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AfD-Erfolg im CSU-LandDeutschland, ganz normal

Warum kommt die AfD auch dort auf knapp 20 Prozent, wo es eigentlich läuft? Spurensuche in einem bayerischen Dorf mit dunkler Vergangenheit.

„Es ist eigentlich ­wunderschön hier“: Blick auf die Kirche von Steinhöring Foto: Quirin Leppert

Steinhöring taz | Am Ortseingang von Steinhöring hat der Rewe die Pride-Flagge gehisst. Weiter hinten entlang der Straße hängt weit oben an einem Laternenmast noch ein AfD-Wahlplakat: „Zeit für freie Meinung.“ In der Mitte von Steinhöring prägt die katholische Sankt-Gallus-Kirche das Ortsbild, ein weißer Bau mit barockem Zwiebelturm. Bernd Dominique Freytag, der Vorsitzende des CSU-Ortsverbands, sitzt im Café Hasi an der Hauptstraße und sagt: „Es ist eigentlich wunderschön hier.“ Man müsse jetzt aber, nach der Bundestagswahl, „wieder ein besseres Gefühl herstellen“.

Steinhöring, mitten in Bayern. Eine Gemeinde mit 4.100 Einwohnern, nach München sind es 43 Kilometer, die Kreisstadt Ebersberg liegt fünf Kilometer entfernt. Der AfD-Anteil lag am 23. Februar bei 18,9 Prozent der Zweitstimmen. Das ist fast exakt Bayern-Schnitt, im Freistaat haben 19,0 und im Bund 20,8 Prozent die Partei gewählt.

Ein Durchschnittsort, der durch wenig auffällt. „Wir sind teils Dorf, teils Münchner Einzugsgebiet“, meint der CSU-Mann Freytag. Das ist nicht das Ruhrgebiet mit seinen wirtschaftlichen und sozialen Verwerfungen, nicht Ostdeutschland und auch kein abgelegener Ort in der nordbayrischen Oberpfalz.

Warum also wählt in Steinhöring fast je­de:r Fünfte die Rechtsradikalen? Ist das Bayern, ist das Deutschland, aber normal – wie die AfD plakatiert hat? Und erweist sich die These als falsch, dass der Freistaat für diese „Alternative“ ein steiniges Pflaster ist, weil die CSU schon immer stockkonservativ war und elastisch nach rechts? Rechts von der CSU jedenfalls darf es keine andere demokratisch legitimierte Partei geben, hatte der weiterhin als Leuchtgestalt gesehene Franz Josef Strauß einst gesagt. Lange ist’s her.

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Man vertraut sich hier. Eigentlich.

Der Ortsverbands-Vorsitzende Freytag ist 46 Jahre alt, eigentlich aus Franken zugewandert, aber „super integriert“. Er erscheint als liberaler Christsozialer, die es ja durchaus gibt. Man müsse „die Leute mitnehmen“, sagt er, „die Gemeinschaft im Ort stärken“. Ganz gleich von welcher Partei und mit welcher Weltanschauung, im Gemeinderat dominieren sowieso unabhängige lokale Gruppierungen. „Wir lassen die Leute rein“, meint er. Und dazu gehören selbstverständlich auch die Menschen mit Behinderung, die in dem großen „Einrichtungsverbund“ in Steinhöring wohnen, arbeiten, lernen, leben.

CSU-Ortsverbandsvorsitzender Bernd Dominique Freytag Foto: Quirin Leppert

Freytag will keine AfD-Wähler:innen im Ort kennen, obwohl es sie ja nicht zu knapp gibt. Die Partei ist nicht präsent. Ein bekannter, aber unauffälliger Steinhöringer ist der bisherige AfD-Kreispolitiker Christoph Birghan. Der wurde jetzt für den östlich gelegenen Wahlkreis Traunstein-Berchtesgadener Land in den Bundestag gewählt. Eine Gesprächsanfrage der taz sagt er ab – er sei die ganze Woche in Berlin.

Das Votum der Steinhöringer versucht der CSUler Freytag mit verschiedenen Dingen zu erklären: „Die Bevölkerung ist beunruhigt, die gefühlte Sicherheit nicht mehr so wie früher.“ Auch hier herrsche Angst vor Jobverlust oder etwa Einbrüchen. Manchmal werde auch die Migration als Gefahr wahrgenommen.

