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Achtelfinale Uruguay – PortugalMöbel mischen munter mit

Vor Uruguay gegen Portugal lasen WM-Propheten im Bodensatz der Nationalgetränke. Ihr Urteil: Dieses Spiel wird defensiv. Von wegen.

„Die Urus können nur verteidigen“ – gähn! Edinson Cavani trifft zum 1:0, später auch zum 2:1 Foto: AP

Die Voraussetzungen: Im Olympiastadion in Sotschi treffen Uruguay und Portugal aufeinander. Uruguay hat sich in der Diktatorengruppe A als einziges demokratisches Land problemlos als Erster durchgesetzt. Trainer Oscár Tabárez kündigt ein eher defensives Spiel gegen Portugal an, Fernando Muslera ist der einzige Torwart der Vorrunde ohne Gegentor, vorne hat Uruguay einen starken, ähem, Biss. Portugal kam in Gruppe B auf Platz 2, einen großen Anteil daran hat mit vier Toren Cristiano Ronaldo.

Von allen Achtelfinalspielen scheint dieses das Ausgewogenste zu sein, es riecht streng nach Verlängerung und Elfmeterschießen. Mehr als 90 Prozent aller Tipps lauten vor dem Spiel 0:0 (nach 90 Minuten).

Das Ergebnis: 2:1 (1:0).

Das Spiel: Ging gut los: Luis Suarez flankt, Edinson Cavani hält die Rübe rein, Tor (7.). Ronaldo hat zwei Chancen (6./11.). Die Defensiv-Propheten haben den Bodensatz der Mate- und Portwein-Gläser nicht gut genug gelesen. Ein im Mittelfeld extrem verdichtetes, munteres Spiel entwickelt sich. Suarez' Freistoß ist nicht präzise genug (22.), Ronaldos Freistoß (32.) rumst in die Mauer. Portugal rennt an, hat hohe Bälle, Uruguay hat Muslera. Cavani will nochmal (45+2.).

So geht es erstmal weiter. Raphael Guerreiro hält aus der Distanz drauf (52./77.). Und Pepe trifft nach einer Ecke per Kopf (55.) zum 1:1. Wird es jetzt endlich defensiv, bis Verlängerung und Elfmeterschießen das Zepter übernehmen? Ach was, Cavani schlenzt nach sauberem Konter an Rui Patricio vorbei zum 2:1 ein. Portugals Torwart wirkt dabei beweglich wie ein Lehnstuhl (siehe Architekturkritik). Bernardo Silva schießt übers Tor (69.), Cavani muss raus (71.), für ihn kommt Christian Stuani. Portugal will. Portugal drängt. Uruguay steht. Muslera hält. Uruguay kontert. Vier Minuten Nachspielzeit. Same, same, Murmeltiertag.

Architekturkritik: Raum ist anderswo, die ersten Minuten, die zweite Hälfte der ersten und große Teile der zweiten Halbzeit sind ein Alptraum für Innenarchitekten. Alles vollgepackt mit defensiv ausgerichteten Spielern, die ihren Job hervorragend machen und oft auch nur wie ein Kanapee oder ein Sideboard im Weg stehen.

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Ronaldo oder Messi? Beide raus. Das Stürmerkollektiv Cavani/Suarez überragt Solisten. Starker Auftritt.

Und nun? Im Viertelfinale wartet Frankreich. Uruguay sollte gegen den exzellenten französischen Angriff schnell eine Fortbildung bei noch erfahreneren Betonwerkern buchen.

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