Ärger um Konzert in Düsseldorf: Holzfällen für Ed Sheeran
Für ein Konzert des Popstars sollen über 100 Bäume gefällt werden. Das macht Umweltschützer sauer. Jetzt werden auch noch Sicherheitsbedenken laut.
Gegen die Pläne des Veranstalters „FKP Scorpio“ gab es bereits öffentliche Proteste. Zwar plant die Stadt Düsseldorf, zum Ausgleich der Fällungen auf dem Messeparkplatz 300 neue Stadtbäume zu pflanzen, der Stadtverband des NABU Düsseldorf kritisiert jedoch, dass sich die Organisator*innen nicht mit ausreichend zeitlichem Vorlauf nach einer umweltverträglicheren Alternative für die Großveranstaltung umgesehen hätten.
Auch die Baumschutzgruppe Düsseldorf forderte bereits im April von Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD), das Konzert an einen umweltverträglicheren Ort zu verlegen. So könne beispielsweise auch die Esprit Arena Düsseldorf für das Ed-Sheeran-Konzert herhalten – diese bietet zwar nur Platz für etwas mehr als 54.000 Gäste, könnte aus Sicht der Umweltschützer*innen notfalls jedoch an zwei Abenden für die 84.000 Sheeran-Fans, die schon im Besitz eines Tickets sind, bespielt werden.
Die Natur hat Ed Sheeran in Nordrhein-Westphalen nicht zum ersten Mal einen Strich durch die Rechnung gemacht: Sein Konzert sollte zunächst auf dem Flughafengelände Essen/Mülheim stattfinden, wofür jedoch die unter Artenschutz stehende Feldlerche ihre Brutstätte hätte räumen müssen. Der Veranstalter schlug vor, die betroffenen Vögel auf künstlich angelegte Ausgleichsflächen in der Nähe umzusiedeln. Der örtliche NABU protestierte – und konnte sich durchsetzen.
Auch die Sicherheitslage wird in Frage gestellt
Mit Blick auf die Loveparade-Katastrophe im Jahr 2010 in Duisburg wird das Ed-Sheeran-Konzert auf dem Düsseldorfer Messeparkplatz jetzt auch zunehmend wegen Sicherheitsbedenken infragegestellt. Da die Baugenehmigung für das Gelände erst am 13. Juni erteilt werden soll, bleiben im Anschluss nur knappe 6 Wochen Zeit, um den Ort auf Sicherheitsaspekte hin zu prüfen.
Die Westdeutsche Zeitung zitiert den Verkehrsforscher Michael Schreckenberg, der in die Aufarbeitung der Loveparade-Katastrophe in Duisburg involviert war. Aus Sicht des Wissenschaftlers würden 6 Wochen Vorlauf nicht reichen, um die Sicherheit der Besucher des geplanten Konzerts gewährleisten zu können.
Der Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) hatte angesichts der Kritik mit Schreckenberg telefoniert. Am Mittwoch versicherte er, dass wohl alle Städte die Vorkommnisse in Duisburg vor Augen hätten, wenn es um die Genehmigung von Großveranstaltungen gehe. Auch deshalb werde bei der Prüfung des Sicherheitskonzeptes besonders sorgfältig vorgegangen.
Ob die Genehmigung für die baulichen Veränderungen des Messeparkplatzes erteilt wird und die 84.000 Fans am 22. Juli Ed Sheeran beim Singen zujubeln können, bleibt also unklar.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Syrien nach Assad
„Feiert mit uns!“