Ärger mit Möwen: Die Mistviecher
Sie stoßen auf Fischbrötchen herab, schielen gierig aufs Abendessen und verschonen selbst Finger nicht. Wie wehrt man sich bloß gegen Möwen?
Wenn es ums Teilen geht, verstehe ich keinen Spaß. Vor allem nicht, wenn es um das Teilen von Essen geht. Da habe ich mich bereits energisch gegen meine drei verfressenen Geschwister durchgesetzt und später gegen meine jeweiligen Freunde, die es aus irgendeinem Grund für normal hielten, einen Teil meiner Portion auf dem Teller für sich zu beanspruchen.
Gegen sie alle habe ich meine Pommes, meine Spaghetti Bolognese und meine Sushi-Röllchen erfolgreich verteidigt. Wenn es sein musste, unter Einsatz physischer oder psychischer Gewalt. Deshalb dachte ich auch lange, ich sei unbesiegbar. Bis ich letztes Jahr auf Sylt meinen Endgegner kennengelernt habe, Pardon, meine Endgegnerin: die Möwe.
Ich hatte mich gerade auf einen Mauervorsprung gesetzt, vor mir der Sand, das in der Sonne glitzernde Meer und eines dieser leckeren Fischbrötchen in der Hand – ein Moment, den ich monatelang herbeigesehnt hatte –, da schießt in irrem Tempo eine Möwe herab und schnappt sich das Brötchen. Meinen Finger hat sie zwar nur gestreift, aber weh tat es trotzdem.
Noch schmerzhafter war allerdings der Verlust des Fischbrötchens. Ehrlich, Möwe: Als gäbe es nicht genug Fische im Meer, direkt vor deinem Schnabel! Ich dachte an den Clownfisch-Papa von „Findet Nemo“ und wünschte mir, dass auch zu mir ein Pelikan geflogen kommt und mich vor den gefräßigen Möwen rettet.
Bis zu 18 Tüten Chips pro Tag
Dieses Jahr traf ich sie wieder, beziehungsweise eine ihrer Verwandten, in Porto. Ich war gerade im Begriff, mein erstes selbst gekochtes Abendessen des Urlaubs zu mir zu nehmen, auf meinem Balkon, mit Blick auf die Stadt, da sehe ich aus dem Augenwinkel, wie mich eine Möwe taxiert. Bei der Suche nach einem Ferienapartment war ein Balkon für mich unverhandelbar. Die Pasta aß ich dann drinnen.
Forscher:innen haben übrigens kürzlich bei einem Experiment herausgefunden, dass Möwen, die wie wir Allesfresser sind, sich gerne an den Essensgewohnheiten von Menschen orientieren. So bedienten sich die Testvögel am liebsten an der Tüte Chips, die zuvor von einer menschlichen Hand angesteuert worden war. Wir Menschen als zweckdienliche Vorkoster also – Prost Mahlzeit.
Einem anderen Zeitungsbericht zufolge kann es dabei durchaus vorkommen, dass so eine fresslustige Möwe bis zu 18 Tüten Chips pro Tag stibitzt. Aber auch sämtliche andere Speisen, die wir Menschen auf der Strandpromenade oder an einem anderen salzwassernahen Ort zu uns nehmen, sind gern gesehene Leckerbissen.
Ein britischer Zoo machte gerade erst damit auf sich aufmerksam, dass er menschliche Vogelscheuchen einstellen wollte, die in voluminösen Adlerkostümen die Möwen in die Flucht schlagen sollen.
Vielleicht leihe ich mir vor meinem nächsten Urlaub etwas Ähnliches im Kostümfundus aus. Dann werde ich am Strand zwar nicht richtig braun, dafür kann ich dann dort wenigstens in Ruhe essen.
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