Steinhöring hat eine schöne Landschaft mit im Sommer sattgrünen Wiesen drumherum. Es gibt alles, was man braucht: Supermarkt, Apotheke, Ärzte, Wirtshaus, Grundschule, Kita, Bankfiliale, Döner-Imbiss. In einer Holzhütte ist der „SB-Hofladen“ vom Hofgut Perwein. „Unsere Suppenhühner hatten ein schönes Leben“, schreiben die Hühnerhalter. Geld wirft man in eine Kasse, man vertraut sich hier. Eigentlich.

Die AfD-Leute sind ein Phantom

Dass es in der Gegend aber durchaus Rechte und Rechtsradikale gibt, wissen zwei Frauen von der Gruppe „Bunt statt Braun“ in Ebersberg. Marthe Balzer, Michaela Mellinger und etliche Mit­strei­te­r:in­nen organisieren, demonstrieren, recherchieren seit Jahren gegen und über Rechts im Landkreis. „Die werden immer mehr“, sagt Balzer. Es gebe „zig rechtsradikale Vorfälle“. An Silvester vor einem Jahr wurde bei einer Dorfparty „Sieg Heil“ gebrüllt. Schon zwei Demos fanden auf dem Ebersberger Marienplatz statt – von „Querdenkern“ mit rechtsradikalen Verbindungen, Redner war ein verurteilter Holocaust-Leugner.

Die Zahl der Gegendemonstranten ist bei so etwas aber weit höher als bei den eigentlichen Kundgebungen, erzählen die Aktivistinnen. Sie stellen sich auf vor AfD-Wahlkampfständen – „das begleiten wir mit Marschmusik“, sagt Balzer. Kein Gastwirt vermiete Räume an die AfD. „Hier sind wir richtig gut aufgestellt.“ Und mit der Polizei arbeite man bestens zusammen.

Marthe Balzer von der Gruppe „Bunt statt Braun“ Foto: Quirin Leppert

Und doch bemerkt Mellinger: „Die Menschen haben mehr und mehr Angst.“ Wegen ausländischer Nachnamen zum Beispiel. „Ich diskutiere ja mit jedem Konservativen gern“, sagt Balzer. „Man streitet sich und sagt sich dann in der Stadt wieder hallo.“ Doch die rechtsextreme Szene habe einst Corona instrumentalisiert – und nun die Windkraft. Ein wichtiges Thema, im Ebersberger Forst sind große Anlagen geplant. „Da gibt es oftmals gar keine Diskussionsgrundlage“, beklagt die Frau.

Und woran liegen die hohen AfD-Wahlergebnisse? Die Wohnungsnot ist groß, sagen sie, das Internet quillt über vor Fakenews. Die Menschen fühlen sich allein gelassen, die Mitte der Gesellschaft fürchtet einen Statusverlust. Mag alles sein. Doch Michaela Mellinger sagt auch: „In jeder Schicht kann man irgendeine Erklärung konstruieren, um Nazis zu wählen.“

Michaela Mellinger von der Gruppe „Bunt statt Braun“ Foto: Quirin Leppert

Die AfD-Leute in dieser Region bleiben ein Phantom. Es gibt nicht wenige Landstriche in Bayern, wo sie sich gar nicht zeigen. Im Wahlkreis Erding-Ebersberg kandidierte Manuela Schulz, 63 Jahre alt, für den Bundestag. Sie stand nicht auf der Landesliste, hatte also keine Chance auf ein Mandat. Sie prangert an, so ist zu lesen, dass 2023 mehr als eine halbe Milliarde Euro Kindergeld „ins Ausland überwiesen wurden“ und Rentner Pfandflaschen sammeln müssen. Auch geißelt sie die „Frühsexualisierung“ von Kleinkindern und „LGBTQ+-Leitfäden für Lehrkräfte“. Auf zwei Gesprächsanfragen reagiert Schulz nicht.

Wie war das noch mit der Angst?

In Steinhöring betreibt die katholische Kirche eine Tafel, regelmäßig werden im Pfarrsaal Lebensmittel an Bedürftige abgegeben. Die taz wollte dort mit den Ehrenamtlichen und den Kun­d:in­nen sprechen. Da hätte man sicher einiges erfahren über Menschen, denen es nicht gut geht, die womöglich wütend sind, sich abgehängt fühlen, und was sie über die AfD denken. Doch die Mitarbeiterin des Pfarrverbandes schreibt in einer Email: „Nach Rücksprache mit unserem Verwaltungsleiter muss ich Ihnen mitteilen, dass wir uns zu politischen Themen nicht äußern.“ Womöglich haben die Kirchenleute Angst vor den Rechten.

