher des Pankower Kreisverbands, Ronald Gläser. Es habe „unbegründeterweise unüberwindliche Vorbehalte“ der anderen Fraktionen gegen Seifert gegeben, weshalb sich der 42-Jährige bei der nächsten Bezirksverordnetenversammlung (BVV) im März nicht mehr zur Wahl stellen werde.
Seifert war in insgesamt sieben Wahlgängen gescheitert. Auf der letzten BVV am vergangenen Mittwoch hatte er nur noch sieben Ja-Stimmen erhalten – die AfD-Fraktion umfasst sieben Verordnete, von denen einer allerdings erkrankt war. Zuvor hatten Verordnete der SPD, Linken und Grünen deutliche Kritik an Seifert geübt. Der Tenor: Der im November von der AfD als „absoluter Topmann“ präsentierte Kandidat sei sowohl fachlich als auch menschlich nicht für einen Posten im Bezirksamt geeignet.
Seifert war besonders in die Kritik geraten, nachdem ein Video aufgetaucht war, das ihn auf einer Demonstration der AfD im Herbst 2015 zeigt: Dort ist zu sehen, wie er einem als Clown verkleideten ZDF-Reporter die Perücke vom Kopf reißt und ihn in einem anschließend folgenden Handgemenge kräftig schubst. Die AfD hatte Seifert zunächst mit den Worten verteidigt, der Auftritt des ZDF-Journalisten sei „eine einzige Provokation“ gewesen, wer so auftrete, dürfe sich über solche Reaktionen nicht wundern. Bei der letzten BVV hatte sich Seifert schließlich für sein Verhalten entschuldigt.
Die Vorbehalte gegen ihn konnte das nicht entkäften: Mitglieder verschiedener Fraktionen hatten übereinstimmend berichtet, Seifert habe in seinen Vorstellungsgesprächen einen äußerst inkompetenten und an Bezirksthemen desinteressierten Eindruck gemacht.
Die AfD sieht sich derweil als Opfer eines Feldzugs: Eine „linksradikale Mehrheit“ aus SPD, Grünen und Linken habe Seifert partout verhindern wollen, sagte Gläser am Mittwoch der taz. Dies sei auch als „Racheaktion“ zu werten, weil zuvor die SPD-Stadtratskandidatin Franziska Drohsel in Steglitz-Zehlendorf sowie die linke Bürgermeisterkandidatin Evrim Sommer in Lichtenberg „mit erheblichem Zutun der AfD“ gescheitert waren. Einen neuen Kandidaten gebe es bisher nicht, die Partei begebe sich nun aber auf eine intensive Suche.
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