Actionkomödie „Fatman“ als VoD: Der Weihnachtsmann ist aggro
Der umstrittene Schauspieler Mel Gibson gibt in der satirischen Actionkomödie „Fatman“ einen zerknautschten, aber glücklich verheirateten Santa Claus.
Inhaltsverzeichnis
Wie auch immer wir es feiern werden: Weihnachten kommt und mit dem Fest der Liebe auch die Möglichkeit, alte und neue Weihnachtsfilme zu sehen, diesmal allerdings nur im Fernsehen oder dem Streamingdienst der Wahl.
Die Antwort auf die Frage, was genau ein Weihnachtsfilm ist, hat sich dabei im Lauf der Jahre ein wenig geändert: Einst zählte da nur so offensichtliches wie „Ist das Leben nicht schön“, später vielleicht noch „Die Muppets-Weihnachtsgeschichte“, doch schon ein moderner Klassiker wie „Kevin – Allein zu Haus“ spielte zwar um Weihnachten, war jedoch ein Weihnachtsfilm der offensichtlich anderen Art.
Noch weiter gehen Menschen, die „Bad Santa“ bevorzugen, in dem Billy Bob Thornton einen saufenden, fluchenden, vögelnden Weihnachtsmann gibt, andere wiederum bezeichnen den Bruce-Willis-Action Kracher „Stirb langsam“ als den Weihnachtsfilm schlechthin, nicht ganz zu Unrecht, schließlich spielt auch er an Weihnachten und am Ende ist eine Familie in Liebe vereint.
Vielleicht ist das der Kern des wahren Weihnachtsfilms, wie viel vorher auch geflucht wird, wie viel auch zu Bruch geht, bevor die Kerzen angezündet werden können: die Rückbesinnung auf familiäre Werte, ein zumindest kurzfristiges Loslösen von materiellen Begierden, das besinnliche Sitzen um den Weihnachtsbaum.
„Fatman“. Regie: Eshom Nelms, Ian Nelms. Mit Mel Gibson, Walton Goggins u. a. USA 2020, 100 Min. Läuft als Video on Demand
Ernst nehmen kann den Mythos vom Weihnachtsmann ohnehin niemand, der älter als fünf ist, auch wenn die Geschichte vom beleibten Mann mit Rauschebart, der irgendwo im Norden haust und zusammen mit seinen Elfen Geschenke herstellt, ohne Frage etwas hat.
Das Gegenteil vom kinderliebenden Geschenkeonkel
Mit diesem Wunschtraum spielt auch „Fatman“, ein Weihnachtsfilm des Regieduos Eshom und Ian Nelms, der mit einer schier absurden Besetzungsidee aufwartet: Kein Geringerer als Mel Gibson spielt den Weihnachtsmann beziehungsweise Chris Cringle, was kein moderner Fantasiename ist, sondern im angelsächsischen Raum eine Bezeichnung für Santa Claus.
Mit seinem Rauschebart und seiner inzwischen eher kräftigen Statur entspricht Gibson fraglos dem Klischee des Weihnachtsmannes. Andererseits ist seine von Wutausbrüchen und antisemitischen Tiraden geprägte öffentliche Persona so ziemlich das Gegenteil des Bilds vom kinderliebenden Geschenkeonkel.
So ahnt man schon beim ersten Blick auf Gibson, dass dieser Weihnachtsmann nicht nur ganz offensichtlich an beruflich bedingten Depressionen leidet, sondern auch ein gewaltiges Aggressionspotenzial hat. Und das braucht er dringend, denn der von seinem Geschenk – ein Brocken Kohle – enttäuschte kleine, aber durch und durch verdorbene Billy (Chance Hurstfield) hat dem Weihnachtsmann einen Killer (Walton Goggins) auf den Hals gehetzt.
Überdrehte Satire
Eine hübsch absurde Prämisse, angereichert mit genug seltsamen Ideen, um auch dann bei der Stange zu halten, wenn der Tonfall einmal mehr durcheinander gerät. Zwischen überdrehter Satire und zynischem Antiweihnachtsfilm bewegen sich die Nelms-Brüder in „Fatman“, haben anfangs etwa viel Spaß mit dem zwölfjährigen Billy, der selbst einen zweiten Platz beim Jugend-forscht-Projekt zum Anlass nimmt, den Killer anzurufen, vergessen seine Figur bald aber völlig.
Empfohlener externer Inhalt
Trailer „Fatman“
Am Ende ist es dann doch die Gravitas des inzwischen 63-jährigen Mel Gibson, dessen zerfurchtes, gezeichnetes Gesicht erschöpft und weltmüde wirkt. Doch auch sein Chris Cringle kann sich am Ende der Heimeligkeit der Weihnacht nicht entziehen, nicht zuletzt dank Frau Santa, gespielt von der französischen Schauspielerin Marianne Jean-Baptiste.
Noch so eine ungewöhnliche Idee in einem Film, der mehr als Einzelteil denn als Summe funktioniert, aber wie alle guten Weihnachtsfilme im Kreis der Familie ein besinnliches Ende findet. Frohes Fest!
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