Der größte Arbeitgeber vor Ort trägt einen sehr bürokratischen Namen und scheut die politische Positionierung nicht: „Einrichtungsverbund Steinhöring“, kurz EVS. 400 Beschäftigte kümmern sich auf dem weitläufigen Areal um 600 Menschen mit Behinderung. Es gibt Werkstätten, Gartenbau, Tagesstätten, Wohnhäuser, Schwimm- und Turnhalle. Ehrenamtliche begleiten die Menschen zum Gottesdienst, gehen mit ihnen spazieren. Im Weiher wird gern geangelt, Motorradfahrer nehmen die Leute immer wieder in den Beiwagen und machen Ausfahrten.

Bürgermeisterin Martina Lietsch (links) und Gertrud Hanslmeier Foto: Quirin Leppert

Die Leiterin des EVS Gertrud Hanslmeier ist ins Café Wunderbar gekommen, das Teil des EVS ist und hat Steinhörings parteilose Bürgermeisterin Martina Lietsch gleich mitgebracht. „Vielfalt und Respekt sind uns in jeder Hinsicht sehr wichtig“, sagt Hanslmeier. Das gelte auch für die Mitarbeiter:innen, für Hautfarbe oder geschlechtliche Orientierung.

Die AfD lehnt der Einrichtungsverbund ganz klar ab, wie andere Organisationen von und für Menschen mit Behinderung auch. Der Lebenshilfe-Verband etwa sagt: „Teilhabe statt Ausgrenzung: Keine Stimme für die AfD.“ Die Gruppen sehen sehr genau, wie die AfD und andere Rechtsradikale behinderte Menschen diskriminieren und ausgrenzen wollen. Sie wettern gegen Inklusion, der völkisch-nationale Hardliner Maximilian Krah – Neumitglied des Bundestages – hat etwa gegen die „Tagesschau in einfacher Sprache“ gehetzt und sie als „Nachrichten für Idioten“ bezeichnet.

Rechte Normalitätsphantasien

„Die Zusammenarbeit mit dem EVS ist hervorragend“, lobt Bürgermeisterin Martina Lietsch. Auf dem Areal werden Festivals veranstaltet und offene Tage, im Ort würden die Menschen mit ­Behinderung als selbstverständlich wahrgenommen und freundlich behandelt. „Es hetzt niemand gegen sie.“ Über die 18,9 Prozent AfD-Stimmen sagt sie kühl: „Ich nehme das zur Kenntnis.“

Auf dem ehemaligen Gelände des Lebensborn Heims Hochland befindet sich heute der Einrichtungsverbund Steinhöring Foto: Quirin Leppert

Das EVS-Gelände hat eine schlimme, dunkle Vergangenheit. Hier befand sich im Nationalsozialismus das erste und zentrale Heim der von der SS betriebenen Rasseorganisation „Lebensborn“. Ledige Schwangere, die als „arisch“ und damit wertvoll galten, sollten hier wie auch in anderen Häusern in Deutschland und Europa ihre Kinder entbinden können, als Nachwuchs für Hitlers Krieg. Blonde und blauäugige Kinder in den von den Nazis besetzten Gebieten wurden den Eltern entrissen, zwangsadoptiert und in linientreue Familien gesteckt. Diese Geschichte zeigt, wohin rechte Normalitätsfantasien führen können. Und nun leben genau hier Menschen, die Hitler mit den Euthanasieprogrammen ermordet hätte und ermordet hat.

Haben die sehr angesehene Behinderteneinrichtung, die Lebensborn-Vergangenheit und die AfD-Wähler in Steinhöring eine Verbindung? Gibt es da Linien? Letztlich irgendwie nicht, die Leiterin und die Bürgermeisterin schütteln die Köpfe. Aus einem Saal nebenan schallt laute Musik, Disco­lieder aus den 70ern, Hardrock aus den 90ern. Es wird Fasching gefeiert, inklusiv mit allen. Ganz normal.

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13 Kommentare

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  • "Die Bevölkerung ist beunruhigt, die gefühlte Sicherheit nicht mehr so wie früher"



    DAS ist für mich der entscheidende Ansatzpunkt. Von progressiven Stimmen wird immer auf die 'gefühlte Sicherheit' abgestellt und damit das Thema als falsche Wahrnehmung abgetan.



    Das ist aber falsch, denn die Sicherheit hat sich massiv verschlechtert. Es ist kein bloßes Gefühl - kein Dorffest, kein Jahrmarkt, kein Weihnachtsmarkt mehr ohne Poller, Sicherheitskontrollen und deutlich erhöhtem Sicherheitspersonal.



    Es ist eben nicht nur ein Gefühl - früher war das alles ohne derartige Sicherheitsbarrieren möglich.



    Die progressive Seite muss endlich darauf eingehen das sich die Lage verschlechtert hat. Denn ansonsten überlassen sie diesen fruchtbaren Acker allein der rechten Propaganda - die freilich nur die Taten ausländischer Täter in den Fokus stellt und die Einheimischer oder rechter Akteure (Stichwort Magdeburg) unter den Teppich kehrt oder verklärt.



    Es muss in der Gesellschaft eine ehrliche Diskussion nach dem Warum der zunehmenden Wahnsinnstaten geführt werden - weiterhin ignorieren mästet nur die AfD und zersetzt unsere Gesellschaft immer tiefer.

    • @Farang:

      Auch Auseinandersetzungen mit Schwerverletzten und Toten hat es in der Vergangenheit auf Festen schon immer gegeben und auch vermehrt. Was es nicht gab, Internet und Smartphone und die sog. sozialen Netzwerke, wo sich jede Tat, wie der Name viral schon andeutet wie eine Krankheit ausbreitet. Früher stand das dann wenn schnell ging in der Tageszeitung oder kam mal im Radio, in die Tagesnachrichten des Fernsehens schafften es nur besonders schwere Fälle.



      Ich kann im Onlinearchiv meiner regionalen Tageszeitung seit 1945 suchen und da sind die schweren Fälle von Gewalt auf Festen gehäuft ab Anfang der 1950er aufgetreten, hatten dann Ende der 1970, Anfang der 1980er nochmal eine Spitze, weil Neonazigewalt dort zunahm und sank dann kontinuierlich.

      Was will man denn über das Warum der "Wahnsinnstaten" diskutieren, bei Wahnsinn handelt es sich um ein psychisches Krankheitsbild, was man vielleicht behandeln kann, wenn man es vorher erkennt. Aber wie will man das erkennen, gegenseitige Dauerüberwachung, jährliche Hauptuntersuchung beim Psychater und wenn man durchfällt in die Klappse?

      • @Axel Schäfer:

        "Auseinandersetzungen" auf Festen sind was anderes, als Taten mit Fahrzeugen, bei denen versucht wird, möglichst viele Menschen zu töten.

        Bei Auseinandersetzungen kann man die Strategie entwickeln, sich rauszuhalten. "Dann passiert einem nichts. ", meint man.

        Bei Anschlägen ist offensichtlich, dass diese Strategie nicht mehr funktioniert.

        Zudem wurde in Bezug auf Magdeburg diskutiert, dass der Weihnachtsmarkt ja nachlässig gesichert gewesen wäre.

        Der Eindruck, die Sicherheitslage habe sich verschärft, wird dadurch implizit bestätigt.

        Da muss man die Subjektivität des Unsicherheitsgefühls nicht mehr diskutieren.

        Früher waren Prügelei auf Schulhöfen Standard.

        Aber niemand ist mit einer Pumpgun in die Schule gegangen und hat ein Dutzend Kinder und Lehrer umgelegt.

        In der Grundschule übt man heute das Verhalten bei Amoklagen.

        Alles nur die bösen Medien und die menschliche Unzulänglichkeit, die mit Wahrscheinlichkeiten nicht umgehen kann?

      • @Axel Schäfer:

        "Auch Auseinandersetzungen mit Schwerverletzten und Toten hat es in der Vergangenheit auf Festen schon immer gegeben und auch vermehrt."



        Bin ich voll bei ihnen - das waren aber, wie sie es sagen, Auseinandersetzungen, also Streitereien zwischen Zweien oder Mehreren.



        Die Amoktaten von heute sind aber kein mehr-Parteien-Konflikt...



        Warum bricht sich zunehmend (scheinbar) anlasslose Gewalt ihren Weg und warum ist das Ziel zunehmend maximale Zerstörung?



        Messer und Autos gab es auch schon vor 20, 30 und 50 Jahren - damit wahllos so viele Menschen wie möglich im öffentlichen Raum maximal zu schädigen ist hingegen eine Erscheinung der letzten Jahre die immer häufiger auftritt.



        Darüber muss diskutiert werden.

        • @Farang:

          Habe gerade wieder einen AfD-Neuwähler im Urlaub gesprochen: Wohnt im Rentner-Oberklasse-Hotel und meint, Politiker verdienen zu viel. Beginnt das Gespräch gleich mit der aktuellen Amok- Fahrt und schwärmt von seinen Internet-Quellen (mit den alternativen Fakten), als wenn er endlich „die Wahrheit“ erfahren würde.



          Für mich sind das aufgescheuchte Hühner, die von AfD & Co. mit Telefonbetrügermethoden à la Enkeltrick und Schockanrufen die Angst „ injiziert“ bekommen, die sie denkunfähig macht.



          Und ich muss Axel Schäfer Recht geben, wenn er das Internet mit als Grund anführt: Da findet auf breiter Front Radikalisierung statt. Den Leuten geht es tatsächlich gut - wie im Artikel beschrieben- aber im Kopf werden Angst, Diskriminierung, Neid und Hass erzeugt. „Da muss doch jemand was machen!“-Wunsch aus Mangel an Medienkompetenz.



          Wieviel Terror-Tote gibt es in D? Zweistellig, aber jeder kommt zigfach in die Headlines und wird politisch instrumentalisiert. Über hundert Femizide jedes Jahr, aber nur die paar perversen schaffen es in die Zeitung. Knapp 200 Fahrradfahrer werden jedes Jahr von PKWs totgefahren.



          Oder: Über 5000 syrische Ärzte und ca. 8000 Pflegekräfte arbeiten bei uns. Egal?

          • @Christian Lange:

            Zitat: "Oder: Über 5000 syrische Ärzte und ca. 8000 Pflegekräfte arbeiten bei uns. Egal?"

            Ja. Die sollten ja sofort "nach Hause", kaum daß Assad in Moskau gelandet war: www.ad-hoc-news.de...-syrische/66255533



            Gut, der Spahn hatte schon zu seiner Zeit als Gesundheitsminister ein gespaltenes Verhältnis zu stationären Einrichtungen www.aerzteblatt.de...-89ba-eff57390a41c aber der Widerspruch aus der eigenen Partei schien überschaubar. Zur Erinnerung: Das war kurz vor Weihnachten - letzten Jahres. Zum einen muß die Exekutive, wenn die Politik Staccato fordert, zwangsläufig zu den "low hanging fruits" greifen, also Menschen, die man mit Sicherheit antreffen kann. Und das sind nun mal die gut integrierten, die morgens zur Arbeit gehn und ihre Kinder in die Schule schicken.

            Zum anderen interessiert sich auch nur der Teil der Bevölkerung für Krankenhäuser und Pflegeheime, der bzw. dessen Angehörigen die Einrichtungen brauchen. Allen anderen ist das Thema ziemlich egal.

          • @Christian Lange:

            Das Internet ist in der Tat ein riesiges Problem bezüglich der unkontrollierbaren Hetze und gesteuerten Berichterstattung gewisser Akteure.



            Bezüglich ihrer Aussage "Über 5000 syrische Ärzte und ca. 8000 Pflegekräfte arbeiten bei uns" will ich dennoch einmal vorrechnen:



            In Deutschland kommen auf 1000 Menschen ungefähr 4,5 Ärzte.



            Wenn ich nun die 5000 syrischen Ärzte auf die 1 Million syrische Menschen aufteile die sich aktuell in Deutschland aufhalten, dann lande ich bei 5,0 pro 1000.



            Das belegt hervorragend, dass syrische Zuwanderer eben nicht unsere Gesellschaft oder unser Krankensystem über Gebühr belasten - es widerlegt also eindeutig rechte Hetze.



            Es widerlegt aber auch linke Stimmen die gerne behaupten, dass syrische Ärzte für unser Gesundheitssystem unverzichtbar seien.



            Die Rechnung beweist nüchtern betrachtet, dass sich syrische Zuwanderer bezüglich Ärzten nach einem fast identischen Schlüssel wie die deutsche Bevölkerung verteilen - 4,5 zu 5,0 auf 1000 Menschen.

  • Also von den Mitarbeitern des Heims wählen sicher 20%+ AfD, deren Nachtbasis ist ja auch die arbeitende Bevölkerung Deutschlands und nicht die Rentner.



    Frau Mellinger bringt es doch gut auf den Punkt: „In jeder Schicht kann man irgendeine Erklärung konstruieren, um Nazis zu wählen.“



    Oder anders vormuliert: Jeder hat seine individuellen Gründe zur Wahl der AfD. Etwaige Äußerungen eines AfD-Kaders unwertes Leben zu entfernen nimmt doch keiner ernst, der in einem Heim arbeitet. Doch ist sie der Meinung Ausländer kriegen alles umsonst, während ihr Heim um alles kämpfen muss. Und die da oben, die mit dem Staat verwandelt sind wie Politiker, Beamte, Reiche und ihre Heimleitung, denen muss mal so richtig jemand vors Schienbein treten.

  • Mal davon abgesehen, dass sehr rechtes Gedankengut traditionell zu Bayern gehört, ist es mit dem "dort ist doch alles ok" leider nicht genug. Gerade durch die existierende Medienhetze gegen Asylanten - oder seien wir ehrlich: eigentlich gegen alle, die dunklere Haut haben - reicht es völlig, "besorgt zu sein" und "Angst zu haben". Den Menschen ist hinreichend von den Medien eingeredet worden, dass jeder Weihnachtsmarkt quasi eine Todesfalle ist.

    Es hat sich ja auch gezeigt, dass diese völlig verdrehte SIcht auf die Welt noch besser funktioniert, wenn man möglichst wenig Ausländer tatsächlich kennt. Und ich kenne genug Leute, die dann sofort in die 10 Türken, die "ja ok sind", trennen zu den Millionen anderen Asylanten, die es eben nicht sind - genauer: die sie nicht kennen.

    So gut kann es bei der Medienlage keinem noch so beschaulichen bayrischen Dorf gehen, dass die Angst vorm schwarzen Mann nicht zieht.

    Und hier genau müsste endlich endlich endlich etwas getan werden!Medien müssen in die Pflicht genommen werden, nicht Einzelfälle herauszustellen als wäre sie die Normalität. Mutet Menschen Kriminalstatistiken zu statt sowas!

    • @Jalella:

      Das würde auch bedeuten, dass bei tödlichen rassistischen Angriffen auf rassifizierte Menschen Medien in die Pflicht genommen werden sollten, diese Einzelfälle nicht mehr herauszustellen, weil sie in der Kriminalstatistik nicht



      häufig sind.

      Finden Sie bei der AfD sofort Freunde ...

      Haben Sie den taz-Artikel gelesen, wonach Innenstädte allgemein für Kfz gesperrt werden sollten, weil dort Anschläge mit Autos stattfinden und sie "quasi zur Todesfalle werden" - wie Sie es formulieren - könnten?

      Wollen Sie die taz da mehr in die Pflicht genommen wissen?

    • @Jalella:

      "Medien müssen in die Pflicht genommen werden nicht Einzelfälle herauszustellen"



      Medien in die Pflicht nehmen zu wollen WIE sie zu berichten haben und WORÜBER ist das genaue Gegenteil von Pressefreiheit.



      Und wer soll das überhaupt entscheiden? Ein Ethikrat? Politiker? Ein geloster Bürgerrat?



      Das was sie vorschlagen mündet in zensierter Presse. Dann hätten wir in der Tat genau jene 'Systemmedien' wie es rechte Akteure jetzt schon fälschlicherweise behaupten.

      • @Farang:

        Guter Journalismus kostet halt. Die Abwärtsspirale dreht sich seit Jahrzehnten. Aber die Verlautbarungen der Polizei gibt es ja für lau. Daß diese Quelle auf mancher Plattform mittlerweile für gefühlte vier Fünftel der Berichterstattung sorgt, macht die Stimmung nicht besser.

        • @dtx:

          Absolut richtig, guter Journalismus kostet, das Problem: wer soll dafür zahlen und wieviel...



          Das Modell des ÖRR ist diskutabel, abseits der rechten Hetze sehe ich da tatsächlich große Probleme in der unparteiischen Berichterstattung - ob linke Berichterstattung dort überwiegt ist je nach persönlichem Standpunkt freilich eine Ansichtssache, was aber definitiv ein Problem ist, ist das Regierungsparteien dort nachweislich überproportional gehört werden.



          Eigentlich müsste es da etwas wie einen Schlüssel geben bezüglich Sendezeit pro Parlamentspartei und wie umgehen mit Parteien die es nun nicht ins Parlament geschafft haben...?



          Von Volt über Freie Wähler bis FDP haben ALLE, auch die Kleinstparteien, eigentlich einen gewissen Anspruch zumindest partiell in einem ÖRR der gebührenfinanziert ist, stattzufinden 🤷‍♂️



          Unser ÖRR ist da alles andere als gut aufgestellt was ihn so leicht angreifbar macht für die Kritik von rechts, die in ihrem Vorwurf unsauber und auch dramatisierend ist, aber leider doch einen exitierebden Missstand anprangert